Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

sondern auch von allen christlichen Glaubens-Arti-
culn ziemlich Rede und Antwort geben konte, dero-
wegen nahm ich mir kein Bedencken an diesem ab-
gelegenen Orte einen Apostel abzugeben, und densel-
ben nach Christi Einsetzung zu tauffen, worbey alle
meine 5. christlichen Gefährten zu Gevattern stunden,
er empfieng dabey, wegen seiner besondern Treuher-
tzigkeit, den Nahmen Christian Treuhertz. Sei-
ne beyden Gefährten befanden sich hierdurch der-
massen gerühret, daß sie gleichmäßigen Unterricht
wegen des Christenthums von mir verlangten, wel-
chen ich ihnen mit grösten Vergnügen gab, und nach
Verfluß eines halben Jahres auch beyde tauffte/ da
denn der erstere Petrus Gutmann, der andere a-
ber Paulus Himmelfreund genennet wurde.

Jn nachfolgenden 3. oder 4. Jahren, befand sich
alles bey uns in dermassen ordentlichen und guten
Stande, daß wir nicht die geringste Ursach hatten
über appetitliche Lebens-Mittel oder andern Man-
gel an unentbehrlichen Bedürffnissen zu klagen, ich
glaube auch, meine Gefährten würden sich nimmer-
mehr aus dieser vergnügenden Landschafft hinweg
gesehnet haben, wenn sie nur Hoffnung zur Hande-
lung mit andern Menschen, und vor allen andern
Dingen Weibs-Leute, ihr Geschlechte fortzupflan-
tzen, gehabt hätten. Da aber dieses letztere ermangel-
te, und zu dem erstern sich gantz und gar keine Gele-
genheit zeigen wolte, indem sie nun schon einige Jah-
re vergeblich auf vorbey fahrende Schiffe gewartet
hatten, gaben mir meine 5. Lands-Leute ziemlich
trotzig zu verstehen, daß man Anstalt machen müste

ein

ſondern auch von allen chriſtlichen Glaubens-Arti-
culn ziemlich Rede und Antwort geben konte, dero-
wegen nahm ich mir kein Bedencken an dieſem ab-
gelegenen Orte einen Apoſtel abzugeben, und denſel-
ben nach Chriſti Einſetzung zu tauffen, worbey alle
meine 5. chriſtlichen Gefaͤhrten zu Gevattern ſtunden,
er empfieng dabey, wegen ſeiner beſondern Treuher-
tzigkeit, den Nahmen Chriſtian Treuhertz. Sei-
ne beyden Gefaͤhrten befanden ſich hierdurch der-
maſſen geruͤhret, daß ſie gleichmaͤßigen Unterricht
wegen des Chriſtenthums von mir verlangten, wel-
chen ich ihnen mit groͤſten Vergnuͤgen gab, und nach
Verfluß eines halben Jahres auch beyde tauffte/ da
denn der erſtere Petrus Gutmann, der andere a-
ber Paulus Himmelfreund genennet wurde.

Jn nachfolgenden 3. oder 4. Jahren, befand ſich
alles bey uns in dermaſſen ordentlichen und guten
Stande, daß wir nicht die geringſte Urſach hatten
uͤber appetitliche Lebens-Mittel oder andern Man-
gel an unentbehrlichen Beduͤrffniſſen zu klagen, ich
glaube auch, meine Gefaͤhrten wuͤrden ſich nimmer-
mehr aus dieſer vergnuͤgenden Landſchafft hinweg
geſehnet haben, wenn ſie nur Hoffnung zur Hande-
lung mit andern Menſchen, und vor allen andern
Dingen Weibs-Leute, ihr Geſchlechte fortzupflan-
tzen, gehabt haͤtten. Da aber dieſes letztere ermangel-
te, und zu dem erſtern ſich gantz und gar keine Gele-
genheit zeigen wolte, indem ſie nun ſchon einige Jah-
re vergeblich auf vorbey fahrende Schiffe gewartet
hatten, gaben mir meine 5. Lands-Leute ziemlich
trotzig zu verſtehen, daß man Anſtalt machen muͤſte

