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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
gegangen waren, avancirten: in diesem rücklichen
Rück-Marsch einander einige mahl salutirten,
und also einander biß zum Ausgang der Thüre
stets das Gesichte zuwendeten.

§. 29.

Den 7. Junii kamen diese höchste Königl.
Personen, und die in ihrem Gefolge befindliche
Grossen beyder Königreiche, abermahlen mit eben
der Art und Ceremoniel als den 6. Junii, wieder
in das Conferentz-Zimmer zusammen: in wel-
cher Zusammenkunfft die Infantin dem Könige
in Franckreich ausgelieffert, und anbey recipro-
quement
Abschied genommen wurde: welche
entreveüe bey zwey Stunden lang wehrete; da
denn die Infantin sich von ihrem Herrn Vater
beurlaubete. Welches ob es gleich nicht sonder
Betrübnüß abgieng, hat man dennoch bemercket:
daß höchstgedachte Infantin im Herausgehen aus
dem Conferentz-Hause gar eine fröliche Mine
gewiesen, und noch auf Spanische Mode ange-
kleidet gewesen; ihr Spanisch Frauen-Zimmer
aber vergossen bey dieser Vermählung viel Thrä-
nen: einige darumb, daß sie Spanien ihr Vater-
land verlassen und nach Franckreich reisen: andere,
daß sie die Infantin verlassen, und wieder nach
Spanien zurücke kehren musten. Man setzte die
Infantin zu der verwitweten Königin von Franck-
reich in den Wagen, und führete selbige nach Jean
de Luz.
Der König in Spanien und der von
Franckreich beurlaubeten sich mit einander,

mit

Europaͤiſches
gegangen waren, avancirten: in dieſem ruͤcklichen
Ruͤck-Marſch einander einige mahl ſalutirten,
und alſo einander biß zum Ausgang der Thuͤre
ſtets das Geſichte zuwendeten.

§. 29.

Den 7. Junii kamen dieſe hoͤchſte Koͤnigl.
Perſonen, und die in ihrem Gefolge befindliche
Groſſen beyder Koͤnigreiche, abermahlen mit eben
der Art und Ceremoniel als den 6. Junii, wieder
in das Conferentz-Zimmer zuſammen: in wel-
cher Zuſammenkunfft die Infantin dem Koͤnige
in Franckreich ausgelieffert, und anbey recipro-
quement
Abſchied genommen wurde: welche
entreveüe bey zwey Stunden lang wehrete; da
denn die Infantin ſich von ihrem Herrn Vater
beurlaubete. Welches ob es gleich nicht ſonder
Betruͤbnuͤß abgieng, hat man dennoch bemercket:
daß hoͤchſtgedachte Infantin im Herausgehen aus
dem Conferentz-Hauſe gar eine froͤliche Mine
gewieſen, und noch auf Spaniſche Mode ange-
kleidet geweſen; ihr Spaniſch Frauen-Zimmer
aber vergoſſen bey dieſer Vermaͤhlung viel Thraͤ-
nen: einige darumb, daß ſie Spanien ihr Vater-
land verlaſſen und nach Franckreich reiſen: andere,
daß ſie die Infantin verlaſſen, und wieder nach
Spanien zuruͤcke kehren muſten. Man ſetzte die
Infantin zu der verwitweten Koͤnigin von Franck-
reich in den Wagen, und fuͤhrete ſelbige nach Jean
de Luz.
Der Koͤnig in Spanien und der von
Franckreich beurlaubeten ſich mit einander,

mit
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[452/0480] Europaͤiſches gegangen waren, avancirten: in dieſem ruͤcklichen Ruͤck-Marſch einander einige mahl ſalutirten, und alſo einander biß zum Ausgang der Thuͤre ſtets das Geſichte zuwendeten. §. 29.Den 7. Junii kamen dieſe hoͤchſte Koͤnigl. Perſonen, und die in ihrem Gefolge befindliche Groſſen beyder Koͤnigreiche, abermahlen mit eben der Art und Ceremoniel als den 6. Junii, wieder in das Conferentz-Zimmer zuſammen: in wel- cher Zuſammenkunfft die Infantin dem Koͤnige in Franckreich ausgelieffert, und anbey recipro- quement Abſchied genommen wurde: welche entreveüe bey zwey Stunden lang wehrete; da denn die Infantin ſich von ihrem Herrn Vater beurlaubete. Welches ob es gleich nicht ſonder Betruͤbnuͤß abgieng, hat man dennoch bemercket: daß hoͤchſtgedachte Infantin im Herausgehen aus dem Conferentz-Hauſe gar eine froͤliche Mine gewieſen, und noch auf Spaniſche Mode ange- kleidet geweſen; ihr Spaniſch Frauen-Zimmer aber vergoſſen bey dieſer Vermaͤhlung viel Thraͤ- nen: einige darumb, daß ſie Spanien ihr Vater- land verlaſſen und nach Franckreich reiſen: andere, daß ſie die Infantin verlaſſen, und wieder nach Spanien zuruͤcke kehren muſten. Man ſetzte die Infantin zu der verwitweten Koͤnigin von Franck- reich in den Wagen, und fuͤhrete ſelbige nach Jean de Luz. Der Koͤnig in Spanien und der von Franckreich beurlaubeten ſich mit einander, mit

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/480>, abgerufen am 18.05.2024.