Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

dingungen, daß er nicht allein unser Krieges-Volck
nach Möglichkeit mit Speise und Tranck versehen,
sondern auch dem Valboa in dem Kriegs-Zuge wie-
der den benachbarten König Poncha, beystehen, und
die rechten Wege zeigen solte.

Jndem nun Careta mit diesem seinen ärgsten
Feinde Poncha beständig Krieg geführet, und von
ihm sehr in die Enge getrieben worden, nahm er diese
Gelegenheit sich elnmahl zu rächen mit Freuden an,
zog mit seinen Unterthanen, welche mit langen höl-
tzernen Schwerdtern und sehr spitzigen Wurff-
Spiessen bewaffnet waren, stets voraus, um den
Poncha unversehens zu überfallen. Allein dieser
hatte dennoch unsern Anzug bey Zeiten ausgekund-
schafft und dieserwegen die Flucht ergriffen, dem
ohngeacht fanden wir daselbst einen starcken Vor-
rath an Lebens-Mitteln und andern trefflichen Sa-
chen, wie nicht weniger etliche 30. Pfund feines Gol-
des.

Nach diesem glücklichen Streiche wurde der Kö-
nig Comogrus überfallen, mit welchen wir aber auf
des Königs Caretae Unterhandlung Bündniß und
Friede machten. Dieser Comogrus hatte 7. wohl-
gestallte Söhne, von welchen der alteste ein Mensch
von gantz besondern Verstande war, und nicht al-
lein vieles Gold und Kleinodien unter uns austheile-
te, sondern auch Anschläge gab, wo wir dergleichen
köstliche Waaren im Uberflusse antreffen könten.

Es ließ sich der König Comogrus mit seiner gan-
tzen Familie zum christlichen Glauben bereden, weß-
wegen er in der Tauffe den Nahmen Carolus em-

pfieng,
N n 2

dingungen, daß er nicht allein unſer Krieges-Volck
nach Moͤglichkeit mit Speiſe und Tranck verſehen,
ſondern auch dem Valboa in dem Kriegs-Zuge wie-
der den benachbarten Koͤnig Poncha, beyſtehen, und
die rechten Wege zeigen ſolte.

Jndem nun Careta mit dieſem ſeinen aͤrgſten
Feinde Poncha beſtaͤndig Krieg gefuͤhret, und von
ihm ſehr in die Enge getrieben worden, nahm er dieſe
Gelegenheit ſich elnmahl zu raͤchen mit Freuden an,
zog mit ſeinen Unterthanen, welche mit langen hoͤl-
tzernen Schwerdtern und ſehr ſpitzigen Wurff-
Spieſſen bewaffnet waren, ſtets voraus, um den
Poncha unverſehens zu uͤberfallen. Allein dieſer
hatte dennoch unſern Anzug bey Zeiten ausgekund-
ſchafft und dieſerwegen die Flucht ergriffen, dem
ohngeacht fanden wir daſelbſt einen ſtarcken Vor-
rath an Lebens-Mitteln und andern trefflichen Sa-
chen, wie nicht weniger etliche 30. Pfund feines Gol-
des.

Nach dieſem gluͤcklichen Streiche wurde der Koͤ-
nig Comogrus uͤberfallen, mit welchen wir aber auf
des Koͤnigs Caretæ Unterhandlung Buͤndniß und
Friede machten. Dieſer Comogrus hatte 7. wohl-
geſtallte Soͤhne, von welchen der alteſte ein Menſch
von gantz beſondern Verſtande war, und nicht al-
lein vieles Gold und Kleinodien unter uns austheile-
te, ſondern auch Anſchlaͤge gab, wo wir dergleichen
koͤſtliche Waaren im Uberfluſſe antreffen koͤnten.

Es ließ ſich der Koͤnig Comogrus mit ſeiner gan-
tzen Familie zum chriſtlichen Glauben bereden, weß-
wegen er in der Tauffe den Nahmen Carolus em-

