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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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weit von mir weggerückt, daß ich sie nur noch
wie Larven in einem fernen Nebel dämmern
sah, daß ich ihr Gekreisch wie Sumsen von
Grillen hörte, ich stand in einer fernen Welt
und gebot herrschend über die niedrigen Schwatz-
thiere, tief unter mir. -- Ich ward begeistert
und stand prophetisch auf und rief den Fleisch-
massen zu: O ihr Armseligen! -- ihr Ver-
blendeten! -- Merkt ihr denn nicht auf eure
Nichtigkeit und bedenkt nicht, was ihr seyd? --
Klumpen von todter Erde, die über kurzem wie-
der in Staub verwehen; deren Andenken wie
Schatten von Wolken vorüberfliegen, -- euer
Leben fährt wie ein Rauch dahin und euer
Ruhm ist eine halbe Stunde, in der ein müssiger
Schwätzer von euch spricht und euch verachtet.
Und ihr steht, als wenn ihr Erde und Himmel
beherrschtet, du hältst dich für Gott und betest
dich selber an, weil du jämmerliche Verse ge-
zimmert hast! -- Ihr werdet sterben, ster-
ben:
-- die Verwesung empfängt euch und
fragt nicht nach eurem überirdischen Genie!
Die Hunde wühlen einst eure Gebeine aus, und
fragen nicht darnach, ob daß derselbe Kopf war,
der einst Stanzen schrieb! -- O Eitelkeit, du

weit von mir weggeruͤckt, daß ich ſie nur noch
wie Larven in einem fernen Nebel daͤmmern
ſah, daß ich ihr Gekreiſch wie Sumſen von
Grillen hoͤrte, ich ſtand in einer fernen Welt
und gebot herrſchend uͤber die niedrigen Schwatz-
thiere, tief unter mir. — Ich ward begeiſtert
und ſtand prophetiſch auf und rief den Fleiſch-
maſſen zu: O ihr Armſeligen! — ihr Ver-
blendeten! — Merkt ihr denn nicht auf eure
Nichtigkeit und bedenkt nicht, was ihr ſeyd? —
Klumpen von todter Erde, die uͤber kurzem wie-
der in Staub verwehen; deren Andenken wie
Schatten von Wolken voruͤberfliegen, — euer
Leben faͤhrt wie ein Rauch dahin und euer
Ruhm iſt eine halbe Stunde, in der ein muͤſſiger
Schwaͤtzer von euch ſpricht und euch verachtet.
Und ihr ſteht, als wenn ihr Erde und Himmel
beherrſchtet, du haͤltſt dich fuͤr Gott und beteſt
dich ſelber an, weil du jaͤmmerliche Verſe ge-
zimmert haſt! — Ihr werdet ſterben, ſter-
ben:
— die Verweſung empfaͤngt euch und
fragt nicht nach eurem uͤberirdiſchen Genie!
Die Hunde wuͤhlen einſt eure Gebeine aus, und
fragen nicht darnach, ob daß derſelbe Kopf war,
der einſt Stanzen ſchrieb! — O Eitelkeit, du

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[34/0040] weit von mir weggeruͤckt, daß ich ſie nur noch wie Larven in einem fernen Nebel daͤmmern ſah, daß ich ihr Gekreiſch wie Sumſen von Grillen hoͤrte, ich ſtand in einer fernen Welt und gebot herrſchend uͤber die niedrigen Schwatz- thiere, tief unter mir. — Ich ward begeiſtert und ſtand prophetiſch auf und rief den Fleiſch- maſſen zu: O ihr Armſeligen! — ihr Ver- blendeten! — Merkt ihr denn nicht auf eure Nichtigkeit und bedenkt nicht, was ihr ſeyd? — Klumpen von todter Erde, die uͤber kurzem wie- der in Staub verwehen; deren Andenken wie Schatten von Wolken voruͤberfliegen, — euer Leben faͤhrt wie ein Rauch dahin und euer Ruhm iſt eine halbe Stunde, in der ein muͤſſiger Schwaͤtzer von euch ſpricht und euch verachtet. Und ihr ſteht, als wenn ihr Erde und Himmel beherrſchtet, du haͤltſt dich fuͤr Gott und beteſt dich ſelber an, weil du jaͤmmerliche Verſe ge- zimmert haſt! — Ihr werdet ſterben, ſter- ben: — die Verweſung empfaͤngt euch und fragt nicht nach eurem uͤberirdiſchen Genie! Die Hunde wuͤhlen einſt eure Gebeine aus, und fragen nicht darnach, ob daß derſelbe Kopf war, der einſt Stanzen ſchrieb! — O Eitelkeit, du

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/40>, abgerufen am 21.11.2024.