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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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hinlief als ich gemeinet hatte, indem ich nicht ehe am
Käyserl. Hofe zurück kam, als da die Prinzeßin Mar-
garetha
unserm Castilianischen Cron-Printzrn Jo-
hanni
als Braut zugeführet werden solte. Da nun
der Käyserl. Printz Philippus dieser seiner Schwe-
ster das Geleite nach Castilien gab, bekam ich bey
solcher Gelegenheit mein geliebtes Vaterland, nebst
meiner allerliebsten Eleonora wieder zu sehen, in-
dem mich König Ferdinandus, auf Vorbitte der
Käyserl. und seiner eigenen Kinder, zu Gnaden an-
nahm, und den ehemahls begangenen Fehler gäntz-
lich zu vergessen versprach.

Es ist nicht zu beschreiben was die Donna Eleo-
nora
vor eine ungewöhnliche Freude bezeigete, da ich
den ersten Besuch wiederum bey ihr ablegte, hier-
nächst wuste sie mich mit gantz neuen und sonderba-
ren Liebkosungen derm[a]ssen zu bestricken, daß mei-
ne ziemlich erkaltete Liebe weit feuriger als jemahls
zu werden begunte, und ob mir gleich meine besten
Freunde dero bißherige Aufführung ziemlich ver-
dächtig machten, und mich von ihr abzuziehen trach-
teten; indem dieselbe nicht allein mit dem Neapoli-
taner,
der sich, nach Heilung seiner von mir empfan-
genen Wunden, noch über ein Jahr lang in Ma-
drit aufgehalten, eine allzugenaue Vertraulichkeit
solte gepflogen, sondern nächst diesem auch allen an-
dern Fremdlingen verdächtige Zugänge erlaubt
haben; so war doch nichts vermögend mich aus ih-
ren Banden zu reissen, denn so offt ich ihr nur von
dergleichen verdrießlichen Dingen etwas erwehne-
te, wuste sie von ihrer verfolgten Unschuld ein solches
Wesen zu machen, und ihre Keuschheit so wohl mit

grossen

hinlief als ich gemeinet hatte, indem ich nicht ehe am
Kaͤyſerl. Hofe zuruͤck kam, als da die Prinzeßin Mar-
garetha
unſerm Caſtilianiſchen Cron-Printzrn Jo-
hanni
als Braut zugefuͤhret werden ſolte. Da nun
der Kaͤyſerl. Printz Philippus dieſer ſeiner Schwe-
ſter das Geleite nach Caſtilien gab, bekam ich bey
ſolcher Gelegenheit mein geliebtes Vaterland, nebſt
meiner allerliebſten Eleonora wieder zu ſehen, in-
dem mich Koͤnig Ferdinandus, auf Vorbitte der
Kaͤyſerl. und ſeiner eigenen Kinder, zu Gnaden an-
nahm, und den ehemahls begangenen Fehler gaͤntz-
lich zu vergeſſen verſprach.

Es iſt nicht zu beſchreiben was die Donna Eleo-
nora
vor eine ungewoͤhnliche Freude bezeigete, da ich
den erſten Beſuch wiederum bey ihr ablegte, hier-
naͤchſt wuſte ſie mich mit gantz neuen und ſonderba-
ren Liebkoſungen derm[a]ſſen zu beſtricken, daß mei-
ne ziemlich erkaltete Liebe weit feuriger als jemahls
zu werden begunte, und ob mir gleich meine beſten
Freunde dero bißherige Auffuͤhrung ziemlich ver-
daͤchtig machten, und mich von ihr abzuziehen trach-
teten; indem dieſelbe nicht allein mit dem Neapoli-
taner,
der ſich, nach Heilung ſeiner von mir empfan-
genen Wunden, noch uͤber ein Jahr lang in Ma-
drit aufgehalten, eine allzugenaue Vertraulichkeit
ſolte gepflogen, ſondern naͤchſt dieſem auch allen an-
dern Fremdlingen verdaͤchtige Zugaͤnge erlaubt
haben; ſo war doch nichts vermoͤgend mich aus ih-
ren Banden zu reiſſen, denn ſo offt ich ihr nur von
dergleichen verdrießlichen Dingen etwas erwehne-
te, wuſte ſie von ihrer verfolgten Unſchuld ein ſolches
Weſen zu machen, und ihre Keuſchheit ſo wohl mit

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[518/0532] hinlief als ich gemeinet hatte, indem ich nicht ehe am Kaͤyſerl. Hofe zuruͤck kam, als da die Prinzeßin Mar- garetha unſerm Caſtilianiſchen Cron-Printzrn Jo- hanni als Braut zugefuͤhret werden ſolte. Da nun der Kaͤyſerl. Printz Philippus dieſer ſeiner Schwe- ſter das Geleite nach Caſtilien gab, bekam ich bey ſolcher Gelegenheit mein geliebtes Vaterland, nebſt meiner allerliebſten Eleonora wieder zu ſehen, in- dem mich Koͤnig Ferdinandus, auf Vorbitte der Kaͤyſerl. und ſeiner eigenen Kinder, zu Gnaden an- nahm, und den ehemahls begangenen Fehler gaͤntz- lich zu vergeſſen verſprach. Es iſt nicht zu beſchreiben was die Donna Eleo- nora vor eine ungewoͤhnliche Freude bezeigete, da ich den erſten Beſuch wiederum bey ihr ablegte, hier- naͤchſt wuſte ſie mich mit gantz neuen und ſonderba- ren Liebkoſungen dermaſſen zu beſtricken, daß mei- ne ziemlich erkaltete Liebe weit feuriger als jemahls zu werden begunte, und ob mir gleich meine beſten Freunde dero bißherige Auffuͤhrung ziemlich ver- daͤchtig machten, und mich von ihr abzuziehen trach- teten; indem dieſelbe nicht allein mit dem Neapoli- taner, der ſich, nach Heilung ſeiner von mir empfan- genen Wunden, noch uͤber ein Jahr lang in Ma- drit aufgehalten, eine allzugenaue Vertraulichkeit ſolte gepflogen, ſondern naͤchſt dieſem auch allen an- dern Fremdlingen verdaͤchtige Zugaͤnge erlaubt haben; ſo war doch nichts vermoͤgend mich aus ih- ren Banden zu reiſſen, denn ſo offt ich ihr nur von dergleichen verdrießlichen Dingen etwas erwehne- te, wuſte ſie von ihrer verfolgten Unſchuld ein ſolches Weſen zu machen, und ihre Keuſchheit ſo wohl mit groſſen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/532>, abgerufen am 19.05.2024.