ich meine Gefährten im richtigen Gebrauch des Com- passes, der See-Charten und andern Vortheilen bey der Schiffs-Arbeit, immer besser belehrete, da- mit sie ihren Rückweg nach Felsenburg desto leichter zu finden, und sich bey erejgnenden Sturme oder an- dern Zufällen eher zu helffen wüsten, ohngeacht sich deßfalls bey einigen, und sonderlich bey dem guten alten David, der das Steuer-Ruder beständig be- sorgte/ bereits eine ziemliche Wissenschafft befand.
Solchergestalt erreichten wir, ohne die geringste Gefahr ausgestanden zu haben, die Jnsul St. He- lenae noch eher, als ich fast vermuthet hatte, und traffen daselbst etliche 20. Engel- und Holländische Schiffe an, welche theils nach Ost-Jndien reisen, theils aber, als von dar zurück kommende, den Cours nach ihren Vater-Lande nehmen wolten. Hier wolte es nun Kunst heissen, Rede und Ant- wort zu gestehen, und doch dabey das Geheimniß woran uns allen so viel gelegen, zu verschweigen, derowegen studirte ich auf allerhand scheinbare Er- findungen, welche mit meinem Gefährten abrede- te, und hiermit auch so glücklich war, alle diejeni- gen, so sich um mein Wesen bekümmerten, behö- rig abzuführen. Von den Holländern traff ich keinen eintzigen bekandten Menschen an, hergegen kan mir ein Englischer Capitain unvermuthet zu Gesichte, dem ich vor Jahren auf der Fahrt nach West-Jndjen einen kleinen Dienst geleistet hatte, diesem gab ich mich zu erkennen, und wurde von ihm aufs freundlichste empfangen und tractiret. Er judicirte anfangs aus meinem äusserlichen We-
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ich meine Gefaͤhrten im richtigen Gebrauch des Com- paſſes, der See-Charten und andern Vortheilen bey der Schiffs-Arbeit, immer beſſer belehrete, da- mit ſie ihren Ruͤckweg nach Felſenburg deſto leichter zu finden, und ſich bey erejgnenden Sturme oder an- dern Zufaͤllen eher zu helffen wuͤſten, ohngeacht ſich deßfalls bey einigen, und ſonderlich bey dem guten alten David, der das Steuer-Ruder beſtaͤndig be- ſorgte/ bereits eine ziemliche Wiſſenſchafft befand.
Solchergeſtalt erreichten wir, ohne die geringſte Gefahr ausgeſtanden zu haben, die Jnſul St. He- lenæ noch eher, als ich faſt vermuthet hatte, und traffen daſelbſt etliche 20. Engel- und Hollaͤndiſche Schiffe an, welche theils nach Oſt-Jndien reiſen, theils aber, als von dar zuruͤck kommende, den Cours nach ihren Vater-Lande nehmen wolten. Hier wolte es nun Kunſt heiſſen, Rede und Ant- wort zu geſtehen, und doch dabey das Geheimniß woran uns allen ſo viel gelegen, zu verſchweigen, derowegen ſtudirte ich auf allerhand ſcheinbare Er- findungen, welche mit meinem Gefaͤhrten abrede- te, und hiermit auch ſo gluͤcklich war, alle diejeni- gen, ſo ſich um mein Weſen bekuͤmmerten, behoͤ- rig abzufuͤhren. Von den Hollaͤndern traff ich keinen eintzigen bekandten Menſchen an, hergegen kan mir ein Engliſcher Capitain unvermuthet zu Geſichte, dem ich vor Jahren auf der Fahrt nach Weſt-Jndjen einen kleinen Dienſt geleiſtet hatte, dieſem gab ich mich zu erkennen, und wurde von ihm aufs freundlichſte empfangen und tractiret. Er judicirte anfangs aus meinem aͤuſſerlichen We-
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ich meine Gefaͤhrten im richtigen Gebrauch des Com-
paſſes, der See-Charten und andern Vortheilen
bey der Schiffs-Arbeit, immer beſſer belehrete, da-
mit ſie ihren Ruͤckweg nach Felſenburg deſto leichter
zu finden, und ſich bey erejgnenden Sturme oder an-
dern Zufaͤllen eher zu helffen wuͤſten, ohngeacht ſich
deßfalls bey einigen, und ſonderlich bey dem guten
alten David, der das Steuer-Ruder beſtaͤndig be-
ſorgte/ bereits eine ziemliche Wiſſenſchafft befand.
Solchergeſtalt erreichten wir, ohne die geringſte
Gefahr ausgeſtanden zu haben, die Jnſul St. He-
lenæ noch eher, als ich faſt vermuthet hatte, und
traffen daſelbſt etliche 20. Engel- und Hollaͤndiſche
Schiffe an, welche theils nach Oſt-Jndien reiſen,
theils aber, als von dar zuruͤck kommende, den
Cours nach ihren Vater-Lande nehmen wolten.
Hier wolte es nun Kunſt heiſſen, Rede und Ant-
wort zu geſtehen, und doch dabey das Geheimniß
woran uns allen ſo viel gelegen, zu verſchweigen,
derowegen ſtudirte ich auf allerhand ſcheinbare Er-
findungen, welche mit meinem Gefaͤhrten abrede-
te, und hiermit auch ſo gluͤcklich war, alle diejeni-
gen, ſo ſich um mein Weſen bekuͤmmerten, behoͤ-
rig abzufuͤhren. Von den Hollaͤndern traff ich
keinen eintzigen bekandten Menſchen an, hergegen
kan mir ein Engliſcher Capitain unvermuthet zu
Geſichte, dem ich vor Jahren auf der Fahrt nach
Weſt-Jndjen einen kleinen Dienſt geleiſtet hatte,
dieſem gab ich mich zu erkennen, und wurde von
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Er judicirte anfangs aus meinem aͤuſſerlichen We-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/461>, abgerufen am 22.11.2024.
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