Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

74. der tapffersten Leute eingebüsset, als welche von
den Jndianern jämmerlich zerhackt und gefressen
worden, woraus geurtheilet wurde, daß die Cara-
mairinen
ser von den Caraibern oder Menschen-
Fressern herstammeten, und derselben Gebrauche
nachlebten, allein ich halte davor, daß es diese sonst
ziemlich vernünfftigen Menschen damahls mehr aus
rasenden Eiffer gegen ihre Todt-Feinde, als des
Wohlschmeckens wegen gethan haben mögen.

Dieser besondere Unglücks-Fall veruhrsachte,
daß der Gouverneur Hojez in dem Hafen vor
Carthago, sehr viel Noth und Bekümmerniß aus-
stehen muste, zumahlen da es uns so wohl an Lebens-
Mitteln als andern höchstnöthigen Dingen zu man-
geln begunte. Jedoch zu gutem Glücke traff Don
Didaco de Niquesa
nebst etlichen Schiffen bey
uns ein, welche mit bey nahe 800. guten Kriegs-
Leuten und gnungsamen Lebens-Mitteln beladen
waren. So bald er demnach den Hojez und des-
sen Gefährten aufs Beste wie derum erqvickt hatte,
wurde berathschlagt, den empfangenen unglück-
lichen Streich mit zusammen gesetzter Macht an
den Caramairinensern zu rächen, welches denn auch
grausam genung von statten gieng. Denn wir
überfielen bey nächtlicher Weile dasjenige Dorff,
bey welchem de la Cossa nebst seinen Gefährten er-
schlagen worden, zündeten dasselbe rings herum mit
Feuer an, und vertilgeten alles darinnen was nur
lebendigen Othem hatte, so daß von der grossen
Menge Jndianer die sich in selbigem versammlet
hatten, nicht mehr übrig blieben als 6. Jünglinge,
die unsere Gefangene wurden.

Es
M m 4

74. der tapfferſten Leute eingebuͤſſet, als welche von
den Jndianern jaͤmmerlich zerhackt und gefreſſen
worden, woraus geurtheilet wurde, daß die Cara-
mairinen
ſer von den Caraibern oder Menſchen-
Freſſern herſtammeten, und derſelben Gebrauche
nachlebten, allein ich halte davor, daß es dieſe ſonſt
ziemlich vernuͤnfftigen Menſchen damahls mehr aus
raſenden Eiffer gegen ihre Todt-Feinde, als des
Wohlſchmeckens wegen gethan haben moͤgen.

Dieſer beſondere Ungluͤcks-Fall veruhrſachte,
daß der Gouverneur Hojez in dem Hafen vor
Carthago, ſehr viel Noth und Bekuͤmmerniß aus-
ſtehen muſte, zumahlen da es uns ſo wohl an Lebens-
Mitteln als andern hoͤchſtnoͤthigen Dingen zu man-
geln begunte. Jedoch zu gutem Gluͤcke traff Don
Didaco de Niqueſa
nebſt etlichen Schiffen bey
uns ein, welche mit bey nahe 800. guten Kriegs-
Leuten und gnungſamen Lebens-Mitteln beladen
waren. So bald er demnach den Hojez und deſ-
ſen Gefaͤhrten aufs Beſte wie derum erqvickt hatte,
wurde berathſchlagt, den empfangenen ungluͤck-
lichen Streich mit zuſammen geſetzter Macht an
den Caramairinenſern zu raͤchen, welches denn auch
grauſam genung von ſtatten gieng. Denn wir
uͤberfielen bey naͤchtlicher Weile dasjenige Dorff,
bey welchem de la Coſſa nebſt ſeinen Gefaͤhrten er-
ſchlagen worden, zuͤndeten daſſelbe rings herum mit
Feuer an, und vertilgeten alles darinnen was nur
lebendigen Othem hatte, ſo daß von der groſſen
Menge Jndianer die ſich in ſelbigem verſammlet
hatten, nicht mehr uͤbrig blieben als 6. Juͤnglinge,
die unſere Gefangene wurden.

