Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Hojez, und des Don Didaco de Niquesa, welche
beyde von dem Spanischen Könige, als Gouver-
neurs,
und zwar der Erste über Carthago, der An-
dere aber über Caragua, in die neu erfundene Welt
abgefertiget waren. Unter allen bey sich habenden
Leuten war nur ein eintziger, der mich, und ich hin-
wiederum ihn von Person fehr wohl kennete, nehm-
lich: Don Vasco Nunez di Valboa, der unter dem
Hojez ein Schiffs-Hauptmann war, dieser erzeig-
te sich sehr auffrichtig gegen mich, hatte vieles Mitt-
ley den wegen meines unglücklichen Zustandes, und
schwur wieder meinen Willen, mich niemanden zu
entdecken, also blieb ich bey ihm auf seinem Schiffe,
allwo er mich mit Vorbewust des Hojez, zu seinem
Schiffs-Lieutenant machte.

Wir erreichten demnach ohne serneres Ungemach
die Jnsul Hispaniolam, daselbst rüstete der Gou-
verneur Hojez
4. grosse und starcke, nebst etlichen
kleinen Neben-Schiffen aus, auf welchen wir gera-
des Wegs hinüber nach der Stadt Neu-Carthago
zu seegelten. Hieselbst publicirte Hojez denen Ein-
wohnern des Landes das Königliche Edict: Wie
nemlich dieselben von ihrem bißhertgen Heydnischen
Aberglauben ablassen, von den Spaniern das
Christenthum nebst guten Sitten und Gebräuchen
annehmen, und den König in Castilien vor ihren
Herrn erkennen solten, widrigenfalls man sie mit
Feuer und Schwerdt verfolgen, und in die strengste
Sclaverey hinweg führen wolte.

Allein diese Leute gaben hierauf sehr freymüthig
zur Antwort: Daß sie sich um des Königs von Ca-

stilien

Hojez, und des Don Didaco de Niqueſa, welche
beyde von dem Spaniſchen Koͤnige, als Gouver-
neurs,
und zwar der Erſte uͤber Carthago, der An-
dere aber uͤber Caragua, in die neu erfundene Welt
abgefertiget waren. Unter allen bey ſich habenden
Leuten war nur ein eintziger, der mich, und ich hin-
wiederum ihn von Perſon fehr wohl kennete, nehm-
lich: Don Vaſco Nunez di Valboa, der unter dem
Hojez ein Schiffs-Hauptmann war, dieſer erzeig-
te ſich ſehr auffrichtig gegen mich, hatte vieles Mitt-
ley den wegen meines ungluͤcklichen Zuſtandes, und
ſchwur wieder meinen Willen, mich niemanden zu
entdecken, alſo blieb ich bey ihm auf ſeinem Schiffe,
allwo er mich mit Vorbewuſt des Hojez, zu ſeinem
Schiffs-Lieutenant machte.

Wir erreichten demnach ohne ſerneres Ungemach
die Jnſul Hiſpaniolam, daſelbſt ruͤſtete der Gou-
verneur Hojez
4. groſſe und ſtarcke, nebſt etlichen
kleinen Neben-Schiffen aus, auf welchen wir gera-
des Wegs hinuͤber nach der Stadt Neu-Carthago
zu ſeegelten. Hieſelbſt publicirte Hojez denen Ein-
wohnern des Landes das Koͤnigliche Edict: Wie
nemlich dieſelben von ihrem bißhertgen Heydniſchen
Aberglauben ablaſſen, von den Spaniern das
Chriſtenthum nebſt guten Sitten und Gebraͤuchen
annehmen, und den Koͤnig in Caſtilien vor ihren
Herrn erkennen ſolten, widrigenfalls man ſie mit
Feuer und Schwerdt verfolgen, und in die ſtrengſte
Sclaverey hinweg fuͤhren wolte.

Allein dieſe Leute gaben hierauf ſehr freymuͤthig
zur Antwort: Daß ſie ſich um des Koͤnigs von Ca-

