2. Engelland, dieses will Spanien auch nicht den Vorzug für ihm einräumen, dannenhero es An. 1600. auf den Convent zu Bologne, zwischen dem Gesandten Philippi III. in Spanien, und der Elisabethä in Engelland, zu einem harten Wort-Streit gediehe, weil der Englische Gesandte dem Spanischen absolut vorgehen und vorsitzen wolte. Und nachdem des Philippi Gesandter zu Behauptung des Rangs für Engelland, hauptsächlich das Ar- gument von Vielheit der Länder seines Kö- niges allegirte, respondirete ihm doch der Engelländer eben dasselbe, was Franckreich einzuwenden pfleget, und schon im 2. cap. n. 4. erwehnet worden, nemlich: quod ob plu- ralitatem dignitatum aliquis non sit prae- ferendus. Fügete anbey, daß das Castiliani- sche Reich, welches Spanien in seinem Titul allen andern vorsetzt, viel jünger als das Kö- nigreich Engelland, massen in Castilien 1017. Jahr für Christi Geburth nur noch Grafen, in Engelland aber schon Könige geherrschet. So wäre auch in dem ältesten ceremoniali Ro- mano dem Könige in Franckreich, nach dem Kayser die erste, und Engelland die andere, die dritte aber allererst dem Könige von Castilien assigniret worden. Es hätte auch Engelland in dem Concilio zu Costnitz, Siena und Ba- sel, die Stelle für Spanien genommen, und sich
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Europaͤiſches
2. Engelland, dieſes will Spanien auch nicht den Vorzug fuͤr ihm einraͤumen, dannenhero es An. 1600. auf den Convent zu Bologne, zwiſchen dem Geſandten Philippi III. in Spanien, und der Eliſabethaͤ in Engelland, zu einem harten Wort-Streit gediehe, weil der Engliſche Geſandte dem Spaniſchen abſolut vorgehen und vorſitzen wolte. Und nachdem des Philippi Geſandter zu Behauptung des Rangs fuͤr Engelland, hauptſaͤchlich das Ar- gument von Vielheit der Laͤnder ſeines Koͤ- niges allegirte, reſpondirete ihm doch der Engellaͤnder eben daſſelbe, was Franckreich einzuwenden pfleget, und ſchon im 2. cap. n. 4. erwehnet worden, nemlich: quod ob plu- ralitatem dignitatum aliquis non ſit præ- ferendus. Fuͤgete anbey, daß das Caſtiliani- ſche Reich, welches Spanien in ſeinem Titul allen andern vorſetzt, viel juͤnger als das Koͤ- nigreich Engelland, maſſen in Caſtilien 1017. Jahr fuͤr Chriſti Geburth nur noch Grafen, in Engelland aber ſchon Koͤnige geherrſchet. So waͤre auch in dem aͤlteſten ceremoniali Ro- mano dem Koͤnige in Franckreich, nach dem Kayſer die erſte, und Engelland die andere, die dritte aber allererſt dem Koͤnige von Caſtilien aſſigniret worden. Es haͤtte auch Engelland in dem Concilio zu Coſtnitz, Siena und Ba- ſel, die Stelle fuͤr Spanien genommen, und ſich
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Europaͤiſches
2. Engelland, dieſes will Spanien auch nicht
den Vorzug fuͤr ihm einraͤumen, dannenhero
es An. 1600. auf den Convent zu Bologne,
zwiſchen dem Geſandten Philippi III. in
Spanien, und der Eliſabethaͤ in Engelland, zu
einem harten Wort-Streit gediehe, weil der
Engliſche Geſandte dem Spaniſchen abſolut
vorgehen und vorſitzen wolte. Und nachdem
des Philippi Geſandter zu Behauptung des
Rangs fuͤr Engelland, hauptſaͤchlich das Ar-
gument von Vielheit der Laͤnder ſeines Koͤ-
niges allegirte, reſpondirete ihm doch der
Engellaͤnder eben daſſelbe, was Franckreich
einzuwenden pfleget, und ſchon im 2. cap. n. 4.
erwehnet worden, nemlich: quod ob plu-
ralitatem dignitatum aliquis non ſit præ-
ferendus. Fuͤgete anbey, daß das Caſtiliani-
ſche Reich, welches Spanien in ſeinem Titul
allen andern vorſetzt, viel juͤnger als das Koͤ-
nigreich Engelland, maſſen in Caſtilien 1017.
Jahr fuͤr Chriſti Geburth nur noch Grafen, in
Engelland aber ſchon Koͤnige geherrſchet. So
waͤre auch in dem aͤlteſten ceremoniali Ro-
mano dem Koͤnige in Franckreich, nach dem
Kayſer die erſte, und Engelland die andere, die
dritte aber allererſt dem Koͤnige von Caſtilien
aſſigniret worden. Es haͤtte auch Engelland
in dem Concilio zu Coſtnitz, Siena und Ba-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/116>, abgerufen am 22.11.2024.
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