Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Europäisches
solte, wurde von denen Frantzosen als was
impertinentes angesehen. Es berufften
sich zwar die Herren Staaten auf das
Exempel Henrici IV. in Franckreich, als
welcher den Staatischen Gesandten gleiche
Ehre, und ein gleiches Ceremoniel wie den
Venetianern, zugestanden; allein Mons.
Thuillerie
antwortete ihnen darauf: daß
er, Comte de Avaux, und Servien, sich
nun über zwantzig Jahr in mancherley Am-
bassa
den befunden, aber nicht gehöret, we-
niger gesehen, das man die Staatischen
Gesandten, denen Königl. oder der Repu-
blic Venedig gleich tractiret; sondern sie
würden können und müssen zu frieden seyn,
wenn man ihnen etwan ein gleiches Tracta-
ment, mit den Churfürsten, oder Hertzoge
von Savoyen einräumete. Die Hollän-
der wolten sich mit diesem Anerbieten nicht
vergnügen, und von dem praetendireten
Ceremoniel nichts nachlassen: erklärten sich
gegen die Frantzosen, daß wenn man ihnen
solches verweigerte, sie lieber nicht auf dem
Congreß nach Münster senden, sondern
mit Spanien in einen besondern Ort zu-
sammen gehen, und ihre Sachen abthun
wolten. Die Frantzösischen Plenipo-
tentiarii,
welche sich einer Separation be-
furchten, und der Herren Staaten ferme
Re-
Europaͤiſches
ſolte, wurde von denen Frantzoſen als was
impertinentes angeſehen. Es berufften
ſich zwar die Herren Staaten auf das
Exempel Henrici IV. in Franckreich, als
welcher den Staatiſchen Geſandten gleiche
Ehre, und ein gleiches Ceremoniel wie den
Venetianern, zugeſtanden; allein Monſ.
Thuillerie
antwortete ihnen darauf: daß
er, Comte de Avaux, und Servien, ſich
nun uͤber zwantzig Jahr in mancherley Am-
baſſa
den befunden, aber nicht gehoͤret, we-
niger geſehen, das man die Staatiſchen
Geſandten, denen Koͤnigl. oder der Repu-
blic Venedig gleich tractiret; ſondern ſie
wuͤrden koͤnnen und muͤſſen zu frieden ſeyn,
wenn man ihnen etwan ein gleiches Tracta-
ment, mit den Churfuͤrſten, oder Hertzoge
von Savoyen einraͤumete. Die Hollaͤn-
der wolten ſich mit dieſem Anerbieten nicht
vergnuͤgen, und von dem prætendireten
Ceremoniel nichts nachlaſſen: erklaͤrten ſich
gegen die Frantzoſen, daß wenn man ihnen
ſolches verweigerte, ſie lieber nicht auf dem
Congreß nach Muͤnſter ſenden, ſondern
mit Spanien in einen beſondern Ort zu-
ſammen gehen, und ihre Sachen abthun
wolten. Die Frantzoͤſiſchen Plenipo-
tentiarii,
welche ſich einer Separation be-
furchten, und der Herren Staaten ferme
Re-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0402" n="374"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
&#x017F;olte, wurde von denen Frantzo&#x017F;en als was<lb/><hi rendition="#aq">impertinen</hi>tes ange&#x017F;ehen. Es berufften<lb/>
&#x017F;ich zwar die Herren Staaten auf das<lb/>
Exempel <hi rendition="#aq">Henrici IV.</hi> in Franckreich, als<lb/>
welcher den Staati&#x017F;chen Ge&#x017F;andten gleiche<lb/>
Ehre, und ein gleiches Ceremoniel wie den<lb/>
Venetianern, zuge&#x017F;tanden; allein <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.<lb/>
Thuillerie</hi> antwortete ihnen darauf: daß<lb/>
er, <hi rendition="#aq">Comte de Avaux,</hi> und <hi rendition="#aq">Servien,</hi> &#x017F;ich<lb/>
nun u&#x0364;ber zwantzig Jahr in mancherley <hi rendition="#aq">Am-<lb/>
ba&#x017F;&#x017F;a</hi>den befunden, aber nicht geho&#x0364;ret, we-<lb/>
niger ge&#x017F;ehen, das man die Staati&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;andten, denen Ko&#x0364;nigl. oder der Repu-<lb/>
blic Venedig gleich tractiret; &#x017F;ondern &#x017F;ie<lb/>
wu&#x0364;rden ko&#x0364;nnen und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu frieden &#x017F;eyn,<lb/>
wenn man ihnen etwan ein gleiches Tracta-<lb/>
ment, mit den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten, oder Hertzoge<lb/>
von Savoyen einra&#x0364;umete. Die Holla&#x0364;n-<lb/>
der wolten &#x017F;ich mit die&#x017F;em Anerbieten nicht<lb/>
vergnu&#x0364;gen, und von dem <hi rendition="#aq">prætendire</hi>ten<lb/>
Ceremoniel nichts nachla&#x017F;&#x017F;en: erkla&#x0364;rten &#x017F;ich<lb/>
gegen die Frantzo&#x017F;en, daß wenn man ihnen<lb/>
&#x017F;olches verweigerte, &#x017F;ie lieber nicht auf dem<lb/><hi rendition="#aq">Congreß</hi> nach Mu&#x0364;n&#x017F;ter &#x017F;enden, &#x017F;ondern<lb/>
mit Spanien in einen be&#x017F;ondern Ort zu-<lb/>
&#x017F;ammen gehen, und ihre Sachen abthun<lb/>
wolten. Die Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Plenipo-<lb/>
tentiarii,</hi> welche &#x017F;ich einer <hi rendition="#aq">Separati</hi>on be-<lb/>
furchten, und der Herren Staaten <hi rendition="#aq">ferme</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Re-</hi></fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[374/0402] Europaͤiſches ſolte, wurde von denen Frantzoſen als was impertinentes angeſehen. Es berufften ſich zwar die Herren Staaten auf das Exempel Henrici IV. in Franckreich, als welcher den Staatiſchen Geſandten gleiche Ehre, und ein gleiches Ceremoniel wie den Venetianern, zugeſtanden; allein Monſ. Thuillerie antwortete ihnen darauf: daß er, Comte de Avaux, und Servien, ſich nun uͤber zwantzig Jahr in mancherley Am- baſſaden befunden, aber nicht gehoͤret, we- niger geſehen, das man die Staatiſchen Geſandten, denen Koͤnigl. oder der Repu- blic Venedig gleich tractiret; ſondern ſie wuͤrden koͤnnen und muͤſſen zu frieden ſeyn, wenn man ihnen etwan ein gleiches Tracta- ment, mit den Churfuͤrſten, oder Hertzoge von Savoyen einraͤumete. Die Hollaͤn- der wolten ſich mit dieſem Anerbieten nicht vergnuͤgen, und von dem prætendireten Ceremoniel nichts nachlaſſen: erklaͤrten ſich gegen die Frantzoſen, daß wenn man ihnen ſolches verweigerte, ſie lieber nicht auf dem Congreß nach Muͤnſter ſenden, ſondern mit Spanien in einen beſondern Ort zu- ſammen gehen, und ihre Sachen abthun wolten. Die Frantzoͤſiſchen Plenipo- tentiarii, welche ſich einer Separation be- furchten, und der Herren Staaten ferme Re-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/402
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/402>, abgerufen am 22.11.2024.