Ich sehe Dich jetzt nur so selten, Du eigensin- niger Träumer! und dann nur auf einzelne flüchtige Augenblicke! Es ist mir eingefallen, wenn ich manchmal Dein verdrüßliches Gesicht ansehe, daß Du selbst nichts weißt, was Du von Dir und von mir haben willst. Umsonst werden alle Scherze und jeder Muthwille wach, wenn Du bey mir bist; Du bleibst in Deiner Verschlossenheit, und lächelst nur zuweilen halb mitleidig, halb erzwungen, um mich nur nicht rasend zu machen. -- Ist das derselbe Lovell den sich vor einem Jahre mein lüsternes Auge wünschte?
Laura ist bey mir und wir haben eben von Deiner unerträglichen Laune gesprochen. Daß wir uns so an Dich gewöhnt haben, ja daß wir Dich so lieben, ist um zu verzweifeln! Es fehlt nicht viel, daß wir Sonnette auf Dich machten; aber nimm Dich in Acht, daß es nicht im Ernste Satyren werden!
5. Bianka an William Lovell.
Rom.
Ich ſehe Dich jetzt nur ſo ſelten, Du eigenſin- niger Traͤumer! und dann nur auf einzelne fluͤchtige Augenblicke! Es iſt mir eingefallen, wenn ich manchmal Dein verdruͤßliches Geſicht anſehe, daß Du ſelbſt nichts weißt, was Du von Dir und von mir haben willſt. Umſonſt werden alle Scherze und jeder Muthwille wach, wenn Du bey mir biſt; Du bleibſt in Deiner Verſchloſſenheit, und laͤchelſt nur zuweilen halb mitleidig, halb erzwungen, um mich nur nicht raſend zu machen. — Iſt das derſelbe Lovell den ſich vor einem Jahre mein luͤſternes Auge wuͤnſchte?
Laura iſt bey mir und wir haben eben von Deiner unertraͤglichen Laune geſprochen. Daß wir uns ſo an Dich gewoͤhnt haben, ja daß wir Dich ſo lieben, iſt um zu verzweifeln! Es fehlt nicht viel, daß wir Sonnette auf Dich machten; aber nimm Dich in Acht, daß es nicht im Ernſte Satyren werden!
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5.
Bianka an William Lovell.
Rom.
Ich ſehe Dich jetzt nur ſo ſelten, Du eigenſin-
niger Traͤumer! und dann nur auf einzelne
fluͤchtige Augenblicke! Es iſt mir eingefallen,
wenn ich manchmal Dein verdruͤßliches Geſicht
anſehe, daß Du ſelbſt nichts weißt, was Du
von Dir und von mir haben willſt. Umſonſt
werden alle Scherze und jeder Muthwille wach,
wenn Du bey mir biſt; Du bleibſt in Deiner
Verſchloſſenheit, und laͤchelſt nur zuweilen halb
mitleidig, halb erzwungen, um mich nur nicht
raſend zu machen. — Iſt das derſelbe Lovell
den ſich vor einem Jahre mein luͤſternes Auge
wuͤnſchte?
Laura iſt bey mir und wir haben eben von
Deiner unertraͤglichen Laune geſprochen. Daß
wir uns ſo an Dich gewoͤhnt haben, ja daß
wir Dich ſo lieben, iſt um zu verzweifeln! Es
fehlt nicht viel, daß wir Sonnette auf Dich
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/387>, abgerufen am 25.11.2024.
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