Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Europäisches

Zeit als der Kayser Arnolphus in Deutsch-
land regieret, von dem heiligen Methodio,
Ertz-Bischoff in Mähren zum Christenthum
bekehret, und gedachter Fürst Borsivojus mit
seiner Gemahlin Ludmilla, welche wegen ih-
res heiligen Lebens-Wandels und gethaner
Wunderwercke sehr berühmt ist, von dem
Methodio getauffet worden: Wiewohl
Henelius in seiner Schlesischen Chronica
lib. 1. c. 11. p. 32. meldet, daß Böhmen schon
An. 895. und also 100. Jahr eher als AEneas
Sylvius setzet, zum Christenthum bekehret
worden, und das bey dem AEnea Sylvio ge-
setzte Datum für einen Druckfehler hält.

10. Pohlen ist unter dem Fürsten Miecislao A.
964. auf folgende Art zum Christlichen Glau-
ben bekehret worden. Gedachter Fürst hat-
te schon unter feinen Unterthanen einige die sich
zum Christenthum bekenneten, aber aus Furcht
für ihrer Heydnischen Obrigkeit nur in den
Wäldern und abgelegenen Orten ihren Got-
tes-Dienst halten kunten. Nachdem nun
Miecislaus, als ein Heyde, der Viel-Weiberey
ergeben war, doch aber keine Erben mit ihnen
erziehen kunte, riethen ihm einige Deutsche
Christliche Personen, welche sich an seinem
Hofe befanden, er solte das Heydenthum und
die Heydnischen Weiber verlassen, und sich ei-
ne Christliche Gemahlin beylegen lassen, wel-

ches

Europaͤiſches

Zeit als der Kayſer Arnolphus in Deutſch-
land regieret, von dem heiligen Methodio,
Ertz-Biſchoff in Maͤhren zum Chriſtenthum
bekehret, und gedachter Fuͤrſt Borſivojus mit
ſeiner Gemahlin Ludmilla, welche wegen ih-
res heiligen Lebens-Wandels und gethaner
Wunderwercke ſehr beruͤhmt iſt, von dem
Methodio getauffet worden: Wiewohl
Henelius in ſeiner Schleſiſchen Chronica
lib. 1. c. 11. p. 32. meldet, daß Boͤhmen ſchon
An. 895. und alſo 100. Jahr eher als Æneas
Sylvius ſetzet, zum Chriſtenthum bekehret
worden, und das bey dem Ænea Sylvio ge-
ſetzte Datum fuͤr einen Druckfehler haͤlt.

10. Pohlen iſt unter dem Fuͤrſten Miecislao A.
964. auf folgende Art zum Chriſtlichen Glau-
ben bekehret worden. Gedachter Fuͤrſt hat-
te ſchon unter feinen Unterthanen einige die ſich
zum Chriſtenthum bekenneten, aber aus Furcht
fuͤr ihrer Heydniſchen Obrigkeit nur in den
Waͤldern und abgelegenen Orten ihren Got-
tes-Dienſt halten kunten. Nachdem nun
Miecislaus, als ein Heyde, der Viel-Weiberey
ergeben war, doch aber keine Erben mit ihnen
erziehen kunte, riethen ihm einige Deutſche
Chriſtliche Perſonen, welche ſich an ſeinem
Hofe befanden, er ſolte das Heydenthum und
die Heydniſchen Weiber verlaſſen, und ſich ei-
ne Chriſtliche Gemahlin beylegen laſſen, wel-

