Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

nes zeitlichen Glücks, mich durchaus mit dem Nea-
politaner,
welches ein vornehmer Printz unter
verdeckten Nahmen wäre, in keinen Zwey-
Kampff einzulassen, weiln der König unsere nichts-
würdige Streit-Sache ehester Tages selbst bey-
legen wolte.

Jch hätte hierüber rasend werden mögen, muste
aber dennoch gehorsamen, weil der Officier Ordre
hatte, mich bey dem geringsten widerwärtigen Be-
zeigen so gleich in Verhafft zu nehmen. Eleonora
bemühete sich, so bald ich ihr mein Leyd klagte, durch
allerhand Schmeicheleyen dasselbe zu vernichten,
indem sie mich ihrer vollkommenen Treue gäntzlich
versicherte, anbey aber hertzlich hat, ihr nicht zu ver-
argen, daß sie auf der Königin Befehl, gewisser
Staats-Ursachen wegen, dem Neapolitaner dann
und wann einen Zutritt nebst einigen geringen Lie-
bes-Freyheiten erlauben müste, inzwischen würde
sich schon mit der Zeit noch Gelegenheit finden, deß-
falls Rache an meinen Mit-Buhler auszuüben,
wie sie denn nicht zweiffelte, daß er sich vor mir
fürchte, und dieserwegen selbst unter der Hand das
Königl. Verboth auswürcken lassen.

Jch ließ mich endlich, wiewohl mit grosser Mühe
in etwas besänfftigen, allein es hatte keinen langen
Bestand, denn da der König die Untersuchung un-
serer Streit-Sache verzögerte, u. ich dem Neapoli-
taner
allen Zutritt bey Eleonoren aufs möglichste
verhinderte, geriethen wir unverhofft aufs neue zu-
sammen, da der Neapolitaner Eleonoren im Kö-
niglichen Lust Garten an der Hand spatzieren füh-
rete, und ich ihm vorwarff: Wie er sich dennoch besser

anzu-

nes zeitlichen Gluͤcks, mich durchaus mit dem Nea-
politaner,
welches ein vornehmer Printz unter
verdeckten Nahmen waͤre, in keinen Zwey-
Kampff einzulaſſen, weiln der Koͤnig unſere nichts-
wuͤrdige Streit-Sache eheſter Tages ſelbſt bey-
legen wolte.

Jch haͤtte hieruͤber raſend werden moͤgen, muſte
aber dennoch gehorſamen, weil der Officier Ordre
hatte, mich bey dem geringſten widerwaͤrtigen Be-
zeigen ſo gleich in Verhafft zu nehmen. Eleonora
bemuͤhete ſich, ſo bald ich ihr mein Leyd klagte, durch
allerhand Schmeicheleyen daſſelbe zu vernichten,
indem ſie mich ihrer vollkommenen Treue gaͤntzlich
verſicherte, anbey aber hertzlich hat, ihr nicht zu ver-
argen, daß ſie auf der Koͤnigin Befehl, gewiſſer
Staats-Urſachen wegen, dem Neapolitaner dann
und wann einen Zutritt nebſt einigen geringen Lie-
bes-Freyheiten erlauben muͤſte, inzwiſchen wuͤrde
ſich ſchon mit der Zeit noch Gelegenheit finden, deß-
falls Rache an meinen Mit-Buhler auszuuͤben,
wie ſie denn nicht zweiffelte, daß er ſich vor mir
fuͤrchte, und dieſerwegen ſelbſt unter der Hand das
Koͤnigl. Verboth auswuͤrcken laſſen.

Jch ließ mich endlich, wiewohl mit groſſer Muͤhe
in etwas beſaͤnfftigen, allein es hatte keinen langen
Beſtand, denn da der Koͤnig die Unterſuchung un-
ſerer Streit-Sache verzoͤgerte, u. ich dem Neapoli-
taner
allen Zutritt bey Eleonoren aufs moͤglichſte
verhinderte, geriethen wir unverhofft aufs neue zu-
ſammen, da der Neapolitaner Eleonoren im Koͤ-
niglichen Luſt Garten an der Hand ſpatzieren fuͤh-
rete, und ich ihm vorwarff: Wie er ſich deñoch beſſer

