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Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ganz Recht hatte, so zu thun, wie er that, rief Marfa. Und, setzte sie etwas erröthend hinzu, ich finde, daß Zar Iwan nicht gut that, ihn zu hindern, in unsern Käficht hineinzusehen. Zar Iwan? fragte Scholastika. Possen! lachte Feodora, Marfa hat diesen Namen für den großen Schwarzen sich ausgedacht, während ich den kleinen Blonden, der das hübsche Bild gezeichnet hat, den Bojaren Crispin nenne. Du weißt, es giebt eine Komödie, wo ein hübscher junger Mann unter der Verkleidung des Bojaren Crispin sich in einem Landhause einfindet, wo er tausend tolle Streiche macht -- Mein Bojar ist aber hübscher, als dein Zar! rief Marfa. Wie! unterbrach Scholastika das Geschwätz der beiden Mädchen, ihr habt diese Herren, die sich sehr ungeziemend, wie es scheint, in unsere Kirche gedrängt haben, nur wenige Minuten gesehen, und schon seid ihr so vertraut, daß ihr von ihnen sprecht, wie von alten Bekannten! Auf welche Weise war es denn möglich, daß sie euch überhaupt gewahr werden konnten? war das Gitter nicht vorgeschoben? O das Gitter! entgegnete Marfa, das ist längst schon nicht mehr in Gebrauch. Unsere gute alte Aelteste behauptete einmal, daß die Stäbe sie verhinderten, frische Luft zu schöpfen, und seitdem ist ein Stab nach dem andern leise von seinem Posten gewichen. Jetzt ist die Loge offen. Wenn du wegen deines Bildes nicht Dispens erhalten und so lange aus der Kirche weggeblieben wärest, so wüßtest du, wie bequem wir's uns gemacht. Zu welchem Zweck auch die Absperrung? Es kommt ja

ganz Recht hatte, so zu thun, wie er that, rief Marfa. Und, setzte sie etwas erröthend hinzu, ich finde, daß Zar Iwan nicht gut that, ihn zu hindern, in unsern Käficht hineinzusehen. Zar Iwan? fragte Scholastika. Possen! lachte Feodora, Marfa hat diesen Namen für den großen Schwarzen sich ausgedacht, während ich den kleinen Blonden, der das hübsche Bild gezeichnet hat, den Bojaren Crispin nenne. Du weißt, es giebt eine Komödie, wo ein hübscher junger Mann unter der Verkleidung des Bojaren Crispin sich in einem Landhause einfindet, wo er tausend tolle Streiche macht — Mein Bojar ist aber hübscher, als dein Zar! rief Marfa. Wie! unterbrach Scholastika das Geschwätz der beiden Mädchen, ihr habt diese Herren, die sich sehr ungeziemend, wie es scheint, in unsere Kirche gedrängt haben, nur wenige Minuten gesehen, und schon seid ihr so vertraut, daß ihr von ihnen sprecht, wie von alten Bekannten! Auf welche Weise war es denn möglich, daß sie euch überhaupt gewahr werden konnten? war das Gitter nicht vorgeschoben? O das Gitter! entgegnete Marfa, das ist längst schon nicht mehr in Gebrauch. Unsere gute alte Aelteste behauptete einmal, daß die Stäbe sie verhinderten, frische Luft zu schöpfen, und seitdem ist ein Stab nach dem andern leise von seinem Posten gewichen. Jetzt ist die Loge offen. Wenn du wegen deines Bildes nicht Dispens erhalten und so lange aus der Kirche weggeblieben wärest, so wüßtest du, wie bequem wir's uns gemacht. Zu welchem Zweck auch die Absperrung? Es kommt ja

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[0042] ganz Recht hatte, so zu thun, wie er that, rief Marfa. Und, setzte sie etwas erröthend hinzu, ich finde, daß Zar Iwan nicht gut that, ihn zu hindern, in unsern Käficht hineinzusehen. Zar Iwan? fragte Scholastika. Possen! lachte Feodora, Marfa hat diesen Namen für den großen Schwarzen sich ausgedacht, während ich den kleinen Blonden, der das hübsche Bild gezeichnet hat, den Bojaren Crispin nenne. Du weißt, es giebt eine Komödie, wo ein hübscher junger Mann unter der Verkleidung des Bojaren Crispin sich in einem Landhause einfindet, wo er tausend tolle Streiche macht — Mein Bojar ist aber hübscher, als dein Zar! rief Marfa. Wie! unterbrach Scholastika das Geschwätz der beiden Mädchen, ihr habt diese Herren, die sich sehr ungeziemend, wie es scheint, in unsere Kirche gedrängt haben, nur wenige Minuten gesehen, und schon seid ihr so vertraut, daß ihr von ihnen sprecht, wie von alten Bekannten! Auf welche Weise war es denn möglich, daß sie euch überhaupt gewahr werden konnten? war das Gitter nicht vorgeschoben? O das Gitter! entgegnete Marfa, das ist längst schon nicht mehr in Gebrauch. Unsere gute alte Aelteste behauptete einmal, daß die Stäbe sie verhinderten, frische Luft zu schöpfen, und seitdem ist ein Stab nach dem andern leise von seinem Posten gewichen. Jetzt ist die Loge offen. Wenn du wegen deines Bildes nicht Dispens erhalten und so lange aus der Kirche weggeblieben wärest, so wüßtest du, wie bequem wir's uns gemacht. Zu welchem Zweck auch die Absperrung? Es kommt ja

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Zitationshilfe: Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ungern_scholastika_1910/42>, abgerufen am 24.11.2024.