Es
M m 4
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0565" n="551"/>
74. der tapffer&#x017F;ten Leute eingebu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, als welche von<lb/>
den Jndianern ja&#x0364;mmerlich zerhackt und gefre&#x017F;&#x017F;en<lb/>
worden, woraus geurtheilet wurde, daß die <hi rendition="#aq">Cara-<lb/>
mairinen</hi>&#x017F;er von den <hi rendition="#aq">Caraibern</hi> oder Men&#x017F;chen-<lb/>
Fre&#x017F;&#x017F;ern her&#x017F;tammeten, und der&#x017F;elben Gebrauche<lb/>
nachlebten, allein ich halte davor, daß es die&#x017F;e &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
ziemlich vernu&#x0364;nfftigen Men&#x017F;chen damahls mehr aus<lb/>
ra&#x017F;enden Eiffer gegen ihre Todt-Feinde, als des<lb/>
Wohl&#x017F;chmeckens wegen gethan haben mo&#x0364;gen.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er be&#x017F;ondere Unglu&#x0364;cks-Fall veruhr&#x017F;achte,<lb/>
daß der <hi rendition="#aq">Gouverneur Hojez</hi> in dem Hafen vor<lb/><hi rendition="#aq">Carthago,</hi> &#x017F;ehr viel Noth und Beku&#x0364;mmerniß aus-<lb/>
&#x017F;tehen mu&#x017F;te, zumahlen da es uns &#x017F;o wohl an Lebens-<lb/>
Mitteln als andern ho&#x0364;ch&#x017F;tno&#x0364;thigen Dingen zu man-<lb/>
geln begunte. Jedoch zu gutem Glu&#x0364;cke traff <hi rendition="#aq">Don<lb/>
Didaco de Nique&#x017F;a</hi> neb&#x017F;t etlichen Schiffen bey<lb/>
uns ein, welche mit bey nahe 800. guten Kriegs-<lb/>
Leuten und gnung&#x017F;amen Lebens-Mitteln beladen<lb/>
waren. So bald er demnach den <hi rendition="#aq">Hojez</hi> und de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Gefa&#x0364;hrten aufs Be&#x017F;te wie derum erqvickt hatte,<lb/>
wurde berath&#x017F;chlagt, den empfangenen unglu&#x0364;ck-<lb/>
lichen Streich mit zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzter Macht an<lb/>
den <hi rendition="#aq">Caramairinen</hi>&#x017F;ern zu ra&#x0364;chen, welches denn auch<lb/>
grau&#x017F;am genung von &#x017F;tatten gieng. Denn wir<lb/>
u&#x0364;berfielen bey na&#x0364;chtlicher Weile dasjenige Dorff,<lb/>
bey welchem <hi rendition="#aq">de la Co&#x017F;&#x017F;a</hi> neb&#x017F;t &#x017F;einen Gefa&#x0364;hrten er-<lb/>
&#x017F;chlagen worden, zu&#x0364;ndeten da&#x017F;&#x017F;elbe rings herum mit<lb/>
Feuer an, und vertilgeten alles darinnen was nur<lb/>
lebendigen Othem hatte, &#x017F;o daß von der gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Menge Jndianer die &#x017F;ich in &#x017F;elbigem ver&#x017F;ammlet<lb/>
hatten, nicht mehr u&#x0364;brig blieben als 6. Ju&#x0364;nglinge,<lb/>
die un&#x017F;ere Gefangene wurden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">M m 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[551/0565] 74. der tapfferſten Leute eingebuͤſſet, als welche von den Jndianern jaͤmmerlich zerhackt und gefreſſen worden, woraus geurtheilet wurde, daß die Cara- mairinenſer von den Caraibern oder Menſchen- Freſſern herſtammeten, und derſelben Gebrauche nachlebten, allein ich halte davor, daß es dieſe ſonſt ziemlich vernuͤnfftigen Menſchen damahls mehr aus raſenden Eiffer gegen ihre Todt-Feinde, als des Wohlſchmeckens wegen gethan haben moͤgen. Dieſer beſondere Ungluͤcks-Fall veruhrſachte, daß der Gouverneur Hojez in dem Hafen vor Carthago, ſehr viel Noth und Bekuͤmmerniß aus- ſtehen muſte, zumahlen da es uns ſo wohl an Lebens- Mitteln als andern hoͤchſtnoͤthigen Dingen zu man- geln begunte. Jedoch zu gutem Gluͤcke traff Don Didaco de Niqueſa nebſt etlichen Schiffen bey uns ein, welche mit bey nahe 800. guten Kriegs- Leuten und gnungſamen Lebens-Mitteln beladen waren. So bald er demnach den Hojez und deſ- ſen Gefaͤhrten aufs Beſte wie derum erqvickt hatte, wurde berathſchlagt, den empfangenen ungluͤck- lichen Streich mit zuſammen geſetzter Macht an den Caramairinenſern zu raͤchen, welches denn auch grauſam genung von ſtatten gieng. Denn wir uͤberfielen bey naͤchtlicher Weile dasjenige Dorff, bey welchem de la Coſſa nebſt ſeinen Gefaͤhrten er- ſchlagen worden, zuͤndeten daſſelbe rings herum mit Feuer an, und vertilgeten alles darinnen was nur lebendigen Othem hatte, ſo daß von der groſſen Menge Jndianer die ſich in ſelbigem verſammlet hatten, nicht mehr uͤbrig blieben als 6. Juͤnglinge, die unſere Gefangene wurden. Es M m 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/565
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/565>, abgerufen am 19.05.2024.