Es vermeynete zwar ein jeder in der Asche dieses abgebranten Dorffs, so aus mehr als hundert Woh- nungen bestanden, einen grossen Schatz an Gold und edlen Steinen zu finden, allein das Suchen war vergebens, indem fast nichts als Unflat von ver- brannten Cörpern und Todten-Knochen, aber sehr wenig Gold zum Vorscheine kam, weßwegen Hojez gantz verdrüßlich zurück zohe, und weiter kein Ver- gnügen empfand, als den Tod des de la Cossa und seiner Gefährten gerochen zu haben.
Wenige Zeit hernach beredeten sich die beyden Gouverneurs nehmlich Hojez und Niquesa, daß ein jeder diejenige Landschafft, welche ihm der Kö- nig zu verwalten übergeben, gnungsam auskund- schaffen und einnehmen wolte. Hojez brach am ersten auf, die Landschafft Uraba, so ihm nebst dem Carthaginensischen Port zustunde, aufzusuchen. Wir landeten erstlich auf einer Jnsul an, welche nachhero von uns den Nahmen Fortis erhalten, wurden aber bald gewahr, daß dieselbe von den al- lerwildesten Canibalen bewohnet sey, weßwegen keine Hoffnung, alhier viel Geld zu finden, vorhan- den war. Jedoch fand sich über Vermuthen noch etwas von diesem köstlichen Metall, welches wir nebst zweyen gefangenen Männern und 7. Wei- bern mit uns hinweg führeten. Von dar aus see- gelten wir gerades Weges nach der Landschafft Uraba, durchstreifften dieselbe glücklich, und baue- ten Ostwärts in der Gegend Caribana einen Fle- cken an, nebst einem wohlbefestigten Schlosse, wo- hin man sich zur Zeit der feindlichen Empörung und plötzlichen Uberfalls sicher zurück ziehen und aufhal-
ten
Es vermeynete zwar ein jeder in der Aſche dieſes abgebranten Dorffs, ſo aus mehr als hundert Woh- nungen beſtanden, einen groſſen Schatz an Gold und edlen Steinen zu finden, allein das Suchen war vergebens, indem faſt nichts als Unflat von ver- brannten Coͤrpern und Todten-Knochen, aber ſehr wenig Gold zum Vorſcheine kam, weßwegen Hojez gantz verdruͤßlich zuruͤck zohe, und weiter kein Ver- gnuͤgen empfand, als den Tod des de la Coſſa und ſeiner Gefaͤhrten gerochen zu haben.
Wenige Zeit hernach beredeten ſich die beyden Gouverneurs nehmlich Hojez und Niqueſa, daß ein jeder diejenige Landſchafft, welche ihm der Koͤ- nig zu verwalten uͤbergeben, gnungſam auskund- ſchaffen und einnehmen wolte. Hojez brach am erſten auf, die Landſchafft Uraba, ſo ihm nebſt dem Carthaginenſiſchen Port zuſtunde, aufzuſuchen. Wir landeten erſtlich auf einer Jnſul an, welche nachhero von uns den Nahmen Fortis erhalten, wurden aber bald gewahr, daß dieſelbe von den al- lerwildeſten Canibalen bewohnet ſey, weßwegen keine Hoffnung, alhier viel Geld zu finden, vorhan- den war. Jedoch fand ſich uͤber Vermuthen noch etwas von dieſem koͤſtlichen Metall, welches wir nebſt zweyen gefangenen Maͤnnern und 7. Wei- bern mit uns hinweg fuͤhreten. Von dar aus ſee- gelten wir gerades Weges nach der Landſchafft Uraba, durchſtreifften dieſelbe gluͤcklich, und baue- ten Oſtwaͤrts in der Gegend Caribana einen Fle- cken an, nebſt einem wohlbefeſtigten Schloſſe, wo- hin man ſich zur Zeit der feindlichen Empoͤrung und ploͤtzlichen Uberfalls ſicher zuruͤck ziehen und aufhal-
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Es vermeynete zwar ein jeder in der Aſche dieſes
abgebranten Dorffs, ſo aus mehr als hundert Woh-
nungen beſtanden, einen groſſen Schatz an Gold
und edlen Steinen zu finden, allein das Suchen
war vergebens, indem faſt nichts als Unflat von ver-
brannten Coͤrpern und Todten-Knochen, aber ſehr
wenig Gold zum Vorſcheine kam, weßwegen Hojez
gantz verdruͤßlich zuruͤck zohe, und weiter kein Ver-
gnuͤgen empfand, als den Tod des de la Coſſa und
ſeiner Gefaͤhrten gerochen zu haben.
Wenige Zeit hernach beredeten ſich die beyden
Gouverneurs nehmlich Hojez und Niqueſa, daß
ein jeder diejenige Landſchafft, welche ihm der Koͤ-
nig zu verwalten uͤbergeben, gnungſam auskund-
ſchaffen und einnehmen wolte. Hojez brach am
erſten auf, die Landſchafft Uraba, ſo ihm nebſt dem
Carthaginenſiſchen Port zuſtunde, aufzuſuchen.
Wir landeten erſtlich auf einer Jnſul an, welche
nachhero von uns den Nahmen Fortis erhalten,
wurden aber bald gewahr, daß dieſelbe von den al-
lerwildeſten Canibalen bewohnet ſey, weßwegen
keine Hoffnung, alhier viel Geld zu finden, vorhan-
den war. Jedoch fand ſich uͤber Vermuthen noch
etwas von dieſem koͤſtlichen Metall, welches wir
nebſt zweyen gefangenen Maͤnnern und 7. Wei-
bern mit uns hinweg fuͤhreten. Von dar aus ſee-
gelten wir gerades Weges nach der Landſchafft
Uraba, durchſtreifften dieſelbe gluͤcklich, und baue-
ten Oſtwaͤrts in der Gegend Caribana einen Fle-
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hin man ſich zur Zeit der feindlichen Empoͤrung und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/566>, abgerufen am 25.11.2024.
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