Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
6.
William Lovell an Rosa.


Die kleinen Bitterkeiten in Ihrem Briefe ha-
be ich recht gut verstanden, und ich gebe zu,
daß Sie im Ganzen Recht haben mögen. Der
Scherz eines Freundes kann auf keine Weise
beleidigen.

Balder hat mitten in den Ausbrüchen seines
Wahnsinns einen Brief an mich geschrieben, in
dem mir manche Ideen dunkel sind, er ist ent-
weder seiner Heilung nahe, oder gefährlicher
krank, als je. Was ich in seinem Briefe ver-
standen habe, hat mich betrübt. Lassen Sie doch
ja etwas Acht auf ihn geben, er scheint die
Idee zu haben, sich von Neapel zu entfernen.
Er gewinnt freilich wenig, wenn man ihm das
Leben erhält, -- aber es sollte mir leid um ihn
thun, wenn er ganz zu Grunde ginge. --



6.
William Lovell an Roſa.


Die kleinen Bitterkeiten in Ihrem Briefe ha-
be ich recht gut verſtanden, und ich gebe zu,
daß Sie im Ganzen Recht haben moͤgen. Der
Scherz eines Freundes kann auf keine Weiſe
beleidigen.

Balder hat mitten in den Ausbruͤchen ſeines
Wahnſinns einen Brief an mich geſchrieben, in
dem mir manche Ideen dunkel ſind, er iſt ent-
weder ſeiner Heilung nahe, oder gefaͤhrlicher
krank, als je. Was ich in ſeinem Briefe ver-
ſtanden habe, hat mich betruͤbt. Laſſen Sie doch
ja etwas Acht auf ihn geben, er ſcheint die
Idee zu haben, ſich von Neapel zu entfernen.
Er gewinnt freilich wenig, wenn man ihm das
Leben erhaͤlt, — aber es ſollte mir leid um ihn
thun, wenn er ganz zu Grunde ginge. —



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0048" n="42"/>
        <div n="2">
          <head>6.<lb/><hi rendition="#g">William Lovell</hi> an <hi rendition="#g">Ro&#x017F;a</hi>.</head><lb/>
          <dateline>
            <placeName> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Rom</hi>.</hi> </placeName>
          </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie kleinen Bitterkeiten in Ihrem Briefe ha-<lb/>
be ich recht gut ver&#x017F;tanden, und ich gebe zu,<lb/>
daß Sie im Ganzen Recht haben mo&#x0364;gen. Der<lb/>
Scherz eines Freundes kann auf keine Wei&#x017F;e<lb/>
beleidigen.</p><lb/>
          <p>Balder hat mitten in den Ausbru&#x0364;chen &#x017F;eines<lb/>
Wahn&#x017F;inns einen Brief an mich ge&#x017F;chrieben, in<lb/>
dem mir manche Ideen dunkel &#x017F;ind, er i&#x017F;t ent-<lb/>
weder &#x017F;einer Heilung nahe, oder gefa&#x0364;hrlicher<lb/>
krank, als je. Was ich in &#x017F;einem Briefe ver-<lb/>
&#x017F;tanden habe, hat mich betru&#x0364;bt. La&#x017F;&#x017F;en Sie doch<lb/>
ja etwas Acht auf ihn geben, er &#x017F;cheint die<lb/>
Idee zu haben, &#x017F;ich von Neapel zu entfernen.<lb/>
Er gewinnt freilich wenig, wenn man ihm das<lb/>
Leben erha&#x0364;lt, &#x2014; aber es &#x017F;ollte mir leid um ihn<lb/>
thun, wenn er ganz zu Grunde ginge. &#x2014;</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0048] 6. William Lovell an Roſa. Rom. Die kleinen Bitterkeiten in Ihrem Briefe ha- be ich recht gut verſtanden, und ich gebe zu, daß Sie im Ganzen Recht haben moͤgen. Der Scherz eines Freundes kann auf keine Weiſe beleidigen. Balder hat mitten in den Ausbruͤchen ſeines Wahnſinns einen Brief an mich geſchrieben, in dem mir manche Ideen dunkel ſind, er iſt ent- weder ſeiner Heilung nahe, oder gefaͤhrlicher krank, als je. Was ich in ſeinem Briefe ver- ſtanden habe, hat mich betruͤbt. Laſſen Sie doch ja etwas Acht auf ihn geben, er ſcheint die Idee zu haben, ſich von Neapel zu entfernen. Er gewinnt freilich wenig, wenn man ihm das Leben erhaͤlt, — aber es ſollte mir leid um ihn thun, wenn er ganz zu Grunde ginge. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/48
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/48>, abgerufen am 28.03.2024.