tetem Gemüth an die Betrachtung edler Kunstwerke gehe; ich kehre oft und unauf¬ hörlich zu ihnen zurück, sie bleiben meinem Sinne fest eingeprägt, und ich trage sie, so lange ich auf Erden wandle, in meiner Ein¬ bildungskraft, zum Trost und zur Erweckung meiner Seele, gleichsam als geistige Amu¬ lete mit mir herum, und werde sie mit ins Grab nehmen.
Wessen feinere Nerven einmal beweglich, und für den geheimen Reiz, der in der Kunst verborgen liegt, empfänglich sind, dessen Seele wird oft da, wo ein anderer gleich¬ gültig vorübergeht, innig gerührt; er wird des Glückes theilhaftig, in seinem Leben häu¬ figere Anlässe zu einer heilsamen Bewegung und Aufregung seines Inneren zu finden. Ich bin mir bewußt, daß öfters, wenn ich, (mit anderen Gedanken beschäftigt,) durch irgend ein schönes und großes Säulenportal
tetem Gemüth an die Betrachtung edler Kunſtwerke gehe; ich kehre oft und unauf¬ hörlich zu ihnen zurück, ſie bleiben meinem Sinne feſt eingeprägt, und ich trage ſie, ſo lange ich auf Erden wandle, in meiner Ein¬ bildungskraft, zum Troſt und zur Erweckung meiner Seele, gleichſam als geiſtige Amu¬ lete mit mir herum, und werde ſie mit ins Grab nehmen.
Weſſen feinere Nerven einmal beweglich, und für den geheimen Reiz, der in der Kunſt verborgen liegt, empfänglich ſind, deſſen Seele wird oft da, wo ein anderer gleich¬ gültig vorübergeht, innig gerührt; er wird des Glückes theilhaftig, in ſeinem Leben häu¬ figere Anläſſe zu einer heilſamen Bewegung und Aufregung ſeines Inneren zu finden. Ich bin mir bewußt, daß öfters, wenn ich, (mit anderen Gedanken beſchäftigt,) durch irgend ein ſchönes und großes Säulenportal
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tetem Gemüth an die Betrachtung edler
Kunſtwerke gehe; ich kehre oft und unauf¬
hörlich zu ihnen zurück, ſie bleiben meinem
Sinne feſt eingeprägt, und ich trage ſie, ſo
lange ich auf Erden wandle, in meiner Ein¬
bildungskraft, zum Troſt und zur Erweckung
meiner Seele, gleichſam als geiſtige Amu¬
lete mit mir herum, und werde ſie mit ins
Grab nehmen.
Weſſen feinere Nerven einmal beweglich,
und für den geheimen Reiz, der in der Kunſt
verborgen liegt, empfänglich ſind, deſſen
Seele wird oft da, wo ein anderer gleich¬
gültig vorübergeht, innig gerührt; er wird
des Glückes theilhaftig, in ſeinem Leben häu¬
figere Anläſſe zu einer heilſamen Bewegung
und Aufregung ſeines Inneren zu finden.
Ich bin mir bewußt, daß öfters, wenn ich,
(mit anderen Gedanken beſchäftigt,) durch
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/172>, abgerufen am 23.11.2024.
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