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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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auf freyen Fuß, gab ihm sein Gold und Güter ohne
Verzuck zurück, und hätte sich ohnfehlbar gäntzlich
mit Anciso ausgeföhnet, wenn derselbe nicht allzu-
rachgierig gewesen wäre. Wenig Tage hernach
seegelte Anciso mit seinen Anhängern von uns hin-
weg und hinterließ die Drohungen, sich in Castilien
bey dem Könige selbst, über den Valboa zu beklagen,
jedoch dieser letztere kehrete sich an nichts, sondern
brachte sein sämtliches Kriegs-Volck in behörige
Ordnung, setzte ihnen gewisse Befehlshaber, auf de-
ren Treue er sich verlassen konte, als worunter sich
nebst mir auch Don Rodriguez Colmenarez befand,
und fieng alsobald an sein und unser aller Glück mit
rechtem Ernste zu suchen.

Coiba war die erste Landschafft, welche von uns
angegriffen wurde, und deren König Careta, als er
sich mit dem Mangel entschuldigte, Proviant und
andere Bedürffnissen herzugeben, muste sich nebst
Weib, Kindern und allem Hof-Gesinde nach Dari-
en
abführen lassen.

Mittlerzeit sahe Valboa so wol als alle andern vor
nöthig an, den Valdivia und Zamudio nach Hispa-
niola
zu senden, deren der erstere bey dem Ober-
Admiral, Don Didaco Columbo, und andern Re-
genten dieser Lande, den Valboa bestens recom-
mandir
en, und um schleunige Bey-Hülffe mit Pro-
viant und andern Bedürffnissen bitten solte, Zamu-
dio
aber war befehligt eiligst nach Castilien zu see-
geln, und des Valboa mit Anciso gehabten Händel
bey dem Könige aufs eiffrigste zu vertheidigen. Jn-
zwischen wurde der Coibanische König Careta wie-
der auf freyen Fuß gestellet, jedoch unter den Be-

dingun-

auf freyen Fuß, gab ihm ſein Gold und Guͤter ohne
Verzuck zuruͤck, und haͤtte ſich ohnfehlbar gaͤntzlich
mit Anciſo ausgefoͤhnet, wenn derſelbe nicht allzu-
rachgierig geweſen waͤre. Wenig Tage hernach
ſeegelte Anciſo mit ſeinen Anhaͤngern von uns hin-
weg und hinterließ die Drohungen, ſich in Caſtilien
bey dem Koͤnige ſelbſt, uͤber den Valboa zu beklagen,
jedoch dieſer letztere kehrete ſich an nichts, ſondern
brachte ſein ſaͤmtliches Kriegs-Volck in behoͤrige
Ordnung, ſetzte ihnen gewiſſe Befehlshaber, auf de-
ren Treue er ſich verlaſſen konte, als worunter ſich
nebſt mir auch Don Rodriguez Colmenarez befand,
und fieng alſobald an ſein und unſer aller Gluͤck mit
rechtem Ernſte zu ſuchen.

Coiba war die erſte Landſchafft, welche von uns
angegriffen wurde, und deren Koͤnig Careta, als er
ſich mit dem Mangel entſchuldigte, Proviant und
andere Beduͤrffniſſen herzugeben, muſte ſich nebſt
Weib, Kindern und allem Hof-Geſinde nach Dari-
en
abfuͤhren laſſen.

Mittlerzeit ſahe Valboa ſo wol als alle andern vor
noͤthig an, den Valdivia und Zamudio nach Hiſpa-
niola
zu ſenden, deren der erſtere bey dem Ober-
Admiral, Don Didaco Columbo, und andern Re-
genten dieſer Lande, den Valboa beſtens recom-
mandir
en, und um ſchleunige Bey-Huͤlffe mit Pro-
viant und andern Beduͤrffniſſen bitten ſolte, Zamu-
dio
aber war befehligt eiligſt nach Caſtilien zu ſee-
geln, und des Valboa mit Anciſo gehabten Haͤndel
bey dem Koͤnige aufs eiffrigſte zu vertheidigen. Jn-
zwiſchen wurde der Coibaniſche Koͤnig Careta wie-
der auf freyen Fuß geſtellet, jedoch unter den Be-

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[562/0576] auf freyen Fuß, gab ihm ſein Gold und Guͤter ohne Verzuck zuruͤck, und haͤtte ſich ohnfehlbar gaͤntzlich mit Anciſo ausgefoͤhnet, wenn derſelbe nicht allzu- rachgierig geweſen waͤre. Wenig Tage hernach ſeegelte Anciſo mit ſeinen Anhaͤngern von uns hin- weg und hinterließ die Drohungen, ſich in Caſtilien bey dem Koͤnige ſelbſt, uͤber den Valboa zu beklagen, jedoch dieſer letztere kehrete ſich an nichts, ſondern brachte ſein ſaͤmtliches Kriegs-Volck in behoͤrige Ordnung, ſetzte ihnen gewiſſe Befehlshaber, auf de- ren Treue er ſich verlaſſen konte, als worunter ſich nebſt mir auch Don Rodriguez Colmenarez befand, und fieng alſobald an ſein und unſer aller Gluͤck mit rechtem Ernſte zu ſuchen. Coiba war die erſte Landſchafft, welche von uns angegriffen wurde, und deren Koͤnig Careta, als er ſich mit dem Mangel entſchuldigte, Proviant und andere Beduͤrffniſſen herzugeben, muſte ſich nebſt Weib, Kindern und allem Hof-Geſinde nach Dari- en abfuͤhren laſſen. Mittlerzeit ſahe Valboa ſo wol als alle andern vor noͤthig an, den Valdivia und Zamudio nach Hiſpa- niola zu ſenden, deren der erſtere bey dem Ober- Admiral, Don Didaco Columbo, und andern Re- genten dieſer Lande, den Valboa beſtens recom- mandiren, und um ſchleunige Bey-Huͤlffe mit Pro- viant und andern Beduͤrffniſſen bitten ſolte, Zamu- dio aber war befehligt eiligſt nach Caſtilien zu ſee- geln, und des Valboa mit Anciſo gehabten Haͤndel bey dem Koͤnige aufs eiffrigſte zu vertheidigen. Jn- zwiſchen wurde der Coibaniſche Koͤnig Careta wie- der auf freyen Fuß geſtellet, jedoch unter den Be- dingun-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/576>, abgerufen am 22.11.2024.