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Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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den Sturm um die alten Mauern heulen zu hören und dabei ein ernstes und schweigsames Menschenantlitz vor sich zu sehen.

Wenn ich heute stiller bin, wie gewöhnlich, entgegnete Scholastika, so ist der Grund Ermüdung und Abspannung. Denke nur, wie angestrengt ich habe arbeiten müssen, um das Dutzend Bilder, die morgen in aller Frühe abgehen sollen, fertig zu haben. Und wenn Anna nicht bald kommt, so werde ich dennoch nicht der Aebtissin Wort halten können, denn mir fehlt Ultramarin. Das letzte Stäubchen in der Büchse ist aufgebraucht, und der Mantel des heiligen Andreas muß noch mit jener Farbe übermalt werden.

Annuschka wird schon kommen, gute Schola! rief Feodora und schmiegte sich liebkosend an die ernste und bekümmerte Schwester. Du weißt, das Wetter ist bei ihr kein Hinderniß; sie reitet trotz einem don schen Kosaken durch Sturm und Oede. Es wird keine halbe Stunde vergehen, und du hast dein Ultramarin. Aber, arme Schola, du darfst nicht so fleißig sein. Es taugt nicht. Deine Augen leiden darunter. Als ich ins Kloster kam, hattest du noch nicht die bläulichen Schatten, und deine Augen befanden sich nicht so tief in ihren Höhlen, wie jetzt. Du lachtest öfterer, und man hörte dich sogar zur Balaleika singen. Es wäre ein Wunder, wenn dies jetzt noch geschähe. Die lustigen Possen hast du mir und Marfa überlassen.

Scholastika sah ihre jüngere Genossin mit einem kummervollen Blick an und sagte dann: Du weißt, was

den Sturm um die alten Mauern heulen zu hören und dabei ein ernstes und schweigsames Menschenantlitz vor sich zu sehen.

Wenn ich heute stiller bin, wie gewöhnlich, entgegnete Scholastika, so ist der Grund Ermüdung und Abspannung. Denke nur, wie angestrengt ich habe arbeiten müssen, um das Dutzend Bilder, die morgen in aller Frühe abgehen sollen, fertig zu haben. Und wenn Anna nicht bald kommt, so werde ich dennoch nicht der Aebtissin Wort halten können, denn mir fehlt Ultramarin. Das letzte Stäubchen in der Büchse ist aufgebraucht, und der Mantel des heiligen Andreas muß noch mit jener Farbe übermalt werden.

Annuschka wird schon kommen, gute Schola! rief Feodora und schmiegte sich liebkosend an die ernste und bekümmerte Schwester. Du weißt, das Wetter ist bei ihr kein Hinderniß; sie reitet trotz einem don schen Kosaken durch Sturm und Oede. Es wird keine halbe Stunde vergehen, und du hast dein Ultramarin. Aber, arme Schola, du darfst nicht so fleißig sein. Es taugt nicht. Deine Augen leiden darunter. Als ich ins Kloster kam, hattest du noch nicht die bläulichen Schatten, und deine Augen befanden sich nicht so tief in ihren Höhlen, wie jetzt. Du lachtest öfterer, und man hörte dich sogar zur Balaleika singen. Es wäre ein Wunder, wenn dies jetzt noch geschähe. Die lustigen Possen hast du mir und Marfa überlassen.

Scholastika sah ihre jüngere Genossin mit einem kummervollen Blick an und sagte dann: Du weißt, was

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[0019] den Sturm um die alten Mauern heulen zu hören und dabei ein ernstes und schweigsames Menschenantlitz vor sich zu sehen. Wenn ich heute stiller bin, wie gewöhnlich, entgegnete Scholastika, so ist der Grund Ermüdung und Abspannung. Denke nur, wie angestrengt ich habe arbeiten müssen, um das Dutzend Bilder, die morgen in aller Frühe abgehen sollen, fertig zu haben. Und wenn Anna nicht bald kommt, so werde ich dennoch nicht der Aebtissin Wort halten können, denn mir fehlt Ultramarin. Das letzte Stäubchen in der Büchse ist aufgebraucht, und der Mantel des heiligen Andreas muß noch mit jener Farbe übermalt werden. Annuschka wird schon kommen, gute Schola! rief Feodora und schmiegte sich liebkosend an die ernste und bekümmerte Schwester. Du weißt, das Wetter ist bei ihr kein Hinderniß; sie reitet trotz einem don schen Kosaken durch Sturm und Oede. Es wird keine halbe Stunde vergehen, und du hast dein Ultramarin. Aber, arme Schola, du darfst nicht so fleißig sein. Es taugt nicht. Deine Augen leiden darunter. Als ich ins Kloster kam, hattest du noch nicht die bläulichen Schatten, und deine Augen befanden sich nicht so tief in ihren Höhlen, wie jetzt. Du lachtest öfterer, und man hörte dich sogar zur Balaleika singen. Es wäre ein Wunder, wenn dies jetzt noch geschähe. Die lustigen Possen hast du mir und Marfa überlassen. Scholastika sah ihre jüngere Genossin mit einem kummervollen Blick an und sagte dann: Du weißt, was

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:43:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:43:38Z)

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Zitationshilfe: Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ungern_scholastika_1910/19>, abgerufen am 23.11.2024.