pfieng,
N n 2
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0577" n="563"/>
dingungen, daß er nicht allein un&#x017F;er Krieges-Volck<lb/>
nach Mo&#x0364;glichkeit mit Spei&#x017F;e und Tranck ver&#x017F;ehen,<lb/>
&#x017F;ondern auch dem <hi rendition="#aq">Valboa</hi> in dem Kriegs-Zuge wie-<lb/>
der den benachbarten Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Poncha,</hi> bey&#x017F;tehen, und<lb/>
die rechten Wege zeigen &#x017F;olte.</p><lb/>
          <p>Jndem nun <hi rendition="#aq">Careta</hi> mit die&#x017F;em &#x017F;einen a&#x0364;rg&#x017F;ten<lb/>
Feinde <hi rendition="#aq">Poncha</hi> be&#x017F;ta&#x0364;ndig Krieg gefu&#x0364;hret, und von<lb/>
ihm &#x017F;ehr in die Enge getrieben worden, nahm er die&#x017F;e<lb/>
Gelegenheit &#x017F;ich elnmahl zu ra&#x0364;chen mit Freuden an,<lb/>
zog mit &#x017F;einen Unterthanen, welche mit langen ho&#x0364;l-<lb/>
tzernen Schwerdtern und &#x017F;ehr &#x017F;pitzigen Wurff-<lb/>
Spie&#x017F;&#x017F;en bewaffnet waren, &#x017F;tets voraus, um den<lb/><hi rendition="#aq">Poncha</hi> unver&#x017F;ehens zu u&#x0364;berfallen. Allein die&#x017F;er<lb/>
hatte dennoch un&#x017F;ern Anzug bey Zeiten ausgekund-<lb/>
&#x017F;chafft und die&#x017F;erwegen die Flucht ergriffen, dem<lb/>
ohngeacht fanden wir da&#x017F;elb&#x017F;t einen &#x017F;tarcken Vor-<lb/>
rath an Lebens-Mitteln und andern trefflichen Sa-<lb/>
chen, wie nicht weniger etliche 30. Pfund feines Gol-<lb/>
des.</p><lb/>
          <p>Nach die&#x017F;em glu&#x0364;cklichen Streiche wurde der Ko&#x0364;-<lb/>
nig <hi rendition="#aq">Comogrus</hi> u&#x0364;berfallen, mit welchen wir aber auf<lb/>
des Ko&#x0364;nigs <hi rendition="#aq">Caretæ</hi> Unterhandlung Bu&#x0364;ndniß und<lb/>
Friede machten. Die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Comogrus</hi> hatte 7. wohl-<lb/>
ge&#x017F;tallte So&#x0364;hne, von welchen der alte&#x017F;te ein Men&#x017F;ch<lb/>
von gantz be&#x017F;ondern Ver&#x017F;tande war, und nicht al-<lb/>
lein vieles Gold und Kleinodien unter uns austheile-<lb/>
te, &#x017F;ondern auch An&#x017F;chla&#x0364;ge gab, wo wir dergleichen<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tliche Waaren im Uberflu&#x017F;&#x017F;e antreffen ko&#x0364;nten.</p><lb/>
          <p>Es ließ &#x017F;ich der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Comogrus</hi> mit &#x017F;einer gan-<lb/>
tzen <hi rendition="#aq">Familie</hi> zum chri&#x017F;tlichen Glauben bereden, weß-<lb/>
wegen er in der Tauffe den Nahmen <hi rendition="#aq">Carolus</hi> em-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n 2</fw><fw place="bottom" type="catch">pfieng,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[563/0577] dingungen, daß er nicht allein unſer Krieges-Volck nach Moͤglichkeit mit Speiſe und Tranck verſehen, ſondern auch dem Valboa in dem Kriegs-Zuge wie- der den benachbarten Koͤnig Poncha, beyſtehen, und die rechten Wege zeigen ſolte. Jndem nun Careta mit dieſem ſeinen aͤrgſten Feinde Poncha beſtaͤndig Krieg gefuͤhret, und von ihm ſehr in die Enge getrieben worden, nahm er dieſe Gelegenheit ſich elnmahl zu raͤchen mit Freuden an, zog mit ſeinen Unterthanen, welche mit langen hoͤl- tzernen Schwerdtern und ſehr ſpitzigen Wurff- Spieſſen bewaffnet waren, ſtets voraus, um den Poncha unverſehens zu uͤberfallen. Allein dieſer hatte dennoch unſern Anzug bey Zeiten ausgekund- ſchafft und dieſerwegen die Flucht ergriffen, dem ohngeacht fanden wir daſelbſt einen ſtarcken Vor- rath an Lebens-Mitteln und andern trefflichen Sa- chen, wie nicht weniger etliche 30. Pfund feines Gol- des. Nach dieſem gluͤcklichen Streiche wurde der Koͤ- nig Comogrus uͤberfallen, mit welchen wir aber auf des Koͤnigs Caretæ Unterhandlung Buͤndniß und Friede machten. Dieſer Comogrus hatte 7. wohl- geſtallte Soͤhne, von welchen der alteſte ein Menſch von gantz beſondern Verſtande war, und nicht al- lein vieles Gold und Kleinodien unter uns austheile- te, ſondern auch Anſchlaͤge gab, wo wir dergleichen koͤſtliche Waaren im Uberfluſſe antreffen koͤnten. Es ließ ſich der Koͤnig Comogrus mit ſeiner gan- tzen Familie zum chriſtlichen Glauben bereden, weß- wegen er in der Tauffe den Nahmen Carolus em- pfieng, N n 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/577
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/577>, abgerufen am 23.11.2024.