bey sagte: Der Schand-Balg hat sich ohnfehlbar, selbst mit Gifte hingerichtet, um des Schimpfs und der Straffe zu entgehen, man muß es unter- suchen, und das Aas auf den Schind-Anger be- graben lassen. Allein, ich gab zur Antwort: Wir werden besser thun, wenn wir die gantze Sache vertuschen, und vorgeben, daß sie eines natür- lichen Todes gestorben sey, damit den Leuten, und sonderlich der heiligen Inquisition, nicht Gelegen- heit gegeben wird, vieles Wesen davon zu machen, ich werde denn Pater Laurentium zu mir ruffen las- sen, und ihm eine Summe Geldes geben, daß er nach seiner besondern Klugheit alles unterdrücke, den unglückseeligen Cörper auf den Kirchhof be- graben lasse, und etliche Seel-Messen vor densel- ben lese. Jhr aber, mein Schatz! sagte ich fer- ner, werdet, so es euch gefällig ist, die Güte haben, und nebst mir immittelst zu einem unserer Nach- barn reisen, und zwar, wohin euch beliebt, damit unsere Gemüther, nicht etwa dieser verdrüßlichen Begebenheit wegen, einige Unlust an sich nehmen, sondern derselben bey lustiger Gesellschafft steuren können.
Es schien, als ob ihr diese meine Reden gantz be- sonders angenehm wären, auf mein ferneres Fra- gen aber, wohin sie vor diesesmahl hin zu reisen be- liebte? schlug sie so gleich Don Fabio de Canaria vor, welcher 3 Meilen von uns wohnete, keine Ge- mahlin hatte, sondern sich mit etlichen Huren be- half, sonsten aber ein wohlgestalter, geschickter und kluger Edelmann war. Jch stutzte ein klein wenig über diesen Vorschlag, Eleonora aber, welche
solches
L l 3
bey ſagte: Der Schand-Balg hat ſich ohnfehlbar, ſelbſt mit Gifte hingerichtet, um des Schimpfs und der Straffe zu entgehen, man muß es unter- ſuchen, und das Aas auf den Schind-Anger be- graben laſſen. Allein, ich gab zur Antwort: Wir werden beſſer thun, wenn wir die gantze Sache vertuſchen, und vorgeben, daß ſie eines natuͤr- lichen Todes geſtorben ſey, damit den Leuten, und ſonderlich der heiligen Inquiſition, nicht Gelegen- heit gegeben wird, vieles Weſen davon zu machen, ich werde denn Pater Laurentium zu mir ruffen laſ- ſen, und ihm eine Summe Geldes geben, daß er nach ſeiner beſondern Klugheit alles unterdruͤcke, den ungluͤckſeeligen Coͤrper auf den Kirchhof be- graben laſſe, und etliche Seel-Meſſen vor denſel- ben leſe. Jhr aber, mein Schatz! ſagte ich fer- ner, werdet, ſo es euch gefaͤllig iſt, die Guͤte haben, und nebſt mir immittelſt zu einem unſerer Nach- barn reiſen, und zwar, wohin euch beliebt, damit unſere Gemuͤther, nicht etwa dieſer verdruͤßlichen Begebenheit wegen, einige Unluſt an ſich nehmen, ſondern derſelben bey luſtiger Geſellſchafft ſteuren koͤnnen.
