sich dieselben doch dermassen gefällig, daß wir an ih- ren natürlichen Wesen noch zur Zeit nicht das gering- ste auszusetzen fanden. Sie brachten uns gedörte- tes Fleisch und Fische, nebst etlichen aus Wurtzel- Mehl gebackenen Brodten herzu, wovor wir die glä- sernen und meßingenen Knöpfe unter sie theileten, so wir an unsern Kleidern trugen, indem dergleichen schlechte Sachen von ihnen ungemein hoch geschätzt, und mit erstaunlicher Freude angenommen wurden. Gegen Abend kam ihr König, welcher Madan genen- net wurde, zu uns, dieser trug einen Schurtz von bun- ten Federn um den Leib, wie auch dergleichen Crone auf dem Haupte, führete einen starcken Bogen in der rechten Hand, in der lincken aber einen höltzernen spitzigen Wurff-Spieß, wie auch einen Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken. Jch hatte das Glück, ihm ein höchst angenehmes Geschenck zu überreichen, wel- ches in einem ziemlich grossen Taschen-Messer, ei- nem Feuer-Stahl und zweyen Flinten-Steinen be- stund/ und habe niemahls bey einer lebendigen Cre- atur grössere Verwunderung gespüret, als sich bey diesem Menschen zeigte, so bald er nur den Nutzen und Krafft dieses Werckzeugs erfuhr. Er bekam über dieses noch ein Hand-Beil von mir, dessen vor- treffliche Tugenden ihn vollends dahin bewegten, daß uns alles, was wir nur anzeigen konten, gereicht und verwilliget wurde. Demnach baueten meine Gefährten ohnfern vom Meer-Ufer etliche Hütten auf, worinnen 4. 5. oder 6. Personen bequemlich beysammen ruhen, und den häuffig herzu gebrach- ten Speise-Vorrath verzehren konten. Von un-
sern
ſich dieſelben doch dermaſſen gefaͤllig, daß wir an ih- ren natuͤrlichen Weſen noch zur Zeit nicht das gering- ſte auszuſetzen fanden. Sie brachten uns gedoͤrte- tes Fleiſch und Fiſche, nebſt etlichen aus Wurtzel- Mehl gebackenen Brodten herzu, wovor wir die glaͤ- ſernen und meßingenen Knoͤpfe unter ſie theileten, ſo wir an unſern Kleidern trugen, indem dergleichen ſchlechte Sachen von ihnen ungemein hoch geſchaͤtzt, und mit erſtaunlicher Freude angenommen wurden. Gegen Abend kam ihr Koͤnig, welcher Madan genen- net wurde, zu uns, dieſer trug einen Schurtz von bun- ten Federn um den Leib, wie auch dergleichen Crone auf dem Haupte, fuͤhrete einen ſtarcken Bogen in der rechten Hand, in der lincken aber einen hoͤltzernen ſpitzigen Wurff-Spieß, wie auch einen Koͤcher mit Pfeilen auf dem Ruͤcken. Jch hatte das Gluͤck, ihm ein hoͤchſt angenehmes Geſchenck zu uͤberreichen, wel- ches in einem ziemlich groſſen Taſchen-Meſſer, ei- nem Feuer-Stahl und zweyen Flinten-Steinen be- ſtund/ und habe niemahls bey einer lebendigen Cre- atur groͤſſere Verwunderung geſpuͤret, als ſich bey dieſem Menſchen zeigte, ſo bald er nur den Nutzen und Krafft dieſes Werckzeugs erfuhr. Er bekam uͤber dieſes noch ein Hand-Beil von mir, deſſen vor- treffliche Tugenden ihn vollends dahin bewegten, daß uns alles, was wir nur anzeigen konten, gereicht und verwilliget wurde. Demnach baueten meine Gefaͤhrten ohnfern vom Meer-Ufer etliche Huͤtten auf, worinnen 4. 5. oder 6. Perſonen bequemlich beyſammen ruhen, und den haͤuffig herzu gebrach- ten Speiſe-Vorrath verzehren konten. Von un-
ſern
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0589"n="575"/>ſich dieſelben doch dermaſſen gefaͤllig, daß wir an ih-<lb/>
ren natuͤrlichen Weſen noch zur Zeit nicht das gering-<lb/>ſte auszuſetzen fanden. Sie brachten uns gedoͤrte-<lb/>
