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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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anzustellen wisse, ein Frauenzimmer, als eine Lantze
oder blosses Schwerdt an der Hand zu führen. Er
betheurete hierauff hoch, meine frevele Reden so-
gleich mit seinem Seiten-Gewehr zu bestraffen,
wenn er nicht befürchtete den Burg-Frieden im
Königl. Garten zu brechen; Allein ich gab mit ei-
nem hönischen Gelächter zu verstehen: Wie es nur
bey ihm stünde, mir durch eine kleine Pforte auf ei-
nen sehr bequehmen Fecht-Platz zu folgen, der nur
etwa 100. Schritte von dannen sey, und gar nicht
zur Burg gehöre.

Also bald macht der Neapolitaner Eleonoren,
die vor Angst an allen Gliedern zitterte, einen Re-
verentz,
und folgte mir auf einen gleichen Platz
ausserhalb des Gartens, allwo wir Augenblicklich
vom Leder zohen, um einander etliche blutige Cha-
racteres
auf die Cörper zu zeichnen.

Der erste Hieb gerieth mir dermassen glücklich,
daß ich meinem Feinde sogleich die wallenden Adern
am Vorder-Haupt eröffnete, weil ihm nun solcher-
gestalt das häuffig herab fliessende Blut die Augen
ziemlich verdunckelte, hieb er dermassen blind auf
mich loß, daß ich ebenfalls eine kleine Wunde über
den rechten Arm bekam, jedoch da er von mir in der
Geschwindigkeit noch zwey starcke Hiebe empfan-
gen, davon der eine in die Schulter, und der andere
in den Hals gedrungen war, sanck mein feindseeli-
ger Neapolitaner ohnmächtig zu Boden. Jch sa-
he nach Leuten, die ihn verbinden und hinweg tra-
gen möchten, befand mich aber im Augenblick von
der Königl. Leibwacht umringet, die mir mein Quar-
tier in demjenigen Thurme, wo noch andere Uber-

treter

anzuſtellen wiſſe, ein Frauenzimmer, als eine Lantze
oder bloſſes Schwerdt an der Hand zu fuͤhren. Er
betheurete hierauff hoch, meine frevele Reden ſo-
gleich mit ſeinem Seiten-Gewehr zu beſtraffen,
wenn er nicht befuͤrchtete den Burg-Frieden im
Koͤnigl. Garten zu brechen; Allein ich gab mit ei-
nem hoͤniſchen Gelaͤchter zu verſtehen: Wie es nur
bey ihm ſtuͤnde, mir durch eine kleine Pforte auf ei-
nen ſehr bequehmen Fecht-Platz zu folgen, der nur
etwa 100. Schritte von dannen ſey, und gar nicht
zur Burg gehoͤre.

Alſo bald macht der Neapolitaner Eleonoren,
die vor Angſt an allen Gliedern zitterte, einen Re-
verentz,
und folgte mir auf einen gleichen Platz
auſſerhalb des Gartens, allwo wir Augenblicklich
vom Leder zohen, um einander etliche blutige Cha-
racteres
auf die Coͤrper zu zeichnen.

Der erſte Hieb gerieth mir dermaſſen gluͤcklich,
daß ich meinem Feinde ſogleich die wallenden Adern
am Vorder-Haupt eroͤffnete, weil ihm nun ſolcher-
geſtalt das haͤuffig herab flieſſende Blut die Augen
ziemlich verdunckelte, hieb er dermaſſen blind auf
mich loß, daß ich ebenfalls eine kleine Wunde uͤber
den rechten Arm bekam, jedoch da er von mir in der
Geſchwindigkeit noch zwey ſtarcke Hiebe empfan-
gen, davon der eine in die Schulter, und der andere
in den Hals gedrungen war, ſanck mein feindſeeli-
ger Neapolitaner ohnmaͤchtig zu Boden. Jch ſa-
he nach Leuten, die ihn verbinden und hinweg tra-
gen moͤchten, befand mich aber im Augenblick von
der Koͤnigl. Leibwacht umringet, die mir mein Quar-
tier in demjenigen Thurme, wo noch andere Uber-

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[512/0526] anzuſtellen wiſſe, ein Frauenzimmer, als eine Lantze oder bloſſes Schwerdt an der Hand zu fuͤhren. Er betheurete hierauff hoch, meine frevele Reden ſo- gleich mit ſeinem Seiten-Gewehr zu beſtraffen, wenn er nicht befuͤrchtete den Burg-Frieden im Koͤnigl. Garten zu brechen; Allein ich gab mit ei- nem hoͤniſchen Gelaͤchter zu verſtehen: Wie es nur bey ihm ſtuͤnde, mir durch eine kleine Pforte auf ei- nen ſehr bequehmen Fecht-Platz zu folgen, der nur etwa 100. Schritte von dannen ſey, und gar nicht zur Burg gehoͤre. Alſo bald macht der Neapolitaner Eleonoren, die vor Angſt an allen Gliedern zitterte, einen Re- verentz, und folgte mir auf einen gleichen Platz auſſerhalb des Gartens, allwo wir Augenblicklich vom Leder zohen, um einander etliche blutige Cha- racteres auf die Coͤrper zu zeichnen. Der erſte Hieb gerieth mir dermaſſen gluͤcklich, daß ich meinem Feinde ſogleich die wallenden Adern am Vorder-Haupt eroͤffnete, weil ihm nun ſolcher- geſtalt das haͤuffig herab flieſſende Blut die Augen ziemlich verdunckelte, hieb er dermaſſen blind auf mich loß, daß ich ebenfalls eine kleine Wunde uͤber den rechten Arm bekam, jedoch da er von mir in der Geſchwindigkeit noch zwey ſtarcke Hiebe empfan- gen, davon der eine in die Schulter, und der andere in den Hals gedrungen war, ſanck mein feindſeeli- ger Neapolitaner ohnmaͤchtig zu Boden. Jch ſa- he nach Leuten, die ihn verbinden und hinweg tra- gen moͤchten, befand mich aber im Augenblick von der Koͤnigl. Leibwacht umringet, die mir mein Quar- tier in demjenigen Thurme, wo noch andere Uber- treter

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/526>, abgerufen am 22.11.2024.