Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoff-Ceremoniel.
mit einem dergleichen Ceremoniel, als des Tages
zuvor, und reisete so dann jener nach Fontarabien,
von dannen er den 8. Junii nach Madrit aufbra-
che: dieser nach Jean de Luz zu seiner Braut und
respective Gemahlin; An welchem Orte den
9. Junii die Copulation beyder Königl. Perso-
nen, oder besser zu reden, nur die Einsegnung,
durch den Bischoff von Bayonne mit grosser So-
lennite
und Pracht geschahe: und kurtz darauf der
Aufbruch nach Pariß erfolgete. Was in dieser
Stadt für Solennitäten und Ceremonien began-
gen worden, ist zu erzehlen zu weitläufftig, auch an
diesen Ort eben nicht gehörig.

§. 30.

Eines fält noch für wegen der Praece-
den
tz allhier anzumercken; Es ist bekandt, daß
die Ambassadeurs als characterisirete Perso-
nen, den Rang über alle Menschen praetendiren,
welche minderer Condition als ihre höchsten
Principalen, von welchen sie abgeordnet, sind;
Aus diesem an sich selbst richtigen Fundament,
wolten die, bey diesen Frieden sich befindliche
Ambassadeurs, derer unterschiedliche waren,
den Marechaux von Franckreich nicht den Pas
cedi
ren; weil aber der Marschall de Fabret dar-
thate, daß an Tagen grosser Solennitäten die
Marechaux de France die Macht des König-
reiches repraesentireten, und in dieser Repraesen-
tati
on allen Fremden vorgezogen würden; so er-
hielte er auch bey dem Cardinal Mazarin, daß er

und
F f 3

Hoff-Ceremoniel.
mit einem dergleichen Ceremoniel, als des Tages
zuvor, und reiſete ſo dann jener nach Fontarabien,
von dannen er den 8. Junii nach Madrit aufbra-
che: dieſer nach Jean de Luz zu ſeiner Braut und
reſpective Gemahlin; An welchem Orte den
9. Junii die Copulation beyder Koͤnigl. Perſo-
nen, oder beſſer zu reden, nur die Einſegnung,
durch den Biſchoff von Bayonne mit groſſer So-
lennité
und Pracht geſchahe: und kurtz darauf der
Aufbruch nach Pariß erfolgete. Was in dieſer
Stadt fuͤr Solennitaͤten und Ceremonien began-
gen worden, iſt zu erzehlen zu weitlaͤufftig, auch an
dieſen Ort eben nicht gehoͤrig.

§. 30.

Eines faͤlt noch fuͤr wegen der Præce-
den
tz allhier anzumercken; Es iſt bekandt, daß
die Ambaſſadeurs als characteriſirete Perſo-
nen, den Rang uͤber alle Menſchen prætendiren,
welche minderer Condition als ihre hoͤchſten
Principalen, von welchen ſie abgeordnet, ſind;
Aus dieſem an ſich ſelbſt richtigen Fundament,
wolten die, bey dieſen Frieden ſich befindliche
Ambaſſadeurs, derer unterſchiedliche waren,
den Marechaux von Franckreich nicht den Pas
cedi
ren; weil aber der Marſchall de Fabret dar-
thate, daß an Tagen groſſer Solennitaͤten die
Marechaux de France die Macht des Koͤnig-
reiches repræſentireten, und in dieſer Repræſen-
tati
on allen Fremden vorgezogen wuͤrden; ſo er-
hielte er auch bey dem Cardinal Mazarin, daß er

