ren lassen. Welcher unter diesen zweyen da- mahlen den Pas behauptet, überlässet man ei- nem ieden zum Nachsinnen. Ob nun gleich der König in Franckreich zu Rom den Pas für Spanien behauptet, so hat man doch hingegen dem König in Spanien, den Rang für Franck- reich in Wien eingeräumet, in welchen zweyen doch differenten Orten, sich ein jeder in seiner possession lange Zeit mainteniret, und da- mit jede competirende Parthey, allen Ver- druß meiden, und so wohl in Rom als Wien zu gleicher Zeit Spanische und Frantzösische mi- nistres gegenwertig seyn könten, so hält Spa- nien in Wien stets einen Abgeordneten vom er- sten, Franckreich aber nur einen vom andern Rang, vice versa Franckreich in Rom einen plenipotentiarium vom ersten, Spanien aber einen von andern Rang. Denn weil en ge- neral alle ambassadeurs, ob sie gleich von no- torisch minderen Potentien gesendet, dennoch allen Envoyes, wenn selbige auch von dem höchsten und mächtigsten Potentaten abge- ordnet wären, vorgehen, so hat keiner seinem praetendireten Vorzuge dadurch etwas ver- geben, biß endlich, wie im folgenden Capitul gemeldet werden soll, Franckreich dem Könige in Spanien bey nahe das Vortheil und die Praecedentz abgelauffen.
Engel-
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Hoff-Ceremoniel.
ren laſſen. Welcher unter dieſen zweyen da- mahlen den Pas behauptet, uͤberlaͤſſet man ei- nem ieden zum Nachſinnen. Ob nun gleich der Koͤnig in Franckreich zu Rom den Pas fuͤr Spanien behauptet, ſo hat man doch hingegen dem Koͤnig in Spanien, den Rang fuͤr Franck- reich in Wien eingeraͤumet, in welchen zweyen doch differenten Orten, ſich ein jeder in ſeiner poſſeſſion lange Zeit mainteniret, und da- mit jede competirende Parthey, allen Ver- druß meiden, und ſo wohl in Rom als Wien zu gleicher Zeit Spaniſche und Frantzoͤſiſche mi- niſtres gegenwertig ſeyn koͤnten, ſo haͤlt Spa- nien in Wien ſtets einen Abgeordneten vom er- ſten, Franckreich aber nur einen vom andern Rang, vice verſa Franckreich in Rom einen plenipotentiarium vom erſten, Spanien aber einen von andern Rang. Deñ weil en ge- neral alle ambaſſadeurs, ob ſie gleich von no- toriſch minderen Potentien geſendet, dennoch allen Envoyes, wenn ſelbige auch von dem hoͤchſten und maͤchtigſten Potentaten abge- ordnet waͤren, vorgehen, ſo hat keiner ſeinem prætendireten Vorzuge dadurch etwas ver- geben, biß endlich, wie im folgenden Capitul gemeldet werden ſoll, Franckreich dem Koͤnige in Spanien bey nahe das Vortheil und die Præcedentz abgelauffen.
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Hoff-Ceremoniel.
ren laſſen. Welcher unter dieſen zweyen da-
mahlen den Pas behauptet, uͤberlaͤſſet man ei-
nem ieden zum Nachſinnen. Ob nun gleich
der Koͤnig in Franckreich zu Rom den Pas fuͤr
Spanien behauptet, ſo hat man doch hingegen
dem Koͤnig in Spanien, den Rang fuͤr Franck-
reich in Wien eingeraͤumet, in welchen zweyen
doch differenten Orten, ſich ein jeder in ſeiner
poſſeſſion lange Zeit mainteniret, und da-
mit jede competirende Parthey, allen Ver-
druß meiden, und ſo wohl in Rom als Wien zu
gleicher Zeit Spaniſche und Frantzoͤſiſche mi-
niſtres gegenwertig ſeyn koͤnten, ſo haͤlt Spa-
nien in Wien ſtets einen Abgeordneten vom er-
ſten, Franckreich aber nur einen vom andern
Rang, vice verſa Franckreich in Rom einen
plenipotentiarium vom erſten, Spanien
aber einen von andern Rang. Deñ weil en ge-
neral alle ambaſſadeurs, ob ſie gleich von no-
toriſch minderen Potentien geſendet, dennoch
allen Envoyes, wenn ſelbige auch von dem
hoͤchſten und maͤchtigſten Potentaten abge-
ordnet waͤren, vorgehen, ſo hat keiner ſeinem
prætendireten Vorzuge dadurch etwas ver-
geben, biß endlich, wie im folgenden Capitul
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/115>, abgerufen am 22.11.2024.
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