scheine kam, und die zwey verfluchten Fremblinge so wir dahinnein gestossen hatten, mit Stricken bin- den, und in einen sehr tieffen Keller schleppen ließ.
Eleonora lag so lange noch ohne alle Empfin- dung, bis ihr die getreue Cornelia beynahe dreyhun- dert Streiche mit einer scharffen Geissel auf den wollüstigen nackenden Leib angebracht hatte, denn diese Magd sahe sich von mir gezwungen, ihrer Frauen dergleichen kräftige Artzeney einzugeben, welche die gewünschte Würckung auch dermassen that, daß Eleonora endlich wieder zu sich selbst kam, mir zu Fusse fallen und mit Thränen um Gnade bitten wolte. Allein meine bißherige Gedult war gäntzlich erschöpfft, derowegen stieß ich die geile Hündin mit einem Fusse zurücke, befahl der Cor- nelia ihr ein Hembd überzuwerffen, worauf ich beyde in ein leeres wohlverwahrtes Zimmer stieß, und alles hinweg nehmen ließ, womit sie sich etwa selbsten Schaden und Leyd hätten zufügen können. Noch in selbiger Stunde wurde des Menellez Frau ebenfals gefänglich eingezogen, den übrigen Theil der Nacht aber, brachte ich und mein Bruder mit lauter Berathschlagungen hin, auf was vor Art nehmlich, die wohl angefangene Sache weiter aus- zuführen sey. Noch ehe der Tag anbrach, begab ich mich hinunter in das Gefängniß zu des Menel- lez Frau, welche denn gar bald ohne Folter und Marter alles gestund, was ich von ihr zu wissen be- gehrte. Hierauf besuchte nebst meinem Bruder die Eleonora, und gab derselben die Abschrift von der Apollionie Briefe zu lesen, worbey sie etliche
mahl
ſcheine kam, und die zwey verfluchten Fremblinge ſo wir dahinnein geſtoſſen hatten, mit Stricken bin- den, und in einen ſehr tieffen Keller ſchleppen ließ.
Eleonora lag ſo lange noch ohne alle Empfin- dung, bis ihr die getreue Cornelia beynahe dreyhun- dert Streiche mit einer ſcharffen Geiſſel auf den wolluͤſtigen nackenden Leib angebracht hatte, denn dieſe Magd ſahe ſich von mir gezwungen, ihrer Frauen dergleichen kraͤftige Artzeney einzugeben, welche die gewuͤnſchte Wuͤrckung auch dermaſſen that, daß Eleonora endlich wieder zu ſich ſelbſt kam, mir zu Fuſſe fallen und mit Thraͤnen um Gnade bitten wolte. Allein meine bißherige Gedult war gaͤntzlich erſchoͤpfft, derowegen ſtieß ich die geile Huͤndin mit einem Fuſſe zuruͤcke, befahl der Cor- nelia ihr ein Hembd uͤberzuwerffen, worauf ich beyde in ein leeres wohlverwahrtes Zimmer ſtieß, und alles hinweg nehmen ließ, womit ſie ſich etwa ſelbſten Schaden und Leyd haͤtten zufuͤgen koͤnnen. Noch in ſelbiger Stunde wurde des Menellez Frau ebenfals gefaͤnglich eingezogen, den uͤbrigen Theil der Nacht aber, brachte ich und mein Bruder mit lauter Berathſchlagungen hin, auf was vor Art nehmlich, die wohl angefangene Sache weiter aus- zufuͤhren ſey. Noch ehe der Tag anbrach, begab ich mich hinunter in das Gefaͤngniß zu des Menel- lez Frau, welche denn gar bald ohne Folter und Marter alles geſtund, was ich von ihr zu wiſſen be- gehrte. Hierauf beſuchte nebſt meinem Bruder die Eleonora, und gab derſelben die Abſchrift von der Apollionie Briefe zu leſen, worbey ſie etliche
mahl
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0553"n="539"/>ſcheine kam, und die zwey verfluchten Fremblinge<lb/>ſo wir dahinnein geſtoſſen hatten, mit Stricken bin-<lb/>
den, und in einen ſehr tieffen Keller ſchleppen<lb/>
ließ.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Eleonora</hi> lag ſo lange noch ohne alle Empfin-<lb/>
