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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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in grösten Schmertzen liegenden Patienten, wel-
cher, nachdem er sich um Mitternachts-Zeit ein we-
nig ermuntert hatte, alsofort nach seinem Paquet-
Schrifften fragte, und so bald man ihm dieselben ge-
reicht, sprach er zu mir: Mein Herr! nehmet und
behaltet dieses Paquet in eurer Verwahrung, viel-
leicht füget euch der Himmel hierdurch ein Glücke
zu, welches ich nicht habe erleben sollen. Hierauf
begehrete er, daß man den anwesenden Geistlichen
bey ihm allein lassen solte, mit welchem er denn seine
Seele wohl berathen, und gegen Morgen das Zelt-
liche mit dem Ewigen verwechselt hatte.

Meinen Gedancken nach hatte ich nun von die-
sem andern Jason das güldene Fell ererbet, und
vermeinte, ein Besitzer der allersichersten alchymi-
sti
schen Processe zu seyn. Aber weit gefehlt! Denn
kurtz zu sagen, es fand sich sonst nichts darinnen,
als Albert Julii Geschichts-Beschreibung, und
was Mons. Eberhard Julius, zur Erläuterung der-
selben, diesem unglücklichen Passagier sonsten beyge-
legt und zugeschickt hatte.

Ohngeacht aber meine Hoffnung, in kurtzer Zeit
ein glücklicher Alchymiste und reicher Mann zu
werden, sich gewaltig betrogen sahe, so fielen mir
doch, beym Durchlesen dieser Sachen, verschiedene
Passagen in die Augen, woran mein Gemüth eine
ziemliche Belustigung fand, und da ich vollends
des verunglückten Litterati besonderen Brief-
Wechsel, den er theils mit Mons. Eberhard Ju-
lio
selbst, theils mit Herrn G. v. B. in Amsterdam,
theils auch mit Herrn H. W. W. in Hamburg die-
ses Wercks wegen eine Zeit her geführet, dabey

antraff,

in groͤſten Schmertzen liegenden Patienten, wel-
cher, nachdem er ſich um Mitternachts-Zeit ein we-
nig ermuntert hatte, alſofort nach ſeinem Paquet-
Schrifften fragte, und ſo bald man ihm dieſelben ge-
reicht, ſprach er zu mir: Mein Herr! nehmet und
behaltet dieſes Paquet in eurer Verwahrung, viel-
leicht fuͤget euch der Himmel hierdurch ein Gluͤcke
zu, welches ich nicht habe erleben ſollen. Hierauf
begehrete er, daß man den anweſenden Geiſtlichen
bey ihm allein laſſen ſolte, mit welchem er denn ſeine
Seele wohl berathen, und gegen Morgen das Zelt-
liche mit dem Ewigen verwechſelt hatte.

Meinen Gedancken nach hatte ich nun von die-
ſem andern Jaſon das guͤldene Fell ererbet, und
vermeinte, ein Beſitzer der allerſicherſten alchymi-
ſti
ſchen Proceſſe zu ſeyn. Aber weit gefehlt! Denn
kurtz zu ſagen, es fand ſich ſonſt nichts darinnen,
als Albert Julii Geſchichts-Beſchreibung, und
was Monſ. Eberhard Julius, zur Erlaͤuterung der-
ſelben, dieſem ungluͤcklichen Paſſagier ſonſten beyge-
legt und zugeſchickt hatte.

Ohngeacht aber meine Hoffnung, in kurtzer Zeit
ein gluͤcklicher Alchymiſte und reicher Mann zu
werden, ſich gewaltig betrogen ſahe, ſo fielen mir
doch, beym Durchleſen dieſer Sachen, verſchiedene
Paſſagen in die Augen, woran mein Gemuͤth eine
ziemliche Beluſtigung fand, und da ich vollends
des verungluͤckten Litterati beſonderen Brief-
Wechſel, den er theils mit Monſ. Eberhard Ju-
lio
ſelbſt, theils mit Herrn G. v. B. in Amſterdam,
theils auch mit Herrn H. W. W. in Hamburg die-
ſes Wercks wegen eine Zeit her gefuͤhret, dabey

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/8>, abgerufen am 28.03.2024.