Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Eines Tages, da der Capitain, der Schiff-Lieu-
tenant Horn, Johann Ferdinand Kramer,
ein gar
geschickter Chirurgus, von 28. biß 29. Jahren,
Friedrich Litzberg, ein artiger Mensch von etwa
28. Jahren, der sich vor einen Mathematicum aus-
gab, und ich an einem bequemlichen Orthe beysam-
men sassen, und von diesen und jenen discourirten,
sagte der Lieutenant Horn zu dem Capitain:
Mein Herr, ich glaube sie könten uns allerseits kein
grösseres Vergnügen machen, als wenn sie sich ge-
fallen liessen, einige, ihnen auf dero vielen Reisen
gehabte Avanturen zu erzehlen, welche gewiß nicht
anders, als sonderbar seyn können, mich wenigstens
würden sie damit sehr obligiren/ woferne es anders,
seiten ihrer, ohne Verdruß geschehen kan.

Der Capitain gab lächelnd zur Antwort: Sie
bitten mich um etwas, mein Herr, das ich selbsten
an sie würde gebracht haben, weiln ich gewisser
Ursachen wegen schon 2. biß drey Tage darzu di-
sponirt
gewesen, will mir also ein geneigtes Gehör
von ihnen ausgebethen haben, und meine Erzählung
gleich anfangen, so bald Mons. Plager und Har-
ckert
unsere Gesellschafft verstärckt haben. Litz-
berg,
welchem so wohl als mir Zeit und Weile
lang wurde, etwas erzehlen zu hören, lieff stracks
fort, beyde zu ruffen, deren der erste ein Uhrmacher
etliche 30. Jahr alt, der andere ein Posamentirer,
von etwa 23. Jahren/ und beydes Leute sehr feines
Ansehens waren. Kaum hatten sich dieselben ein-
gestellet, da sich der Capitain zwischen uns einsetzte,
und die Erzehlung seiner Geschichte solgender massen
anfing.

Jch

Eines Tages, da der Capitain, der Schiff-Lieu-
tenant Horn, Johann Ferdinand Kramer,
ein gar
geſchickter Chirurgus, von 28. biß 29. Jahren,
Friedrich Litzberg, ein artiger Menſch von etwa
28. Jahren, der ſich vor einen Mathematicum aus-
gab, und ich an einem bequemlichen Orthe beyſam-
men ſaſſen, und von dieſen und jenen diſcourirten,
ſagte der Lieutenant Horn zu dem Capitain:
Mein Herr, ich glaube ſie koͤnten uns allerſeits kein
groͤſſeres Vergnuͤgen machen, als wenn ſie ſich ge-
fallen lieſſen, einige, ihnen auf dero vielen Reiſen
gehabte Avanturen zu erzehlen, welche gewiß nicht
anders, als ſonderbar ſeyn koͤnnen, mich wenigſtens
wuͤrden ſie damit ſehr obligiren/ woferne es anders,
ſeiten ihrer, ohne Verdruß geſchehen kan.

Der Capitain gab laͤchelnd zur Antwort: Sie
bitten mich um etwas, mein Herr, das ich ſelbſten
an ſie wuͤrde gebracht haben, weiln ich gewiſſer
Urſachen wegen ſchon 2. biß drey Tage darzu di-
ſponirt
geweſen, will mir alſo ein geneigtes Gehoͤr
von ihnen ausgebethen haben, und meine Erzaͤhlung
gleich anfangen, ſo bald Monſ. Plager und Har-
ckert
unſere Geſellſchafft verſtaͤrckt haben. Litz-
berg,
welchem ſo wohl als mir Zeit und Weile
lang wurde, etwas erzehlen zu hoͤren, lieff ſtracks
fort, beyde zu ruffen, deren der erſte ein Uhrmacher
etliche 30. Jahr alt, der andere ein Poſamentirer,
von etwa 23. Jahren/ und beydes Leute ſehr feines
Anſehens waren. Kaum hatten ſich dieſelben ein-
geſtellet, da ſich der Capitain zwiſchen uns einſetzte,
und die Erzehlung ſeiner Geſchichte ſolgender maſſen
anfing.

Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0041" n="29"/>
        <p>Eines Tages, da der <hi rendition="#aq">Capitain,</hi> der Schiff-<hi rendition="#aq">Lieu-<lb/>
tenant Horn, Johann Ferdinand Kramer,</hi> ein gar<lb/>
ge&#x017F;chickter <hi rendition="#aq">Chirurgus,</hi> von 28. biß 29. Jahren,<lb/><hi rendition="#aq">Friedrich Litzberg,</hi> ein artiger Men&#x017F;ch von etwa<lb/>
28. Jahren, der &#x017F;ich vor einen <hi rendition="#aq">Mathematicum</hi> aus-<lb/>
gab, und ich an einem bequemlichen Orthe bey&#x017F;am-<lb/>
men &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en, und von die&#x017F;en und jenen <hi rendition="#aq">di&#x017F;courirt</hi>en,<lb/>
&#x017F;agte der <hi rendition="#aq">Lieutenant Horn</hi> zu dem <hi rendition="#aq">Capitain:</hi><lb/>
Mein Herr, ich glaube &#x017F;ie ko&#x0364;nten uns aller&#x017F;eits kein<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eres Vergnu&#x0364;gen machen, als wenn &#x017F;ie &#x017F;ich ge-<lb/>
fallen lie&#x017F;&#x017F;en, einige, ihnen auf dero vielen Rei&#x017F;en<lb/>
gehabte <hi rendition="#aq">Avantur</hi>en zu erzehlen, welche gewiß nicht<lb/>
anders, als &#x017F;onderbar &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, mich wenig&#x017F;tens<lb/>
wu&#x0364;rden &#x017F;ie damit &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">obligir</hi>en/ woferne es anders,<lb/>
&#x017F;eiten ihrer, ohne Verdruß ge&#x017F;chehen kan.</p><lb/>
        <p>Der <hi rendition="#aq">Capitain</hi> gab la&#x0364;chelnd zur Antwort: Sie<lb/>
bitten mich um etwas, mein Herr, das ich &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
an &#x017F;ie wu&#x0364;rde gebracht haben, weiln ich gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Ur&#x017F;achen wegen &#x017F;chon 2. biß drey Tage darzu <hi rendition="#aq">di-<lb/>
&#x017F;ponirt</hi> gewe&#x017F;en, will mir al&#x017F;o ein geneigtes Geho&#x0364;r<lb/>
von ihnen ausgebethen haben, und meine Erza&#x0364;hlung<lb/>
gleich anfangen, &#x017F;o bald <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Plager</hi> und <hi rendition="#aq">Har-<lb/>
ckert</hi> un&#x017F;ere Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft ver&#x017F;ta&#x0364;rckt haben. <hi rendition="#aq">Litz-<lb/>
berg,</hi> welchem &#x017F;o wohl als mir Zeit und Weile<lb/>
lang wurde, etwas erzehlen zu ho&#x0364;ren, lieff &#x017F;tracks<lb/>
fort, beyde zu ruffen, deren der er&#x017F;te ein Uhrmacher<lb/>
etliche 30. Jahr alt, der andere ein <hi rendition="#aq">Po&#x017F;amentirer,</hi><lb/>
von etwa 23. Jahren/ und beydes Leute &#x017F;ehr feines<lb/>
An&#x017F;ehens waren. Kaum hatten &#x017F;ich die&#x017F;elben ein-<lb/>
ge&#x017F;tellet, da &#x017F;ich der <hi rendition="#aq">Capitain</hi> zwi&#x017F;chen uns ein&#x017F;etzte,<lb/>
und die Erzehlung &#x017F;einer Ge&#x017F;chichte &#x017F;olgender ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
anfing.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0041] Eines Tages, da der Capitain, der Schiff-Lieu- tenant Horn, Johann Ferdinand Kramer, ein gar geſchickter Chirurgus, von 28. biß 29. Jahren, Friedrich Litzberg, ein artiger Menſch von etwa 28. Jahren, der ſich vor einen Mathematicum aus- gab, und ich an einem bequemlichen Orthe beyſam- men ſaſſen, und von dieſen und jenen diſcourirten, ſagte der Lieutenant Horn zu dem Capitain: Mein Herr, ich glaube ſie koͤnten uns allerſeits kein groͤſſeres Vergnuͤgen machen, als wenn ſie ſich ge- fallen lieſſen, einige, ihnen auf dero vielen Reiſen gehabte Avanturen zu erzehlen, welche gewiß nicht anders, als ſonderbar ſeyn koͤnnen, mich wenigſtens wuͤrden ſie damit ſehr obligiren/ woferne es anders, ſeiten ihrer, ohne Verdruß geſchehen kan. Der Capitain gab laͤchelnd zur Antwort: Sie bitten mich um etwas, mein Herr, das ich ſelbſten an ſie wuͤrde gebracht haben, weiln ich gewiſſer Urſachen wegen ſchon 2. biß drey Tage darzu di- ſponirt geweſen, will mir alſo ein geneigtes Gehoͤr von ihnen ausgebethen haben, und meine Erzaͤhlung gleich anfangen, ſo bald Monſ. Plager und Har- ckert unſere Geſellſchafft verſtaͤrckt haben. Litz- berg, welchem ſo wohl als mir Zeit und Weile lang wurde, etwas erzehlen zu hoͤren, lieff ſtracks fort, beyde zu ruffen, deren der erſte ein Uhrmacher etliche 30. Jahr alt, der andere ein Poſamentirer, von etwa 23. Jahren/ und beydes Leute ſehr feines Anſehens waren. Kaum hatten ſich dieſelben ein- geſtellet, da ſich der Capitain zwiſchen uns einſetzte, und die Erzehlung ſeiner Geſchichte ſolgender maſſen anfing. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/41
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/41>, abgerufen am 20.04.2024.