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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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50000. Thlr. werth, ingleichen an Perlen und Klei-
nodien ebenfals einer halben Tonne Goldes werth.
Jch brauchte die Vorsicht, die kostbarsten Kleinodi-
en und grossen güldnen Müntzen so wohl in einen be-
quemen Gürtel, den ich auf dem blossen Leibe trug,
als auch in meine Unter-Kleider zu verwahren, die
grossen Gold-Klumpen aber wurden zerhackt, und
in die mit den allerbesten Rosinen angefülleten Kör-
be vertheilet und verborgen. Mit den Perlen thaten
wir ein gleiches, das gemüntzte Geld aber vertheilete
ich in verschiedene lederne Beutel, und verwahrete es
also, daß es zur Zeit der Noth gleich bey der Hand
seyn möchte. Dem Alt-Vater gefielen zwar mei-
ne Anstalten, jedennoch aber war er der Meinung,
ich würde mit so wenigen Gütern nicht alles ausrich-
ten können. Doch, da ich ihm vorstellete, wie es
sich nicht schicken würde, mit mehr als einem Schif-
fe wieder zurück zu kehren, also ein überflüßiges
Geld und Gut mir nur zur Last und schlimmen Ver-
dacht gereichen könne; überließ er alles meiner Con-
duite,
und also giengen wir nach genommenen zärt-
lichen Abschiede unter tausend Glückwünschen der
zurückbleibenden Jnsulaner am 2ten Octobr. 1724.
vergnügt unter Seegel, wurden auch durch einen
favorablen Wind dermassen hurtig fortgesühret,
daß wir noch vor Untergang der Sonnen Felsen-
burg aus den Augen verlohren.

Unterwegs, nachdem diejenigen, so des Rei-
sens ungewohnt, der See den bekannten ver-
drießlichen Tribut abgestattet, und sich völlig er-
holet hatten, war unser täglicher Zeitvertreib, daß

ich

50000. Thlr. werth, ingleichen an Perlen und Klei-
nodien ebenfals einer halben Tonne Goldes werth.
Jch brauchte die Vorſicht, die koſtbarſten Kleinodi-
en und groſſen guͤldnen Muͤntzen ſo wohl in einen be-
quemen Guͤrtel, den ich auf dem bloſſen Leibe trug,
als auch in meine Unter-Kleider zu verwahren, die
groſſen Gold-Klumpen aber wurden zerhackt, und
in die mit den allerbeſten Roſinen angefuͤlleten Koͤr-
be vertheilet und verborgen. Mit den Perlen thaten
wir ein gleiches, das gemuͤntzte Geld aber vertheilete
ich in verſchiedene lederne Beutel, und verwahrete es
alſo, daß es zur Zeit der Noth gleich bey der Hand
ſeyn moͤchte. Dem Alt-Vater gefielen zwar mei-
ne Anſtalten, jedennoch aber war er der Meinung,
ich wuͤrde mit ſo wenigen Guͤtern nicht alles ausrich-
ten koͤnnen. Doch, da ich ihm vorſtellete, wie es
ſich nicht ſchicken wuͤrde, mit mehr als einem Schif-
fe wieder zuruͤck zu kehren, alſo ein uͤberfluͤßiges
Geld und Gut mir nur zur Laſt und ſchlimmen Ver-
dacht gereichen koͤnne; uͤberließ er alles meiner Con-
duite,
und alſo giengen wir nach genommenen zaͤrt-
lichen Abſchiede unter tauſend Gluͤckwuͤnſchen der
zuruͤckbleibenden Jnſulaner am 2ten Octobr. 1724.
vergnuͤgt unter Seegel, wurden auch durch einen
favorablen Wind dermaſſen hurtig fortgeſuͤhret,
daß wir noch vor Untergang der Sonnen Felſen-
burg aus den Augen verlohren.

Unterwegs, nachdem diejenigen, ſo des Rei-
ſens ungewohnt, der See den bekannten ver-
drießlichen Tribut abgeſtattet, und ſich voͤllig er-
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[446/0460] 50000. Thlr. werth, ingleichen an Perlen und Klei- nodien ebenfals einer halben Tonne Goldes werth. Jch brauchte die Vorſicht, die koſtbarſten Kleinodi- en und groſſen guͤldnen Muͤntzen ſo wohl in einen be- quemen Guͤrtel, den ich auf dem bloſſen Leibe trug, als auch in meine Unter-Kleider zu verwahren, die groſſen Gold-Klumpen aber wurden zerhackt, und in die mit den allerbeſten Roſinen angefuͤlleten Koͤr- be vertheilet und verborgen. Mit den Perlen thaten wir ein gleiches, das gemuͤntzte Geld aber vertheilete ich in verſchiedene lederne Beutel, und verwahrete es alſo, daß es zur Zeit der Noth gleich bey der Hand ſeyn moͤchte. Dem Alt-Vater gefielen zwar mei- ne Anſtalten, jedennoch aber war er der Meinung, ich wuͤrde mit ſo wenigen Guͤtern nicht alles ausrich- ten koͤnnen. Doch, da ich ihm vorſtellete, wie es ſich nicht ſchicken wuͤrde, mit mehr als einem Schif- fe wieder zuruͤck zu kehren, alſo ein uͤberfluͤßiges Geld und Gut mir nur zur Laſt und ſchlimmen Ver- dacht gereichen koͤnne; uͤberließ er alles meiner Con- duite, und alſo giengen wir nach genommenen zaͤrt- lichen Abſchiede unter tauſend Gluͤckwuͤnſchen der zuruͤckbleibenden Jnſulaner am 2ten Octobr. 1724. vergnuͤgt unter Seegel, wurden auch durch einen favorablen Wind dermaſſen hurtig fortgeſuͤhret, daß wir noch vor Untergang der Sonnen Felſen- burg aus den Augen verlohren. Unterwegs, nachdem diejenigen, ſo des Rei- ſens ungewohnt, der See den bekannten ver- drießlichen Tribut abgeſtattet, und ſich voͤllig er- holet hatten, war unſer taͤglicher Zeitvertreib, daß ich

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/460>, abgerufen am 22.11.2024.