ſtilien
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0562" n="548"/><hi rendition="#aq">Hojez,</hi> und des <hi rendition="#aq">Don Didaco de Nique&#x017F;a,</hi> welche<lb/>
beyde von dem Spani&#x017F;chen Ko&#x0364;nige, als <hi rendition="#aq">Gouver-<lb/>
neurs,</hi> und zwar der Er&#x017F;te u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Carthago,</hi> der An-<lb/>
dere aber u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Caragua,</hi> in die neu erfundene Welt<lb/>
abgefertiget waren. Unter allen bey &#x017F;ich habenden<lb/>
Leuten war nur ein eintziger, der mich, und ich hin-<lb/>
wiederum ihn von Per&#x017F;on fehr wohl kennete, nehm-<lb/>
lich: <hi rendition="#aq">Don Va&#x017F;co Nunez di Valboa,</hi> der unter dem<lb/><hi rendition="#aq">Hojez</hi> ein Schiffs-Hauptmann war, die&#x017F;er erzeig-<lb/>
te &#x017F;ich &#x017F;ehr auffrichtig gegen mich, hatte vieles Mitt-<lb/>
ley den wegen meines unglu&#x0364;cklichen Zu&#x017F;tandes, und<lb/>
&#x017F;chwur wieder meinen Willen, mich niemanden zu<lb/>
entdecken, al&#x017F;o blieb ich bey ihm auf &#x017F;einem Schiffe,<lb/>
allwo er mich mit Vorbewu&#x017F;t des <hi rendition="#aq">Hojez,</hi> zu &#x017F;einem<lb/>
Schiffs-<hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> machte.</p><lb/>
          <p>Wir erreichten demnach ohne &#x017F;erneres Ungemach<lb/>
die Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;paniolam,</hi> da&#x017F;elb&#x017F;t ru&#x0364;&#x017F;tete der <hi rendition="#aq">Gou-<lb/>
verneur Hojez</hi> 4. gro&#x017F;&#x017F;e und &#x017F;tarcke, neb&#x017F;t etlichen<lb/>
kleinen Neben-Schiffen aus, auf welchen wir gera-<lb/>
des Wegs hinu&#x0364;ber nach der Stadt Neu-<hi rendition="#aq">Carthago</hi><lb/>
zu &#x017F;eegelten. Hie&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">publicir</hi>te <hi rendition="#aq">Hojez</hi> denen Ein-<lb/>
wohnern des Landes das Ko&#x0364;nigliche <hi rendition="#aq">Edict:</hi> Wie<lb/>
nemlich die&#x017F;elben von ihrem bißhertgen Heydni&#x017F;chen<lb/>
Aberglauben abla&#x017F;&#x017F;en, von den Spaniern das<lb/>
Chri&#x017F;tenthum neb&#x017F;t guten Sitten und Gebra&#x0364;uchen<lb/>
annehmen, und den Ko&#x0364;nig in Ca&#x017F;tilien vor ihren<lb/>
Herrn erkennen &#x017F;olten, widrigenfalls man &#x017F;ie mit<lb/>
Feuer und Schwerdt verfolgen, und in die &#x017F;treng&#x017F;te<lb/>
Sclaverey hinweg fu&#x0364;hren wolte.</p><lb/>
          <p>Allein die&#x017F;e Leute gaben hierauf &#x017F;ehr freymu&#x0364;thig<lb/>
zur Antwort: Daß &#x017F;ie &#x017F;ich um des Ko&#x0364;nigs von Ca-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tilien</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[548/0562] Hojez, und des Don Didaco de Niqueſa, welche beyde von dem Spaniſchen Koͤnige, als Gouver- neurs, und zwar der Erſte uͤber Carthago, der An- dere aber uͤber Caragua, in die neu erfundene Welt abgefertiget waren. Unter allen bey ſich habenden Leuten war nur ein eintziger, der mich, und ich hin- wiederum ihn von Perſon fehr wohl kennete, nehm- lich: Don Vaſco Nunez di Valboa, der unter dem Hojez ein Schiffs-Hauptmann war, dieſer erzeig- te ſich ſehr auffrichtig gegen mich, hatte vieles Mitt- ley den wegen meines ungluͤcklichen Zuſtandes, und ſchwur wieder meinen Willen, mich niemanden zu entdecken, alſo blieb ich bey ihm auf ſeinem Schiffe, allwo er mich mit Vorbewuſt des Hojez, zu ſeinem Schiffs-Lieutenant machte. Wir erreichten demnach ohne ſerneres Ungemach die Jnſul Hiſpaniolam, daſelbſt ruͤſtete der Gou- verneur Hojez 4. groſſe und ſtarcke, nebſt etlichen kleinen Neben-Schiffen aus, auf welchen wir gera- des Wegs hinuͤber nach der Stadt Neu-Carthago zu ſeegelten. Hieſelbſt publicirte Hojez denen Ein- wohnern des Landes das Koͤnigliche Edict: Wie nemlich dieſelben von ihrem bißhertgen Heydniſchen Aberglauben ablaſſen, von den Spaniern das Chriſtenthum nebſt guten Sitten und Gebraͤuchen annehmen, und den Koͤnig in Caſtilien vor ihren Herrn erkennen ſolten, widrigenfalls man ſie mit Feuer und Schwerdt verfolgen, und in die ſtrengſte Sclaverey hinweg fuͤhren wolte. Allein dieſe Leute gaben hierauf ſehr freymuͤthig zur Antwort: Daß ſie ſich um des Koͤnigs von Ca- ſtilien

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/562
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/562>, abgerufen am 19.05.2024.