frey und sicher Geleite aus, in so ferne er mich entleib- te, welches ihm der Käyser zwar anfänglich abschlug, jedoch endlich auf mein unterthänigstes Ansuchen zu- gestunde.
Demnach wurden alle Anstalten zu unserm Mord-Spiele gemacht, welchem der Käyser nebst dessen gantzer Hofstatt zusehen wolte. Wir erschie- nen also beyderseits zu gehöriger Zeit auf dem be- stimmten Platze, mit Wehr, Waffen und Pferden aus dermassen wohl versehen, brachen unsere Lan- tzen ohne besondern Vortheil, griffen hierauf zum Schwerdtern, worbey ich gleich anfänglich spürete: Daß mein Gegner kein ungeübter Ritter sey, indem er mir dermassen hefftig zusetzte, daß ich eine ziem- liche Weile nichts zu thun hatte, als seine geschwin- den Streiche abzuwenden. Allein er war sehr starck und ungeschickt, mattete sich also in einer Viertheil Stunde also hefftig ab, daß er lieber gesehen, wenn ich ihm erlaubt hätte, etwas auszuruhen. Jedoch ich wuste mich dieses meines Vortheils auch zu be- dienen, zumahlen sich an meiner rechten Hüffte die er- ste Verwundung zeigte, derowegen fing ich an mei- ne besten Kräffte zu gebrauchen, brachte auch die nachdrücklichsten Streiche auf seiner Sturm-Hau- ben an, worunter mir einer also mißrieth, daß sei- nem Pferde der Kopff gespalten, und er herunter zu fallen genöthiget wurde. Jch stieg demnach gleich- fals ab, ließ ihn erstlich wieder aufstehen, und traten also den Kampf zu Fusse, als gantz von neuen wieder an. Hierbey dreheten wir uns dermassen oft und wun- derlich herum, daß es das Ansehen hatte als ob wir zugleich tantzen und auch fechten müsten, mittler-
weile
frey und ſicher Geleite aus, in ſo ferne er mich entleib- te, welches ihm der Kaͤyſer zwar anfaͤnglich abſchlug, jedoch endlich auf mein unterthaͤnigſtes Anſuchen zu- geſtunde.
Demnach wurden alle Anſtalten zu unſerm Mord-Spiele gemacht, welchem der Kaͤyſer nebſt deſſen gantzer Hofſtatt zuſehen wolte. Wir erſchie- nen alſo beyderſeits zu gehoͤriger Zeit auf dem be- ſtimmten Platze, mit Wehr, Waffen und Pferden aus dermaſſen wohl verſehen, brachen unſere Lan- tzen ohne beſondern Vortheil, griffen hierauf zum Schwerdtern, worbey ich gleich anfaͤnglich ſpuͤrete: Daß mein Gegner kein ungeuͤbter Ritter ſey, indem er mir dermaſſen hefftig zuſetzte, daß ich eine ziem- liche Weile nichts zu thun hatte, als ſeine geſchwin- den Streiche abzuwenden. Allein er war ſehr ſtarck und ungeſchickt, mattete ſich alſo in einer Viertheil Stunde alſo hefftig ab, daß er lieber geſehen, wenn ich ihm erlaubt haͤtte, etwas auszuruhen. Jedoch ich wuſte mich dieſes meines Vortheils auch zu be- dienen, zumahlen ſich an meiner rechten Huͤffte die er- ſte Verwundung zeigte, derowegen fing ich an mei- ne beſten Kraͤffte zu gebrauchen, brachte auch die nachdruͤcklichſten Streiche auf ſeiner Sturm-Hau- ben an, worunter mir einer alſo mißrieth, daß ſei- nem Pferde der Kopff geſpalten, und er herunter zu fallen genoͤthiget wurde. Jch ſtieg demnach gleich- fals ab, ließ ihn erſtlich wieder aufſtehen, und traten alſo den Kampf zu Fuſſe, als gantz von neuen wieder an. Hierbey dreheten wiꝛ uns dermaſſen oft und wun- derlich herum, daß es das Anſehen hatte als ob wir zugleich tantzen und auch fechten muͤſten, mittler-
weile
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0530"n="516"/>
frey und ſicher Geleite aus, in ſo ferne er mich entleib-<lb/>
te, welches ihm der Kaͤyſer zwar anfaͤnglich abſchlug,<lb/>
jedoch endlich auf mein unterthaͤnigſtes Anſuchen zu-<lb/>