Es ſchien, als ob ihr dieſe meine Reden gantz be- ſonders angenehm waͤren, auf mein ferneres Fra- gen aber, wohin ſie vor dieſesmahl hin zu reiſen be- liebte? ſchlug ſie ſo gleich Don Fabio de Canaria vor, welcher 3 Meilen von uns wohnete, keine Ge- mahlin hatte, ſondern ſich mit etlichen Huren be- half, ſonſten aber ein wohlgeſtalter, geſchickter und kluger Edelmann war. Jch ſtutzte ein klein wenig uͤber dieſen Vorſchlag, Eleonora aber, welche
ſolches
L l 3
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0547"n="533"/>
bey ſagte: Der Schand-Balg hat ſich ohnfehlbar,<lb/>ſelbſt mit Gifte hingerichtet, um des Schimpfs<lb/>
und der Straffe zu entgehen, man muß es unter-<lb/>ſuchen, und das Aas auf den Schind-Anger be-<lb/>
graben laſſen. Allein, ich gab zur Antwort: Wir<lb/>
werden beſſer thun, wenn wir die gantze Sache<lb/>
vertuſchen, und vorgeben, daß ſie eines natuͤr-<lb/>
lichen Todes geſtorben ſey, damit den Leuten, und<lb/>ſonderlich der heiligen <hirendition="#aq">Inquiſition,</hi> nicht Gelegen-<lb/>
heit gegeben wird, vieles Weſen davon zu machen,<lb/>
ich werde denn <hirendition="#aq">Pater Laurentium</hi> zu mir ruffen laſ-<lb/>ſen, und ihm eine Summe Geldes geben, daß er<lb/>
nach ſeiner beſondern Klugheit alles unterdruͤcke,<lb/>
den ungluͤckſeeligen Coͤrper auf den Kirchhof be-<lb/>
graben laſſe, und etliche Seel-Meſſen vor denſel-<lb/>
ben leſe. Jhr aber, mein Schatz! ſagte ich fer-<lb/>
ner, werdet, ſo es euch gefaͤllig iſt, die Guͤte haben,<lb/>
und nebſt mir immittelſt zu einem unſerer Nach-<lb/>
barn reiſen, und zwar, wohin euch beliebt, damit<lb/>
unſere Gemuͤther, nicht etwa dieſer verdruͤßlichen<lb/>
Begebenheit wegen, einige Unluſt an ſich nehmen,<lb/>ſondern derſelben bey luſtiger Geſellſchafft ſteuren<lb/>
koͤnnen.</p><lb/><p>Es ſchien, als ob ihr dieſe meine Reden gantz be-<lb/>ſonders angenehm waͤren, auf mein ferneres Fra-<lb/>
gen aber, wohin ſie vor dieſesmahl hin zu reiſen be-<lb/>
liebte? ſchlug ſie ſo gleich <hirendition="#aq">Don Fabio de Canaria</hi><lb/>
vor, welcher 3 Meilen von uns wohnete, keine Ge-<lb/>
mahlin hatte, ſondern ſich mit etlichen Huren be-<lb/>
half, ſonſten aber ein wohlgeſtalter, geſchickter und<lb/>
kluger Edelmann war. Jch ſtutzte ein klein wenig<lb/>
uͤber dieſen Vorſchlag, <hirendition="#aq">Eleonora</hi> aber, welche<lb/><fwplace="bottom"type="sig">L l 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſolches</fw><lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[533/0547]
bey ſagte: Der Schand-Balg hat ſich ohnfehlbar,
ſelbſt mit Gifte hingerichtet, um des Schimpfs
und der Straffe zu entgehen, man muß es unter-
ſuchen, und das Aas auf den Schind-Anger be-
graben laſſen. Allein, ich gab zur Antwort: Wir
werden beſſer thun, wenn wir die gantze Sache
vertuſchen, und vorgeben, daß ſie eines natuͤr-
lichen Todes geſtorben ſey, damit den Leuten, und
ſonderlich der heiligen Inquiſition, nicht Gelegen-
heit gegeben wird, vieles Weſen davon zu machen,
ich werde denn Pater Laurentium zu mir ruffen laſ-
ſen, und ihm eine Summe Geldes geben, daß er
nach ſeiner beſondern Klugheit alles unterdruͤcke,
den ungluͤckſeeligen Coͤrper auf den Kirchhof be-
graben laſſe, und etliche Seel-Meſſen vor denſel-
ben leſe. Jhr aber, mein Schatz! ſagte ich fer-
ner, werdet, ſo es euch gefaͤllig iſt, die Guͤte haben,
und nebſt mir immittelſt zu einem unſerer Nach-
barn reiſen, und zwar, wohin euch beliebt, damit
unſere Gemuͤther, nicht etwa dieſer verdruͤßlichen
Begebenheit wegen, einige Unluſt an ſich nehmen,
ſondern derſelben bey luſtiger Geſellſchafft ſteuren
koͤnnen.
Es ſchien, als ob ihr dieſe meine Reden gantz be-
ſonders angenehm waͤren, auf mein ferneres Fra-
gen aber, wohin ſie vor dieſesmahl hin zu reiſen be-
liebte? ſchlug ſie ſo gleich Don Fabio de Canaria
vor, welcher 3 Meilen von uns wohnete, keine Ge-
mahlin hatte, ſondern ſich mit etlichen Huren be-
half, ſonſten aber ein wohlgeſtalter, geſchickter und
kluger Edelmann war. Jch ſtutzte ein klein wenig
uͤber dieſen Vorſchlag, Eleonora aber, welche
ſolches
L l 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/547>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.