in der possessione praecedentiae mainteni- ret, ja selbst der Pabst Julius II. hätte zu An- fang des 16. seculi für Henricum VIII. in Engelland, wieder Ferdinandum Catholi- cum gesprochen, und diesen jenem nachgesetzt.
Fünfftes Capitel. Von den Special-Fundamentis des Königes in Franckreich.
§. 1.
Dieser König will nicht nur allen andern Königen vorgezogen, sondern auch dem Röm. Deutschen Käyser gleich geachtet werden, und führen die Frantzösischen Scribenten, sonderlich Auberie und Bignon folgende Ursachen seiner praetendireten Praecedentz an:
1. Daß Franckreich in den uhralten Zeiten in de- nen conventibus publicis, conciliis und synodis allen andern, sonderlich aber auch Spanien vorgesessen, sich auch dieses Rechts biß An. 1558. gebrauchet, und in der posses- sion erhalten.
2. Die Frantzösischen Könige mehr rühmliche Thaten verrichtet, als alle andere Europäische Potentaten,
3. Den Titul filii primogeniti Ecclesiae führe, welchen er verdienet, weil er den Nutzen und Aufnahme der Catholischen Kirchen praefera- blement für andern befördert, und den Pabst
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Hoff-Ceremoniel.
in der poſſeſſione præcedentiæ mainteni- ret, ja ſelbſt der Pabſt Julius II. haͤtte zu An- fang des 16. ſeculi fuͤr Henricum VIII. in Engelland, wieder Ferdinandum Catholi- cum geſprochen, und dieſen jenem nachgeſetzt.
Fuͤnfftes Capitel. Von den Special-Fundamentis des Koͤniges in Franckreich.
§. 1.
Dieſer Koͤnig will nicht nur allen andern Koͤnigen vorgezogen, ſondern auch dem Roͤm. Deutſchen Kaͤyſer gleich geachtet werden, und fuͤhren die Frantzoͤſiſchen Scribenten, ſonderlich Auberie und Bignon folgende Urſachen ſeiner prætendireten Præcedentz an:
1. Daß Franckreich in den uhralten Zeiten in de- nen conventibus publicis, conciliis und ſynodis allen andern, ſonderlich aber auch Spanien vorgeſeſſen, ſich auch dieſes Rechts biß An. 1558. gebrauchet, und in der poſſeſ- ſion erhalten.
2. Die Frantzoͤſiſchen Koͤnige mehr ruͤhmliche Thaten verrichtet, als alle andere Europaͤiſche Potentaten,
3. Den Titul filii primogeniti Eccleſiæ fuͤhre, welchen er verdienet, weil er den Nutzen und Aufnahme der Catholiſchen Kirchen præfera- blement fuͤr andern befoͤrdert, und den Pabſt
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Hoff-Ceremoniel.
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fang des 16. ſeculi fuͤr Henricum VIII. in
Engelland, wieder Ferdinandum Catholi-
cum geſprochen, und dieſen jenem nachgeſetzt.
Fuͤnfftes Capitel.
Von den Special-Fundamentis des
Koͤniges in Franckreich.
§. 1. Dieſer Koͤnig will nicht nur allen andern
Koͤnigen vorgezogen, ſondern auch dem Roͤm.
Deutſchen Kaͤyſer gleich geachtet werden, und
fuͤhren die Frantzoͤſiſchen Scribenten, ſonderlich
Auberie und Bignon folgende Urſachen ſeiner
prætendireten Præcedentz an:
1. Daß Franckreich in den uhralten Zeiten in de-
nen conventibus publicis, conciliis und
ſynodis allen andern, ſonderlich aber auch
Spanien vorgeſeſſen, ſich auch dieſes Rechts
biß An. 1558. gebrauchet, und in der poſſeſ-
ſion erhalten.
2. Die Frantzoͤſiſchen Koͤnige mehr ruͤhmliche
Thaten verrichtet, als alle andere Europaͤiſche
Potentaten,
3. Den Titul filii primogeniti Eccleſiæ fuͤhre,
welchen er verdienet, weil er den Nutzen und
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/117>, abgerufen am 22.11.2024.
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