ein
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0606" n="592"/>
&#x017F;ondern auch von allen chri&#x017F;tlichen Glaubens-Arti-<lb/>
culn ziemlich Rede und Antwort geben konte, dero-<lb/>
wegen nahm ich mir kein Bedencken an die&#x017F;em ab-<lb/>
gelegenen Orte einen Apo&#x017F;tel abzugeben, und den&#x017F;el-<lb/>
ben nach Chri&#x017F;ti Ein&#x017F;etzung zu tauffen, worbey alle<lb/>
meine 5. chri&#x017F;tlichen Gefa&#x0364;hrten zu Gevattern &#x017F;tunden,<lb/>
er empfieng dabey, wegen &#x017F;einer be&#x017F;ondern Treuher-<lb/>
tzigkeit, den Nahmen <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tian Treuhertz.</hi> Sei-<lb/>
ne beyden Gefa&#x0364;hrten befanden &#x017F;ich hierdurch der-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en geru&#x0364;hret, daß &#x017F;ie gleichma&#x0364;ßigen Unterricht<lb/>
wegen des Chri&#x017F;tenthums von mir verlangten, wel-<lb/>
chen ich ihnen mit gro&#x0364;&#x017F;ten Vergnu&#x0364;gen gab, und nach<lb/>
Verfluß eines halben Jahres auch beyde tauffte/ da<lb/>
denn der er&#x017F;tere <hi rendition="#fr">Petrus Gutmann,</hi> der andere a-<lb/>
ber <hi rendition="#fr">Paulus Himmelfreund</hi> genennet wurde.</p><lb/>
          <p>Jn nachfolgenden 3. oder 4. Jahren, befand &#x017F;ich<lb/>
alles bey uns in derma&#x017F;&#x017F;en ordentlichen und guten<lb/>
Stande, daß wir nicht die gering&#x017F;te Ur&#x017F;ach hatten<lb/>
u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">appetit</hi>liche Lebens-Mittel oder andern Man-<lb/>
gel an unentbehrlichen Bedu&#x0364;rffni&#x017F;&#x017F;en zu klagen, ich<lb/>
glaube auch, meine Gefa&#x0364;hrten wu&#x0364;rden &#x017F;ich nimmer-<lb/>
mehr aus die&#x017F;er vergnu&#x0364;genden Land&#x017F;chafft hinweg<lb/>
ge&#x017F;ehnet haben, wenn &#x017F;ie nur Hoffnung zur Hande-<lb/>
lung mit andern Men&#x017F;chen, und vor allen andern<lb/>
Dingen Weibs-Leute, ihr Ge&#x017F;chlechte fortzupflan-<lb/>
tzen, gehabt ha&#x0364;tten. Da aber die&#x017F;es letztere ermangel-<lb/>
te, und zu dem er&#x017F;tern &#x017F;ich gantz und gar keine Gele-<lb/>
genheit zeigen wolte, indem &#x017F;ie nun &#x017F;chon einige Jah-<lb/>
re vergeblich auf vorbey fahrende Schiffe gewartet<lb/>
hatten, gaben mir meine 5. Lands-Leute ziemlich<lb/>
trotzig zu ver&#x017F;tehen, daß man An&#x017F;talt machen mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[592/0606] ſondern auch von allen chriſtlichen Glaubens-Arti- culn ziemlich Rede und Antwort geben konte, dero- wegen nahm ich mir kein Bedencken an dieſem ab- gelegenen Orte einen Apoſtel abzugeben, und denſel- ben nach Chriſti Einſetzung zu tauffen, worbey alle meine 5. chriſtlichen Gefaͤhrten zu Gevattern ſtunden, er empfieng dabey, wegen ſeiner beſondern Treuher- tzigkeit, den Nahmen Chriſtian Treuhertz. Sei- ne beyden Gefaͤhrten befanden ſich hierdurch der- maſſen geruͤhret, daß ſie gleichmaͤßigen Unterricht wegen des Chriſtenthums von mir verlangten, wel- chen ich ihnen mit groͤſten Vergnuͤgen gab, und nach Verfluß eines halben Jahres auch beyde tauffte/ da denn der erſtere Petrus Gutmann, der andere a- ber Paulus Himmelfreund genennet wurde. Jn nachfolgenden 3. oder 4. Jahren, befand ſich alles bey uns in dermaſſen ordentlichen und guten Stande, daß wir nicht die geringſte Urſach hatten uͤber appetitliche Lebens-Mittel oder andern Man- gel an unentbehrlichen Beduͤrffniſſen zu klagen, ich glaube auch, meine Gefaͤhrten wuͤrden ſich nimmer- mehr aus dieſer vergnuͤgenden Landſchafft hinweg geſehnet haben, wenn ſie nur Hoffnung zur Hande- lung mit andern Menſchen, und vor allen andern Dingen Weibs-Leute, ihr Geſchlechte fortzupflan- tzen, gehabt haͤtten. Da aber dieſes letztere ermangel- te, und zu dem erſtern ſich gantz und gar keine Gele- genheit zeigen wolte, indem ſie nun ſchon einige Jah- re vergeblich auf vorbey fahrende Schiffe gewartet hatten, gaben mir meine 5. Lands-Leute ziemlich trotzig zu verſtehen, daß man Anſtalt machen muͤſte ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/606
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/606>, abgerufen am 07.05.2024.