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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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ich meine Gefährten im richtigen Gebrauch des Com-
passes,
der See-Charten und andern Vortheilen
bey der Schiffs-Arbeit, immer besser belehrete, da-
mit sie ihren Rückweg nach Felsenburg desto leichter
zu finden, und sich bey erejgnenden Sturme oder an-
dern Zufällen eher zu helffen wüsten, ohngeacht sich
deßfalls bey einigen, und sonderlich bey dem guten
alten David, der das Steuer-Ruder beständig be-
sorgte/ bereits eine ziemliche Wissenschafft befand.

Solchergestalt erreichten wir, ohne die geringste
Gefahr ausgestanden zu haben, die Jnsul St. He-
lenae
noch eher, als ich fast vermuthet hatte, und
traffen daselbst etliche 20. Engel- und Holländische
Schiffe an, welche theils nach Ost-Jndien reisen,
theils aber, als von dar zurück kommende, den
Cours nach ihren Vater-Lande nehmen wolten.
Hier wolte es nun Kunst heissen, Rede und Ant-
wort zu gestehen, und doch dabey das Geheimniß
woran uns allen so viel gelegen, zu verschweigen,
derowegen studirte ich auf allerhand scheinbare Er-
findungen, welche mit meinem Gefährten abrede-
te, und hiermit auch so glücklich war, alle diejeni-
gen, so sich um mein Wesen bekümmerten, behö-
rig abzuführen. Von den Holländern traff ich
keinen eintzigen bekandten Menschen an, hergegen
kan mir ein Englischer Capitain unvermuthet zu
Gesichte, dem ich vor Jahren auf der Fahrt nach
West-Jndjen einen kleinen Dienst geleistet hatte,
diesem gab ich mich zu erkennen, und wurde von
ihm aufs freundlichste empfangen und tractiret.
Er judicirte anfangs aus meinem äusserlichen We-

sen,

ich meine Gefaͤhrten im richtigen Gebrauch des Com-
paſſes,
der See-Charten und andern Vortheilen
bey der Schiffs-Arbeit, immer beſſer belehrete, da-
mit ſie ihren Ruͤckweg nach Felſenburg deſto leichter
zu finden, und ſich bey erejgnenden Sturme oder an-
dern Zufaͤllen eher zu helffen wuͤſten, ohngeacht ſich
deßfalls bey einigen, und ſonderlich bey dem guten
alten David, der das Steuer-Ruder beſtaͤndig be-
ſorgte/ bereits eine ziemliche Wiſſenſchafft befand.

Solchergeſtalt erreichten wir, ohne die geringſte
Gefahr ausgeſtanden zu haben, die Jnſul St. He-
lenæ
noch eher, als ich faſt vermuthet hatte, und
traffen daſelbſt etliche 20. Engel- und Hollaͤndiſche
Schiffe an, welche theils nach Oſt-Jndien reiſen,
theils aber, als von dar zuruͤck kommende, den
Cours nach ihren Vater-Lande nehmen wolten.
Hier wolte es nun Kunſt heiſſen, Rede und Ant-
wort zu geſtehen, und doch dabey das Geheimniß
woran uns allen ſo viel gelegen, zu verſchweigen,
derowegen ſtudirte ich auf allerhand ſcheinbare Er-
findungen, welche mit meinem Gefaͤhrten abrede-
te, und hiermit auch ſo gluͤcklich war, alle diejeni-
gen, ſo ſich um mein Weſen bekuͤmmerten, behoͤ-
rig abzufuͤhren. Von den Hollaͤndern traff ich
keinen eintzigen bekandten Menſchen an, hergegen
kan mir ein Engliſcher Capitain unvermuthet zu
Geſichte, dem ich vor Jahren auf der Fahrt nach
Weſt-Jndjen einen kleinen Dienſt geleiſtet hatte,
dieſem gab ich mich zu erkennen, und wurde von
ihm aufs freundlichſte empfangen und tractiret.
Er judicirte anfangs aus meinem aͤuſſerlichen We-

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[447/0461] ich meine Gefaͤhrten im richtigen Gebrauch des Com- paſſes, der See-Charten und andern Vortheilen bey der Schiffs-Arbeit, immer beſſer belehrete, da- mit ſie ihren Ruͤckweg nach Felſenburg deſto leichter zu finden, und ſich bey erejgnenden Sturme oder an- dern Zufaͤllen eher zu helffen wuͤſten, ohngeacht ſich deßfalls bey einigen, und ſonderlich bey dem guten alten David, der das Steuer-Ruder beſtaͤndig be- ſorgte/ bereits eine ziemliche Wiſſenſchafft befand. Solchergeſtalt erreichten wir, ohne die geringſte Gefahr ausgeſtanden zu haben, die Jnſul St. He- lenæ noch eher, als ich faſt vermuthet hatte, und traffen daſelbſt etliche 20. Engel- und Hollaͤndiſche Schiffe an, welche theils nach Oſt-Jndien reiſen, theils aber, als von dar zuruͤck kommende, den Cours nach ihren Vater-Lande nehmen wolten. Hier wolte es nun Kunſt heiſſen, Rede und Ant- wort zu geſtehen, und doch dabey das Geheimniß woran uns allen ſo viel gelegen, zu verſchweigen, derowegen ſtudirte ich auf allerhand ſcheinbare Er- findungen, welche mit meinem Gefaͤhrten abrede- te, und hiermit auch ſo gluͤcklich war, alle diejeni- gen, ſo ſich um mein Weſen bekuͤmmerten, behoͤ- rig abzufuͤhren. Von den Hollaͤndern traff ich keinen eintzigen bekandten Menſchen an, hergegen kan mir ein Engliſcher Capitain unvermuthet zu Geſichte, dem ich vor Jahren auf der Fahrt nach Weſt-Jndjen einen kleinen Dienſt geleiſtet hatte, dieſem gab ich mich zu erkennen, und wurde von ihm aufs freundlichſte empfangen und tractiret. Er judicirte anfangs aus meinem aͤuſſerlichen We- ſen,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/461>, abgerufen am 19.05.2024.