anzu-
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0525" n="511"/>
nes zeitlichen Glu&#x0364;cks, mich durchaus mit dem <hi rendition="#aq">Nea-<lb/>
politaner,</hi> welches ein vornehmer Printz unter<lb/>
verdeckten Nahmen wa&#x0364;re, in keinen Zwey-<lb/>
Kampff einzula&#x017F;&#x017F;en, weiln der Ko&#x0364;nig un&#x017F;ere nichts-<lb/>
wu&#x0364;rdige Streit-Sache ehe&#x017F;ter Tages &#x017F;elb&#x017F;t bey-<lb/>
legen wolte.</p><lb/>
          <p>Jch ha&#x0364;tte hieru&#x0364;ber ra&#x017F;end werden mo&#x0364;gen, mu&#x017F;te<lb/>
aber dennoch gehor&#x017F;amen, weil der <hi rendition="#aq">Officier Ordre</hi><lb/>
hatte, mich bey dem gering&#x017F;ten widerwa&#x0364;rtigen Be-<lb/>
zeigen &#x017F;o gleich in Verhafft zu nehmen. <hi rendition="#aq">Eleonora</hi><lb/>
bemu&#x0364;hete &#x017F;ich, &#x017F;o bald ich ihr mein Leyd klagte, durch<lb/>
allerhand Schmeicheleyen da&#x017F;&#x017F;elbe zu vernichten,<lb/>
indem &#x017F;ie mich ihrer vollkommenen Treue ga&#x0364;ntzlich<lb/>
ver&#x017F;icherte, anbey aber hertzlich hat, ihr nicht zu ver-<lb/>
argen, daß &#x017F;ie auf der Ko&#x0364;nigin Befehl, gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Staats-Ur&#x017F;achen wegen, dem <hi rendition="#aq">Neapolitaner</hi> dann<lb/>
und wann einen Zutritt neb&#x017F;t einigen geringen Lie-<lb/>
bes-Freyheiten erlauben mu&#x0364;&#x017F;te, inzwi&#x017F;chen wu&#x0364;rde<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;chon mit der Zeit noch Gelegenheit finden, deß-<lb/>
falls Rache an meinen Mit-Buhler auszuu&#x0364;ben,<lb/>
wie &#x017F;ie denn nicht zweiffelte, daß er &#x017F;ich vor mir<lb/>
fu&#x0364;rchte, und die&#x017F;erwegen &#x017F;elb&#x017F;t unter der Hand das<lb/>
Ko&#x0364;nigl. Verboth auswu&#x0364;rcken la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Jch ließ mich endlich, wiewohl mit gro&#x017F;&#x017F;er Mu&#x0364;he<lb/>
in etwas be&#x017F;a&#x0364;nfftigen, allein es hatte keinen langen<lb/>
Be&#x017F;tand, denn da der Ko&#x0364;nig die Unter&#x017F;uchung un-<lb/>
&#x017F;erer Streit-Sache verzo&#x0364;gerte, u. ich dem <hi rendition="#aq">Neapoli-<lb/>
taner</hi> allen Zutritt bey <hi rendition="#aq">Eleonoren</hi> aufs mo&#x0364;glich&#x017F;te<lb/>
verhinderte, geriethen wir unverhofft aufs neue zu-<lb/>
&#x017F;ammen, da der <hi rendition="#aq">Neapolitaner Eleonoren</hi> im Ko&#x0364;-<lb/>
niglichen Lu&#x017F;t Garten an der Hand &#x017F;patzieren fu&#x0364;h-<lb/>
rete, und ich ihm vorwarff: Wie er &#x017F;ich den&#x0303;och be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">anzu-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[511/0525] nes zeitlichen Gluͤcks, mich durchaus mit dem Nea- politaner, welches ein vornehmer Printz unter verdeckten Nahmen waͤre, in keinen Zwey- Kampff einzulaſſen, weiln der Koͤnig unſere nichts- wuͤrdige Streit-Sache eheſter Tages ſelbſt bey- legen wolte. Jch haͤtte hieruͤber raſend werden moͤgen, muſte aber dennoch gehorſamen, weil der Officier Ordre hatte, mich bey dem geringſten widerwaͤrtigen Be- zeigen ſo gleich in Verhafft zu nehmen. Eleonora bemuͤhete ſich, ſo bald ich ihr mein Leyd klagte, durch allerhand Schmeicheleyen daſſelbe zu vernichten, indem ſie mich ihrer vollkommenen Treue gaͤntzlich verſicherte, anbey aber hertzlich hat, ihr nicht zu ver- argen, daß ſie auf der Koͤnigin Befehl, gewiſſer Staats-Urſachen wegen, dem Neapolitaner dann und wann einen Zutritt nebſt einigen geringen Lie- bes-Freyheiten erlauben muͤſte, inzwiſchen wuͤrde ſich ſchon mit der Zeit noch Gelegenheit finden, deß- falls Rache an meinen Mit-Buhler auszuuͤben, wie ſie denn nicht zweiffelte, daß er ſich vor mir fuͤrchte, und dieſerwegen ſelbſt unter der Hand das Koͤnigl. Verboth auswuͤrcken laſſen. Jch ließ mich endlich, wiewohl mit groſſer Muͤhe in etwas beſaͤnfftigen, allein es hatte keinen langen Beſtand, denn da der Koͤnig die Unterſuchung un- ſerer Streit-Sache verzoͤgerte, u. ich dem Neapoli- taner allen Zutritt bey Eleonoren aufs moͤglichſte verhinderte, geriethen wir unverhofft aufs neue zu- ſammen, da der Neapolitaner Eleonoren im Koͤ- niglichen Luſt Garten an der Hand ſpatzieren fuͤh- rete, und ich ihm vorwarff: Wie er ſich deñoch beſſer anzu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/525
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/525>, abgerufen am 22.11.2024.