ches

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0078" n="50"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
Zeit als der Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">Arnolphus</hi> in Deut&#x017F;ch-<lb/>
land regieret, von dem heiligen <hi rendition="#aq">Methodio,</hi><lb/>
Ertz-Bi&#x017F;choff in Ma&#x0364;hren zum Chri&#x017F;tenthum<lb/>
bekehret, und gedachter Fu&#x0364;r&#x017F;t <hi rendition="#aq">Bor&#x017F;ivojus</hi> mit<lb/>
&#x017F;einer Gemahlin <hi rendition="#aq">Ludmilla,</hi> welche wegen ih-<lb/>
res heiligen Lebens-Wandels und gethaner<lb/>
Wunderwercke &#x017F;ehr beru&#x0364;hmt i&#x017F;t, von dem<lb/><hi rendition="#aq">Methodio</hi> getauffet worden: Wiewohl<lb/><hi rendition="#aq">Henelius</hi> in &#x017F;einer Schle&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Chronica<lb/>
lib. 1. c. 11. p. 32.</hi> meldet, daß Bo&#x0364;hmen &#x017F;chon<lb/><hi rendition="#aq">An.</hi> 895. und al&#x017F;o 100. Jahr eher als <hi rendition="#aq">Æneas<lb/>
Sylvius</hi> &#x017F;etzet, zum Chri&#x017F;tenthum bekehret<lb/>
worden, und das bey dem <hi rendition="#aq">Ænea Sylvio</hi> ge-<lb/>
&#x017F;etzte <hi rendition="#aq">Datum</hi> fu&#x0364;r einen Druckfehler ha&#x0364;lt.</item><lb/>
              <item>10. <hi rendition="#fr">Pohlen</hi> i&#x017F;t unter dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Miecislao A.</hi><lb/>
964. auf folgende Art zum Chri&#x017F;tlichen Glau-<lb/>
ben bekehret worden. Gedachter Fu&#x0364;r&#x017F;t hat-<lb/>
te &#x017F;chon unter feinen Unterthanen einige die &#x017F;ich<lb/>
zum Chri&#x017F;tenthum bekenneten, aber aus Furcht<lb/>
fu&#x0364;r ihrer Heydni&#x017F;chen Obrigkeit nur in den<lb/>
Wa&#x0364;ldern und abgelegenen Orten ihren Got-<lb/>
tes-Dien&#x017F;t halten kunten. Nachdem nun<lb/><hi rendition="#aq">Miecislaus,</hi> als ein Heyde, der Viel-Weiberey<lb/>
ergeben war, doch aber keine Erben mit ihnen<lb/>
erziehen kunte, riethen ihm einige Deut&#x017F;che<lb/>
Chri&#x017F;tliche Per&#x017F;onen, welche &#x017F;ich an &#x017F;einem<lb/>
Hofe befanden, er &#x017F;olte das Heydenthum und<lb/>
die Heydni&#x017F;chen Weiber verla&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ich ei-<lb/>
ne Chri&#x017F;tliche Gemahlin beylegen la&#x017F;&#x017F;en, wel-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ches</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[50/0078] Europaͤiſches Zeit als der Kayſer Arnolphus in Deutſch- land regieret, von dem heiligen Methodio, Ertz-Biſchoff in Maͤhren zum Chriſtenthum bekehret, und gedachter Fuͤrſt Borſivojus mit ſeiner Gemahlin Ludmilla, welche wegen ih- res heiligen Lebens-Wandels und gethaner Wunderwercke ſehr beruͤhmt iſt, von dem Methodio getauffet worden: Wiewohl Henelius in ſeiner Schleſiſchen Chronica lib. 1. c. 11. p. 32. meldet, daß Boͤhmen ſchon An. 895. und alſo 100. Jahr eher als Æneas Sylvius ſetzet, zum Chriſtenthum bekehret worden, und das bey dem Ænea Sylvio ge- ſetzte Datum fuͤr einen Druckfehler haͤlt. 10. Pohlen iſt unter dem Fuͤrſten Miecislao A. 964. auf folgende Art zum Chriſtlichen Glau- ben bekehret worden. Gedachter Fuͤrſt hat- te ſchon unter feinen Unterthanen einige die ſich zum Chriſtenthum bekenneten, aber aus Furcht fuͤr ihrer Heydniſchen Obrigkeit nur in den Waͤldern und abgelegenen Orten ihren Got- tes-Dienſt halten kunten. Nachdem nun Miecislaus, als ein Heyde, der Viel-Weiberey ergeben war, doch aber keine Erben mit ihnen erziehen kunte, riethen ihm einige Deutſche Chriſtliche Perſonen, welche ſich an ſeinem Hofe befanden, er ſolte das Heydenthum und die Heydniſchen Weiber verlaſſen, und ſich ei- ne Chriſtliche Gemahlin beylegen laſſen, wel- ches

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/78
Zitationshilfe:	Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/78>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.