dung, bis ihr die getreue <hirendition="#aq">Cornelia</hi> beynahe dreyhun-<lb/>
dert Streiche mit einer ſcharffen Geiſſel auf den<lb/>
wolluͤſtigen nackenden Leib angebracht hatte, denn<lb/>
dieſe Magd ſahe ſich von mir gezwungen, ihrer<lb/>
Frauen dergleichen kraͤftige Artzeney einzugeben,<lb/>
welche die gewuͤnſchte Wuͤrckung auch dermaſſen<lb/>
that, daß <hirendition="#aq">Eleonora</hi> endlich wieder zu ſich ſelbſt kam,<lb/>
mir zu Fuſſe fallen und mit Thraͤnen um Gnade<lb/>
bitten wolte. Allein meine bißherige Gedult war<lb/>
gaͤntzlich erſchoͤpfft, derowegen ſtieß ich die geile<lb/>
Huͤndin mit einem Fuſſe zuruͤcke, befahl der <hirendition="#aq">Cor-<lb/>
nelia</hi> ihr ein Hembd uͤberzuwerffen, worauf ich<lb/>
beyde in ein leeres wohlverwahrtes Zimmer ſtieß,<lb/>
und alles hinweg nehmen ließ, womit ſie ſich etwa<lb/>ſelbſten Schaden und Leyd haͤtten zufuͤgen koͤnnen.<lb/>
Noch in ſelbiger Stunde wurde des <hirendition="#aq">Menellez</hi> Frau<lb/>
ebenfals gefaͤnglich eingezogen, den uͤbrigen Theil<lb/>
der Nacht aber, brachte ich und mein Bruder mit<lb/>
lauter Berathſchlagungen hin, auf was vor Art<lb/>
nehmlich, die wohl angefangene Sache weiter aus-<lb/>
zufuͤhren ſey. Noch ehe der Tag anbrach, begab<lb/>
ich mich hinunter in das Gefaͤngniß zu des <hirendition="#aq">Menel-<lb/>
lez</hi> Frau, welche denn gar bald ohne Folter und<lb/>
Marter alles geſtund, was ich von ihr zu wiſſen be-<lb/>
gehrte. Hierauf beſuchte nebſt meinem Bruder<lb/>
die <hirendition="#aq">Eleonora,</hi> und gab derſelben die Abſchrift von<lb/>
der <hirendition="#aq">Apollionie</hi> Briefe zu leſen, worbey ſie etliche<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mahl</fw><lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[539/0553]
ſcheine kam, und die zwey verfluchten Fremblinge
ſo wir dahinnein geſtoſſen hatten, mit Stricken bin-
den, und in einen ſehr tieffen Keller ſchleppen
ließ.
Eleonora lag ſo lange noch ohne alle Empfin-
dung, bis ihr die getreue Cornelia beynahe dreyhun-
dert Streiche mit einer ſcharffen Geiſſel auf den
wolluͤſtigen nackenden Leib angebracht hatte, denn
dieſe Magd ſahe ſich von mir gezwungen, ihrer
Frauen dergleichen kraͤftige Artzeney einzugeben,
welche die gewuͤnſchte Wuͤrckung auch dermaſſen
that, daß Eleonora endlich wieder zu ſich ſelbſt kam,
mir zu Fuſſe fallen und mit Thraͤnen um Gnade
bitten wolte. Allein meine bißherige Gedult war
gaͤntzlich erſchoͤpfft, derowegen ſtieß ich die geile
Huͤndin mit einem Fuſſe zuruͤcke, befahl der Cor-
nelia ihr ein Hembd uͤberzuwerffen, worauf ich
beyde in ein leeres wohlverwahrtes Zimmer ſtieß,
und alles hinweg nehmen ließ, womit ſie ſich etwa
ſelbſten Schaden und Leyd haͤtten zufuͤgen koͤnnen.
Noch in ſelbiger Stunde wurde des Menellez Frau
ebenfals gefaͤnglich eingezogen, den uͤbrigen Theil
der Nacht aber, brachte ich und mein Bruder mit
lauter Berathſchlagungen hin, auf was vor Art
nehmlich, die wohl angefangene Sache weiter aus-
zufuͤhren ſey. Noch ehe der Tag anbrach, begab
ich mich hinunter in das Gefaͤngniß zu des Menel-
lez Frau, welche denn gar bald ohne Folter und
Marter alles geſtund, was ich von ihr zu wiſſen be-
gehrte. Hierauf beſuchte nebſt meinem Bruder
die Eleonora, und gab derſelben die Abſchrift von
der Apollionie Briefe zu leſen, worbey ſie etliche
mahl
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/553>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.