und
F f 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0481" n="453"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
mit einem dergleichen Ceremoniel, als des Tages<lb/>
zuvor, und rei&#x017F;ete &#x017F;o dann jener nach <hi rendition="#aq">Fontarabi</hi>en,<lb/>
von dannen er den 8. <hi rendition="#aq">Junii</hi> nach Madrit aufbra-<lb/>
che: die&#x017F;er nach <hi rendition="#aq">Jean de Luz</hi> zu &#x017F;einer Braut und<lb/><hi rendition="#aq">re&#x017F;pective</hi> Gemahlin; An welchem Orte den<lb/>
9. <hi rendition="#aq">Junii</hi> die <hi rendition="#aq">Copulati</hi>on beyder Ko&#x0364;nigl. Per&#x017F;o-<lb/>
nen, oder be&#x017F;&#x017F;er zu reden, nur die Ein&#x017F;egnung,<lb/>
durch den Bi&#x017F;choff von <hi rendition="#aq">Bayonne</hi> mit gro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">So-<lb/>
lennité</hi> und Pracht ge&#x017F;chahe: und kurtz darauf der<lb/>
Aufbruch nach Pariß erfolgete. Was in die&#x017F;er<lb/>
Stadt fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Solenni</hi>ta&#x0364;ten und Ceremonien began-<lb/>
gen worden, i&#x017F;t zu erzehlen zu weitla&#x0364;ufftig, auch an<lb/>
die&#x017F;en Ort eben nicht geho&#x0364;rig.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 30.</head>
            <p>Eines fa&#x0364;lt noch fu&#x0364;r wegen der <hi rendition="#aq">Præce-<lb/>
den</hi>tz allhier anzumercken; Es i&#x017F;t bekandt, daß<lb/>
die <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi>s als <hi rendition="#aq">characteri&#x017F;ire</hi>te Per&#x017F;o-<lb/>
nen, den Rang u&#x0364;ber alle Men&#x017F;chen <hi rendition="#aq">prætendi</hi>ren,<lb/>
welche minderer <hi rendition="#aq">Conditi</hi>on als ihre ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Principalen, von welchen &#x017F;ie abgeordnet, &#x017F;ind;<lb/>
Aus die&#x017F;em an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t richtigen <hi rendition="#aq">Fundame</hi>nt,<lb/>
wolten die, bey die&#x017F;en Frieden &#x017F;ich befindliche<lb/><hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi>s, derer unter&#x017F;chiedliche waren,<lb/>
den <hi rendition="#aq">Marechaux</hi> von Franckreich nicht den <hi rendition="#aq">Pas<lb/>
cedi</hi>ren; weil aber der Mar&#x017F;chall <hi rendition="#aq">de Fabret</hi> dar-<lb/>
thate, daß an Tagen gro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Solenni</hi>ta&#x0364;ten die<lb/><hi rendition="#aq">Marechaux de France</hi> die Macht des Ko&#x0364;nig-<lb/>
reiches <hi rendition="#aq">repræ&#x017F;entire</hi>ten, und in die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Repræ&#x017F;en-<lb/>
tati</hi>on allen Fremden vorgezogen wu&#x0364;rden; &#x017F;o er-<lb/>
hielte er auch bey dem Cardinal <hi rendition="#aq">Mazarin,</hi> daß er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 3</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[453/0481] Hoff-Ceremoniel. mit einem dergleichen Ceremoniel, als des Tages zuvor, und reiſete ſo dann jener nach Fontarabien, von dannen er den 8. Junii nach Madrit aufbra- che: dieſer nach Jean de Luz zu ſeiner Braut und reſpective Gemahlin; An welchem Orte den 9. Junii die Copulation beyder Koͤnigl. Perſo- nen, oder beſſer zu reden, nur die Einſegnung, durch den Biſchoff von Bayonne mit groſſer So- lennité und Pracht geſchahe: und kurtz darauf der Aufbruch nach Pariß erfolgete. Was in dieſer Stadt fuͤr Solennitaͤten und Ceremonien began- gen worden, iſt zu erzehlen zu weitlaͤufftig, auch an dieſen Ort eben nicht gehoͤrig. §. 30.Eines faͤlt noch fuͤr wegen der Præce- dentz allhier anzumercken; Es iſt bekandt, daß die Ambaſſadeurs als characteriſirete Perſo- nen, den Rang uͤber alle Menſchen prætendiren, welche minderer Condition als ihre hoͤchſten Principalen, von welchen ſie abgeordnet, ſind; Aus dieſem an ſich ſelbſt richtigen Fundament, wolten die, bey dieſen Frieden ſich befindliche Ambaſſadeurs, derer unterſchiedliche waren, den Marechaux von Franckreich nicht den Pas cediren; weil aber der Marſchall de Fabret dar- thate, daß an Tagen groſſer Solennitaͤten die Marechaux de France die Macht des Koͤnig- reiches repræſentireten, und in dieſer Repræſen- tation allen Fremden vorgezogen wuͤrden; ſo er- hielte er auch bey dem Cardinal Mazarin, daß er und F f 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/481
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/481>, abgerufen am 18.05.2024.