von den Unserigen auf dem Vordertheil des feindl. Schiffs beschäfftiget, rechtschaffen Posto zu fassen, merckte aber, daß wir mehr Arbeit fanden, als wir bestreiten konten, indem der eintzige Satan unsern Succurs recht übermenschlich abzuhalten schien, de- rowegen drang als ein Blitz durch die Feinde hin- durch, nahm meinen Vortheil ohngefchr in Obacht, und vermeynte sogleich meinen Pallasch in seinen Gedärmen umzuwenden; allein der Mord-Bübe war überall starck geharnischt und gepantzert, da- hero ich nach abgeglitschten Stosse mich selbst in der grösten Lebens-Gefahr sahe, doch fassete ihn in dieser Angst von ohngefehr in das weit aufgesper- rete Maul, riß die rasende Furie zu Boden, suchte am Unter-Leibe eine Oeffnung, und stieß derselben meinen Pallasch so tieff in den Rantzen hinein als ich konte.
Kaum war dieses geschehen, als nach einander eiliche 20. und immer mehr von den Unserigen in das Feindliche Schiff gesprungen kamen, mich secun- dirten, und noch vor völlig erhaltenen Siege Vi- ctoria! schryen. Doch es vergieng nicht eine hal- be Stunde, so konten wir dieses Freuden-Wort mit Recht, und in vollkom mener Sicherheit ausruffen, weil wir überhaupt Meister vom Schiffe, und die annoch lebenden Feinde unsere Sclaven waren. Jch vor meine Person hatte zur ersten Beute einen ziemlichen Hieb über den Kopff, einen über die lin- cke Schulter, und einen Piquen-Stich in die rechte Hüffte bekommen, darzu hatte der irresonable Fleget, dem ich doch aus besondern Staats-Ursa- chen ins Maul zu greiffen die Ehre gethan, mir die
vor
von den Unſerigen auf dem Vordertheil des feindl. Schiffs beſchaͤfftiget, rechtſchaffen Poſto zu faſſen, merckte aber, daß wir mehr Arbeit fanden, als wir beſtreiten konten, indem der eintzige Satan unſern Succurs recht uͤbermenſchlich abzuhalten ſchien, de- rowegen drang als ein Blitz durch die Feinde hin- durch, nahm meinen Vortheil ohngefchr in Obacht, und vermeynte ſogleich meinen Pallaſch in ſeinen Gedaͤrmen umzuwenden; allein der Mord-Buͤbe war uͤberall ſtarck geharniſcht und gepantzert, da- hero ich nach abgeglitſchten Stoſſe mich ſelbſt in der groͤſten Lebens-Gefahr ſahe, doch faſſete ihn in dieſer Angſt von ohngefehr in das weit aufgeſper- rete Maul, riß die raſende Furie zu Boden, ſuchte am Unter-Leibe eine Oeffnung, und ſtieß derſelben meinen Pallaſch ſo tieff in den Rantzen hinein als ich konte.
Kaum war dieſes geſchehen, als nach einander eiliche 20. und immer mehr von den Unſerigen in das Feindliche Schiff geſprungen kamen, mich ſecun- dirten, und noch vor voͤllig erhaltenen Siege Vi- ctoria! ſchryen. Doch es vergieng nicht eine hal- be Stunde, ſo konten wir dieſes Freuden-Wort mit Recht, und in vollkom mener Sicherheit ausruffen, weil wir uͤberhaupt Meiſter vom Schiffe, und die annoch lebenden Feinde unſere Sclaven waren. Jch vor meine Perſon hatte zur erſten Beute einen ziemlichen Hieb uͤber den Kopff, einen uͤber die lin- cke Schulter, und einen Piquen-Stich in die rechte Huͤffte bekommen, darzu hatte der irreſonable Fleget, dem ich doch aus beſondern Staats-Urſa- chen ins Maul zu greiffen die Ehre gethan, mir die
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von den Unſerigen auf dem Vordertheil des feindl.
Schiffs beſchaͤfftiget, rechtſchaffen Poſto zu faſſen,
merckte aber, daß wir mehr Arbeit fanden, als wir
beſtreiten konten, indem der eintzige Satan unſern
Succurs recht uͤbermenſchlich abzuhalten ſchien, de-
rowegen drang als ein Blitz durch die Feinde hin-
durch, nahm meinen Vortheil ohngefchr in Obacht,
und vermeynte ſogleich meinen Pallaſch in ſeinen
Gedaͤrmen umzuwenden; allein der Mord-Buͤbe
war uͤberall ſtarck geharniſcht und gepantzert, da-
hero ich nach abgeglitſchten Stoſſe mich ſelbſt in
der groͤſten Lebens-Gefahr ſahe, doch faſſete ihn in
dieſer Angſt von ohngefehr in das weit aufgeſper-
rete Maul, riß die raſende Furie zu Boden, ſuchte
am Unter-Leibe eine Oeffnung, und ſtieß derſelben
meinen Pallaſch ſo tieff in den Rantzen hinein als ich
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Kaum war dieſes geſchehen, als nach einander
eiliche 20. und immer mehr von den Unſerigen in das
Feindliche Schiff geſprungen kamen, mich ſecun-
dirten, und noch vor voͤllig erhaltenen Siege Vi-
ctoria! ſchryen. Doch es vergieng nicht eine hal-
be Stunde, ſo konten wir dieſes Freuden-Wort mit
Recht, und in vollkom mener Sicherheit ausruffen,
weil wir uͤberhaupt Meiſter vom Schiffe, und die
annoch lebenden Feinde unſere Sclaven waren. Jch
vor meine Perſon hatte zur erſten Beute einen
ziemlichen Hieb uͤber den Kopff, einen uͤber die lin-
cke Schulter, und einen Piquen-Stich in die rechte
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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