weile aber drunge allen beyden das Blut ziemlicher massen aus den zerkerbten Harnischen heraus, je- doch mein Gegner fand sich am meisten entkräfftet, weswegen er auf einige Minuten Stillstand begehr- te, ich vergönnete ihm selbigen, und schöpffte darbey selbst neue Kräffte, zumahlen da ich sahe, daß mir der Käyserl. Printz ein besonderes Zeichen seiner Gnade sehen ließ. So bald demnach mein Feind sein Schwerdt wiederum in die Höhe schwunge, ließ ich mich nicht träge finden, sondern versetzte ihm einen solchen gewaltsamen Hieb in das Haupt, daß er zu taumeln anfing, und als ich den Streich wiederholet, endlich todt zur Erden stürtzte. Jch warf mein Schwerdt zurück, nahete mich hinzu, um durch Ab- reissung des Helms ihm einige Luft zu schaffen, da aber das Haupt fast biß auf die Augen gespalten war, konte man gar leicht begreiffen, wo die Seele ihre Ausfahrt genommen hatte, derowegen überließ ihn der Besorgung seiner Diener, setzte mich zu Pferde und ritte nach meinem Qvartiere, allwo ich meine empfangenen Wunden, deren ich zwey ziemlich tieffe und 6. etwas geringere aufzuweisen hatte, behörig verbinden ließ.
Dieser Glücks-Streich brachte mir nicht allein am gantzen Käyserl. Hofe grosse Achtbarkeit, son- dern des Käyserl. Printzens völlige Gunst zu wege, so daß er mich in die Zahl seiner Leib-Ritter auf- nahm, und jährlich mit einer starcken Geld-Pension versahe. Hierbey erhielt ich Erlaubniß, nicht allein die vornehmsten deutschen Fürsten-Höfe, sondern auch die Königreiche Böhmen, Ungarn und Poh- len zu besuchen, worüber mir die Zeit geschwinder
hinlief
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weile aber drunge allen beyden das Blut ziemlicher maſſen aus den zerkerbten Harniſchen heraus, je- doch mein Gegner fand ſich am meiſten entkraͤfftet, weswegen er auf einige Minuten Stillſtand begehr- te, ich vergoͤnnete ihm ſelbigen, und ſchoͤpffte darbey ſelbſt neue Kraͤffte, zumahlen da ich ſahe, daß mir der Kaͤyſerl. Printz ein beſonderes Zeichen ſeiner Gnade ſehen ließ. So bald demnach mein Feind ſein Schwerdt wiederum in die Hoͤhe ſchwunge, ließ ich mich nicht traͤge finden, ſondern verſetzte ihm einen ſolchen gewaltſamen Hieb in das Haupt, daß er zu taumeln anfing, und als ich den Streich wiederholet, endlich todt zur Erden ſtuͤrtzte. Jch warf mein Schwerdt zuruͤck, nahete mich hinzu, um durch Ab- reiſſung des Helms ihm einige Luft zu ſchaffen, da aber das Haupt faſt biß auf die Augen geſpalten war, konte man gar leicht begreiffen, wo die Seele ihre Ausfahrt genommen hatte, derowegen uͤberließ ihn der Beſorgung ſeiner Diener, ſetzte mich zu Pferde und ritte nach meinem Qvartiere, allwo ich meine empfangenen Wunden, deren ich zwey ziemlich tieffe und 6. etwas geringere aufzuweiſen hatte, behoͤrig verbinden ließ.
Dieſer Gluͤcks-Streich brachte mir nicht allein am gantzen Kaͤyſerl. Hofe groſſe Achtbarkeit, ſon- dern des Kaͤyſerl. Printzens voͤllige Gunſt zu wege, ſo daß er mich in die Zahl ſeiner Leib-Ritter auf- nahm, und jaͤhrlich mit einer ſtarcken Geld-Penſion verſahe. Hierbey erhielt ich Erlaubniß, nicht allein die vornehmſten deutſchen Fuͤrſten-Hoͤfe, ſondern auch die Koͤnigreiche Boͤhmen, Ungarn und Poh- len zu beſuchen, woruͤber mir die Zeit geſchwinder
hinlief
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weile aber drunge allen beyden das Blut ziemlicher
maſſen aus den zerkerbten Harniſchen heraus, je-
doch mein Gegner fand ſich am meiſten entkraͤfftet,
weswegen er auf einige Minuten Stillſtand begehr-
te, ich vergoͤnnete ihm ſelbigen, und ſchoͤpffte darbey
ſelbſt neue Kraͤffte, zumahlen da ich ſahe, daß mir der
Kaͤyſerl. Printz ein beſonderes Zeichen ſeiner Gnade
ſehen ließ. So bald demnach mein Feind ſein
Schwerdt wiederum in die Hoͤhe ſchwunge, ließ ich
mich nicht traͤge finden, ſondern verſetzte ihm einen
ſolchen gewaltſamen Hieb in das Haupt, daß er zu
taumeln anfing, und als ich den Streich wiederholet,
endlich todt zur Erden ſtuͤrtzte. Jch warf mein
Schwerdt zuruͤck, nahete mich hinzu, um durch Ab-
reiſſung des Helms ihm einige Luft zu ſchaffen, da
aber das Haupt faſt biß auf die Augen geſpalten war,
konte man gar leicht begreiffen, wo die Seele ihre
Ausfahrt genommen hatte, derowegen uͤberließ ihn
der Beſorgung ſeiner Diener, ſetzte mich zu Pferde
und ritte nach meinem Qvartiere, allwo ich meine
empfangenen Wunden, deren ich zwey ziemlich tieffe
und 6. etwas geringere aufzuweiſen hatte, behoͤrig
verbinden ließ.
Dieſer Gluͤcks-Streich brachte mir nicht allein
am gantzen Kaͤyſerl. Hofe groſſe Achtbarkeit, ſon-
dern des Kaͤyſerl. Printzens voͤllige Gunſt zu wege,
ſo daß er mich in die Zahl ſeiner Leib-Ritter auf-
nahm, und jaͤhrlich mit einer ſtarcken Geld-Penſion
verſahe. Hierbey erhielt ich Erlaubniß, nicht allein
die vornehmſten deutſchen Fuͤrſten-Hoͤfe, ſondern
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/531>, abgerufen am 22.11.2024.
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