Trennung wieder zu sehn! -- Mein Herz wird sich in Ihrem Gespräche erleichtert fühlen, und Sie werden mir dann so vieles, so mancherley erzählen müssen. -- Ich erschrecke manchmal innig, wenn ich plötzlich daran denke, wie al- les sich in und um uns verändert; wie manches ist jetzt anders als es noch vor einem Jahre war, und wie anders waren wir, als wir noch zwey Jahre jünger waren! Mich befällt es manch, mal, daß ich glaube, der Mensch könne für nichts in sich gut sagen; und wie betrübt ist dieser Gedanke!
Warum fang' ich an so weitläuftig zu wer- den, da wir uns nun bald mündlich sprechen? -- Denken Sie wohl noch zuweilen an den ar- men Lovell? Was er jetzt treiben mag, der ar- me in sich verunglückte Mensch! -- Ich möch- te ihn wohl noch einmal wieder sehn. -- Le- ben Sie wohl.
Trennung wieder zu ſehn! — Mein Herz wird ſich in Ihrem Geſpraͤche erleichtert fuͤhlen, und Sie werden mir dann ſo vieles, ſo mancherley erzaͤhlen muͤſſen. — Ich erſchrecke manchmal innig, wenn ich ploͤtzlich daran denke, wie al- les ſich in und um uns veraͤndert; wie manches iſt jetzt anders als es noch vor einem Jahre war, und wie anders waren wir, als wir noch zwey Jahre juͤnger waren! Mich befaͤllt es manch, mal, daß ich glaube, der Menſch koͤnne fuͤr nichts in ſich gut ſagen; und wie betruͤbt iſt dieſer Gedanke!
Warum fang’ ich an ſo weitlaͤuftig zu wer- den, da wir uns nun bald muͤndlich ſprechen? — Denken Sie wohl noch zuweilen an den ar- men Lovell? Was er jetzt treiben mag, der ar- me in ſich verungluͤckte Menſch! — Ich moͤch- te ihn wohl noch einmal wieder ſehn. — Le- ben Sie wohl.
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Trennung wieder zu ſehn! — Mein Herz wird
ſich in Ihrem Geſpraͤche erleichtert fuͤhlen, und
Sie werden mir dann ſo vieles, ſo mancherley
erzaͤhlen muͤſſen. — Ich erſchrecke manchmal
innig, wenn ich ploͤtzlich daran denke, wie al-
les ſich in und um uns veraͤndert; wie manches
iſt jetzt anders als es noch vor einem Jahre
war, und wie anders waren wir, als wir noch
zwey Jahre juͤnger waren! Mich befaͤllt es manch,
mal, daß ich glaube, der Menſch koͤnne fuͤr
nichts in ſich gut ſagen; und wie betruͤbt iſt
dieſer Gedanke!
Warum fang’ ich an ſo weitlaͤuftig zu wer-
den, da wir uns nun bald muͤndlich ſprechen?
— Denken Sie wohl noch zuweilen an den ar-
men Lovell? Was er jetzt treiben mag, der ar-
me in ſich verungluͤckte Menſch! — Ich moͤch-
te ihn wohl noch einmal wieder ſehn. — Le-
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/386>, abgerufen am 22.11.2024.
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