tes Fleiſch und Fiſche, nebſt etlichen aus Wurtzel-<lb/>
Mehl gebackenen Brodten herzu, wovor wir die glaͤ-<lb/>ſernen und meßingenen Knoͤpfe unter ſie theileten, ſo<lb/>
wir an unſern Kleidern trugen, indem dergleichen<lb/>ſchlechte Sachen von ihnen ungemein hoch geſchaͤtzt,<lb/>
und mit erſtaunlicher Freude angenommen wurden.<lb/>
Gegen Abend kam ihr Koͤnig, welcher <hirendition="#aq">Madan</hi> genen-<lb/>
net wurde, zu uns, dieſer trug einen Schurtz von bun-<lb/>
ten Federn um den Leib, wie auch dergleichen Crone<lb/>
auf dem Haupte, fuͤhrete einen ſtarcken Bogen in der<lb/>
rechten Hand, in der lincken aber einen hoͤltzernen<lb/>ſpitzigen Wurff-Spieß, wie auch einen Koͤcher mit<lb/>
Pfeilen auf dem Ruͤcken. Jch hatte das Gluͤck, ihm<lb/>
ein hoͤchſt angenehmes Geſchenck zu uͤberreichen, wel-<lb/>
ches in einem ziemlich groſſen Taſchen-Meſſer, ei-<lb/>
nem Feuer-Stahl und zweyen Flinten-Steinen be-<lb/>ſtund/ und habe niemahls bey einer lebendigen Cre-<lb/>
atur groͤſſere Verwunderung geſpuͤret, als ſich bey<lb/>
dieſem Menſchen zeigte, ſo bald er nur den Nutzen<lb/>
und Krafft dieſes Werckzeugs erfuhr. Er bekam<lb/>
uͤber dieſes noch ein Hand-Beil von mir, deſſen vor-<lb/>
treffliche Tugenden ihn vollends dahin bewegten, daß<lb/>
uns alles, was wir nur anzeigen konten, gereicht<lb/>
und verwilliget wurde. Demnach baueten meine<lb/>
Gefaͤhrten ohnfern vom Meer-Ufer etliche Huͤtten<lb/>
auf, worinnen 4. 5. oder 6. Perſonen bequemlich<lb/>
beyſammen ruhen, und den haͤuffig herzu gebrach-<lb/>
ten Speiſe-Vorrath verzehren konten. Von un-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſern</fw><lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[575/0589]
ſich dieſelben doch dermaſſen gefaͤllig, daß wir an ih-
ren natuͤrlichen Weſen noch zur Zeit nicht das gering-
ſte auszuſetzen fanden. Sie brachten uns gedoͤrte-
tes Fleiſch und Fiſche, nebſt etlichen aus Wurtzel-
Mehl gebackenen Brodten herzu, wovor wir die glaͤ-
ſernen und meßingenen Knoͤpfe unter ſie theileten, ſo
wir an unſern Kleidern trugen, indem dergleichen
ſchlechte Sachen von ihnen ungemein hoch geſchaͤtzt,
und mit erſtaunlicher Freude angenommen wurden.
Gegen Abend kam ihr Koͤnig, welcher Madan genen-
net wurde, zu uns, dieſer trug einen Schurtz von bun-
ten Federn um den Leib, wie auch dergleichen Crone
auf dem Haupte, fuͤhrete einen ſtarcken Bogen in der
rechten Hand, in der lincken aber einen hoͤltzernen
ſpitzigen Wurff-Spieß, wie auch einen Koͤcher mit
Pfeilen auf dem Ruͤcken. Jch hatte das Gluͤck, ihm
ein hoͤchſt angenehmes Geſchenck zu uͤberreichen, wel-
ches in einem ziemlich groſſen Taſchen-Meſſer, ei-
nem Feuer-Stahl und zweyen Flinten-Steinen be-
ſtund/ und habe niemahls bey einer lebendigen Cre-
atur groͤſſere Verwunderung geſpuͤret, als ſich bey
dieſem Menſchen zeigte, ſo bald er nur den Nutzen
und Krafft dieſes Werckzeugs erfuhr. Er bekam
uͤber dieſes noch ein Hand-Beil von mir, deſſen vor-
treffliche Tugenden ihn vollends dahin bewegten, daß
uns alles, was wir nur anzeigen konten, gereicht
und verwilliget wurde. Demnach baueten meine
Gefaͤhrten ohnfern vom Meer-Ufer etliche Huͤtten
auf, worinnen 4. 5. oder 6. Perſonen bequemlich
beyſammen ruhen, und den haͤuffig herzu gebrach-
ten Speiſe-Vorrath verzehren konten. Von un-
ſern
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/589>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.