geſtunde.</p><lb/><p>Demnach wurden alle Anſtalten zu unſerm<lb/>
Mord-Spiele gemacht, welchem der Kaͤyſer nebſt<lb/>
deſſen gantzer Hofſtatt zuſehen wolte. Wir erſchie-<lb/>
nen alſo beyderſeits zu gehoͤriger Zeit auf dem be-<lb/>ſtimmten Platze, mit Wehr, Waffen und Pferden<lb/>
aus dermaſſen wohl verſehen, brachen unſere Lan-<lb/>
tzen ohne beſondern Vortheil, griffen hierauf zum<lb/>
Schwerdtern, worbey ich gleich anfaͤnglich ſpuͤrete:<lb/>
Daß mein Gegner kein ungeuͤbter Ritter ſey, indem<lb/>
er mir dermaſſen hefftig zuſetzte, daß ich eine ziem-<lb/>
liche Weile nichts zu thun hatte, als ſeine geſchwin-<lb/>
den Streiche abzuwenden. Allein er war ſehr ſtarck<lb/>
und ungeſchickt, mattete ſich alſo in einer Viertheil<lb/>
Stunde alſo hefftig ab, daß er lieber geſehen, wenn<lb/>
ich ihm erlaubt haͤtte, etwas auszuruhen. Jedoch<lb/>
ich wuſte mich dieſes meines Vortheils auch zu be-<lb/>
dienen, zumahlen ſich an meiner rechten Huͤffte die er-<lb/>ſte Verwundung zeigte, derowegen fing ich an mei-<lb/>
ne beſten Kraͤffte zu gebrauchen, brachte auch die<lb/>
nachdruͤcklichſten Streiche auf ſeiner Sturm-Hau-<lb/>
ben an, worunter mir einer alſo mißrieth, daß ſei-<lb/>
nem Pferde der Kopff geſpalten, und er herunter zu<lb/>
fallen genoͤthiget wurde. Jch ſtieg demnach gleich-<lb/>
fals ab, ließ ihn erſtlich wieder aufſtehen, und traten<lb/>
alſo den Kampf zu Fuſſe, als gantz von neuen wieder<lb/>
an. Hierbey dreheten wiꝛ uns dermaſſen oft und wun-<lb/>
derlich herum, daß es das Anſehen hatte als ob wir<lb/>
zugleich tantzen und auch fechten muͤſten, mittler-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">weile</fw><lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[516/0530]
frey und ſicher Geleite aus, in ſo ferne er mich entleib-
te, welches ihm der Kaͤyſer zwar anfaͤnglich abſchlug,
jedoch endlich auf mein unterthaͤnigſtes Anſuchen zu-
geſtunde.
Demnach wurden alle Anſtalten zu unſerm
Mord-Spiele gemacht, welchem der Kaͤyſer nebſt
deſſen gantzer Hofſtatt zuſehen wolte. Wir erſchie-
nen alſo beyderſeits zu gehoͤriger Zeit auf dem be-
ſtimmten Platze, mit Wehr, Waffen und Pferden
aus dermaſſen wohl verſehen, brachen unſere Lan-
tzen ohne beſondern Vortheil, griffen hierauf zum
Schwerdtern, worbey ich gleich anfaͤnglich ſpuͤrete:
Daß mein Gegner kein ungeuͤbter Ritter ſey, indem
er mir dermaſſen hefftig zuſetzte, daß ich eine ziem-
liche Weile nichts zu thun hatte, als ſeine geſchwin-
den Streiche abzuwenden. Allein er war ſehr ſtarck
und ungeſchickt, mattete ſich alſo in einer Viertheil
Stunde alſo hefftig ab, daß er lieber geſehen, wenn
ich ihm erlaubt haͤtte, etwas auszuruhen. Jedoch
ich wuſte mich dieſes meines Vortheils auch zu be-
dienen, zumahlen ſich an meiner rechten Huͤffte die er-
ſte Verwundung zeigte, derowegen fing ich an mei-
ne beſten Kraͤffte zu gebrauchen, brachte auch die
nachdruͤcklichſten Streiche auf ſeiner Sturm-Hau-
ben an, worunter mir einer alſo mißrieth, daß ſei-
nem Pferde der Kopff geſpalten, und er herunter zu
fallen genoͤthiget wurde. Jch ſtieg demnach gleich-
fals ab, ließ ihn erſtlich wieder aufſtehen, und traten
alſo den Kampf zu Fuſſe, als gantz von neuen wieder
an. Hierbey dreheten wiꝛ uns dermaſſen oft und wun-
derlich herum, daß es das Anſehen hatte als ob wir
zugleich tantzen und auch fechten muͤſten, mittler-
weile
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/530>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.