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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die V. Frag.
an einer Einöde/ wann Lebens gefahr verhanden/
teuffen könne/ und solle? ist eine andere Frag/
darauff D. Luther also antwortet: Jsts aber sa-
che/ daß ein Weib mit der Geburt so gar unverse-
hens übereilet würde/ und das Kind so schwach
were/ daß es verscheiden möcht/ ehe Sie jemand
darzu künte ruffen/ in disem Fall mag sie das
Kind allein teuffen/ stirbt es alsdenn/ so ist es wol
gestorben/ und hat die rechte Tauff empfangen/
welches die Mutter in keinen Zweiffel stellen solle.
So aber das Kindlein am Leben bleibt/ soll die
Mutter von solcher ihrer Tauffe keinem Men-
schen nichts vermelden/ sondern still schweigen/
und nachmals das Kind/ nach Christlicher Ord-
nung/ und Gebrauch/ zur öffentlichen Tauffe
bringen. Und diese andere Tauffe soll und kan für
keine Widertauff gerechnet werden/ &c. Denn sie
allein darum geschicht/ daß der Mutter/ als einer
einigen Person/ sonderlich umb solcher wichtigen
Sach/ daran der Seelen seligkeit gelegen/ gar
nicht gegleubet mag werden; und solche ihre Tauf-
fe kein Zeugnis hat/ darum der öffentliche Tauf-
fe hoch vonnöthen. S. D. Ioan. Forsterum prob-
lens. 4. & 6. decaed. 2. de Baptismo,
da Er/ in dem
letztern/ auch den D. Lutherum, wider den Gretse-
rum,
schutzet/ und vertheidiget/ welcher in Luth.
Acad.
Jhn/ den D. Luthern/ der Widertäufferi-
schen Schwermerey/ wegen des hieoben gegebenen
Rahts/ wann eine Mutter ihr Kindlein/ ohne

bey-

Die V. Frag.
an einer Einoͤde/ wann Lebens gefahr verhanden/
teuffen koͤnne/ und ſolle? iſt eine andere Frag/
darauff D. Luther alſo antwortet: Jſts aber ſa-
che/ daß ein Weib mit der Geburt ſo gar unverſe-
hens uͤbereilet wuͤrde/ und das Kind ſo ſchwach
were/ daß es verſcheiden moͤcht/ ehe Sie jemand
darzu kuͤnte ruffen/ in diſem Fall mag ſie das
Kind allein teuffen/ ſtirbt es alsdenn/ ſo iſt es wol
geſtorben/ und hat die rechte Tauff empfangen/
welches die Mutter in keinen Zweiffel ſtellen ſolle.
So aber das Kindlein am Leben bleibt/ ſoll die
Mutter von ſolcher ihrer Tauffe keinem Men-
ſchen nichts vermelden/ ſondern ſtill ſchweigen/
und nachmals das Kind/ nach Chriſtlicher Ord-
nung/ und Gebrauch/ zur oͤffentlichen Tauffe
bringen. Und dieſe andere Tauffe ſoll und kan fuͤr
keine Widertauff gerechnet werden/ &c. Denn ſie
allein darum geſchicht/ daß der Mutter/ als einer
einigen Perſon/ ſonderlich umb ſolcher wichtigen
Sach/ daran der Seelen ſeligkeit gelegen/ gar
nicht gegleubet mag werden; und ſolche ihre Tauf-
fe kein Zeugnis hat/ darum der oͤffentliche Tauf-
fe hoch vonnoͤthen. S. D. Ioan. Forſterum prob-
lens. 4. & 6. decæd. 2. de Baptiſmo,
da Er/ in dem
letztern/ auch den D. Lutherum, wider den Gretſe-
rum,
ſchutzet/ und vertheidiget/ welcher in Luth.
Acad.
Jhn/ den D. Luthern/ der Widertaͤufferi-
ſchen Schwermerey/ wegen des hieoben gegebenen
Rahts/ wann eine Mutter ihr Kindlein/ ohne

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[22/0046] Die V. Frag. an einer Einoͤde/ wann Lebens gefahr verhanden/ teuffen koͤnne/ und ſolle? iſt eine andere Frag/ darauff D. Luther alſo antwortet: Jſts aber ſa- che/ daß ein Weib mit der Geburt ſo gar unverſe- hens uͤbereilet wuͤrde/ und das Kind ſo ſchwach were/ daß es verſcheiden moͤcht/ ehe Sie jemand darzu kuͤnte ruffen/ in diſem Fall mag ſie das Kind allein teuffen/ ſtirbt es alsdenn/ ſo iſt es wol geſtorben/ und hat die rechte Tauff empfangen/ welches die Mutter in keinen Zweiffel ſtellen ſolle. So aber das Kindlein am Leben bleibt/ ſoll die Mutter von ſolcher ihrer Tauffe keinem Men- ſchen nichts vermelden/ ſondern ſtill ſchweigen/ und nachmals das Kind/ nach Chriſtlicher Ord- nung/ und Gebrauch/ zur oͤffentlichen Tauffe bringen. Und dieſe andere Tauffe ſoll und kan fuͤr keine Widertauff gerechnet werden/ &c. Denn ſie allein darum geſchicht/ daß der Mutter/ als einer einigen Perſon/ ſonderlich umb ſolcher wichtigen Sach/ daran der Seelen ſeligkeit gelegen/ gar nicht gegleubet mag werden; und ſolche ihre Tauf- fe kein Zeugnis hat/ darum der oͤffentliche Tauf- fe hoch vonnoͤthen. S. D. Ioan. Forſterum prob- lens. 4. & 6. decæd. 2. de Baptiſmo, da Er/ in dem letztern/ auch den D. Lutherum, wider den Gretſe- rum, ſchutzet/ und vertheidiget/ welcher in Luth. Acad. Jhn/ den D. Luthern/ der Widertaͤufferi- ſchen Schwermerey/ wegen des hieoben gegebenen Rahts/ wann eine Mutter ihr Kindlein/ ohne bey-

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/46>, abgerufen am 18.04.2024.