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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Ufer, da ich meine Ducaten gezehlet, und oberwehnte
Worte gesprochen, beschlichen und verrathen hatte,
wie mir van Raac nunmehro solches alles offenher-
tzig gestund. Doch alle seine angestiffteten Boß-
heiten waren nicht vermögend unsere Freundschafft
zu trennen, sondern es schien, als ob dieselbe hierdurch
immer mehr befestiget würde, ich aber hatte mir fest
vorgesetzt dem Sergeanten bey erster bequemer Ge-
legenheit den Kopff zu waschen, doch ich ward dieser
Mühe überhoben, weil er, da wir uns eine Zeitlang
in Batavia auf der Jnsul Java aufhalten musten,
daselbst von einem andern erstochen, und ich von
dem Capitain an dessen Stelle als Sergeant gesetzt
wurde.

Weil ich solchergestalt doppelte Gage zoge, kon-
te schon Etaat machen, in wenig Jahren ein ziemlich
Capital zu sammlen. Nechst dem so marchandir-
te zwar so fleißig, doch nicht so schelmisch als ein Ju-
de, und erwarb damit binnen 3. Jahren ein feines
Vermögen. Denn so lange waren wir auf dieser
meiner ersten Reise unterweges. Sonsten begeg-
nete mir dabey nichts eben sehr ungewöhnliches,
weßwegen auch, um Weitläufftigkeit zu vermeiden,
davon weiter nichts gedencken will, als daß wir auf
dem Rückwege, um die Gegend der Canarischen
Jnsuln, von zweyen Saleeischen Raub-Schiffen at-
taquir
et wurden. Das Gefechte war ungemein
hitzig, und stunden wir in gröster Gefahr nebst unse-
rer Freyheit alles Guth, wo nicht gar das Leben zu
verlieren. Endlich wendete sich das Blut, nachdem
wir den grimmigsten Widerstand gethan, so, daß
sie zwar die Flucht, aber dabey unsere reich beladene

Bar-

Ufer, da ich meine Ducaten gezehlet, und oberwehnte
Worte geſprochen, beſchlichen und verrathen hatte,
wie mir van Raac nunmehro ſolches alles offenher-
tzig geſtund. Doch alle ſeine angeſtiffteten Boß-
heiten waren nicht vermoͤgend unſere Freundſchafft
zu trennen, ſondern es ſchien, als ob dieſelbe hierdurch
immer mehr befeſtiget wuͤrde, ich aber hatte mir feſt
vorgeſetzt dem Sergeanten bey erſter bequemer Ge-
legenheit den Kopff zu waſchen, doch ich ward dieſer
Muͤhe uͤberhoben, weil er, da wir uns eine Zeitlang
in Batavia auf der Jnſul Java aufhalten muſten,
daſelbſt von einem andern erſtochen, und ich von
dem Capitain an deſſen Stelle als Sergeant geſetzt
wurde.

Weil ich ſolchergeſtalt doppelte Gage zoge, kon-
te ſchon Etaat machen, in wenig Jahren ein ziemlich
Capital zu ſammlen. Nechſt dem ſo marchandir-
te zwar ſo fleißig, doch nicht ſo ſchelmiſch als ein Ju-
de, und erwarb damit binnen 3. Jahren ein feines
Vermoͤgen. Denn ſo lange waren wir auf dieſer
meiner erſten Reiſe unterweges. Sonſten begeg-
nete mir dabey nichts eben ſehr ungewoͤhnliches,
weßwegen auch, um Weitlaͤufftigkeit zu vermeiden,
davon weiter nichts gedencken will, als daß wir auf
dem Ruͤckwege, um die Gegend der Canariſchen
Jnſuln, von zweyen Saleeiſchen Raub-Schiffen at-
taquir
et wurden. Das Gefechte war ungemein
hitzig, und ſtunden wir in groͤſter Gefahr nebſt unſe-
rer Freyheit alles Guth, wo nicht gar das Leben zu
verlieren. Endlich wendete ſich das Blut, nachdem
wir den grimmigſten Widerſtand gethan, ſo, daß
ſie zwar die Flucht, aber dabey unſere reich beladene

Bar-
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[56/0068] Ufer, da ich meine Ducaten gezehlet, und oberwehnte Worte geſprochen, beſchlichen und verrathen hatte, wie mir van Raac nunmehro ſolches alles offenher- tzig geſtund. Doch alle ſeine angeſtiffteten Boß- heiten waren nicht vermoͤgend unſere Freundſchafft zu trennen, ſondern es ſchien, als ob dieſelbe hierdurch immer mehr befeſtiget wuͤrde, ich aber hatte mir feſt vorgeſetzt dem Sergeanten bey erſter bequemer Ge- legenheit den Kopff zu waſchen, doch ich ward dieſer Muͤhe uͤberhoben, weil er, da wir uns eine Zeitlang in Batavia auf der Jnſul Java aufhalten muſten, daſelbſt von einem andern erſtochen, und ich von dem Capitain an deſſen Stelle als Sergeant geſetzt wurde. Weil ich ſolchergeſtalt doppelte Gage zoge, kon- te ſchon Etaat machen, in wenig Jahren ein ziemlich Capital zu ſammlen. Nechſt dem ſo marchandir- te zwar ſo fleißig, doch nicht ſo ſchelmiſch als ein Ju- de, und erwarb damit binnen 3. Jahren ein feines Vermoͤgen. Denn ſo lange waren wir auf dieſer meiner erſten Reiſe unterweges. Sonſten begeg- nete mir dabey nichts eben ſehr ungewoͤhnliches, weßwegen auch, um Weitlaͤufftigkeit zu vermeiden, davon weiter nichts gedencken will, als daß wir auf dem Ruͤckwege, um die Gegend der Canariſchen Jnſuln, von zweyen Saleeiſchen Raub-Schiffen at- taquiret wurden. Das Gefechte war ungemein hitzig, und ſtunden wir in groͤſter Gefahr nebſt unſe- rer Freyheit alles Guth, wo nicht gar das Leben zu verlieren. Endlich wendete ſich das Blut, nachdem wir den grimmigſten Widerſtand gethan, ſo, daß ſie zwar die Flucht, aber dabey unſere reich beladene Bar-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/68>, abgerufen am 24.11.2024.