Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

frischer recht verzweiffelter Wuth zu Leibe gehet.
Die Meinigen löfen ihre Canonen in gemessener
Weite noch zweymal kurtz auf einander gegen den
Barbar, und helffen es endlich dahin bringen, daß
derselbe von dem Holländer nach einem rasenden
Gefechte vollends gäntzlich überwunden, dessen
Schiff aber mit allen darauf befindlichen Gefan-
genen an die wüste und unbenahmte Jnsul geführet
wird.

Der Hauptmann nebst den übrigen Herren des
Holländischen Schiffs können kaum die Zeit erwar-
ten, biß sie Gelegenheit haben, meinen Kindern,
als ihren tapffern Lebens-Erretiern, ihre danck-
bare Erkänntlichkeit so wohl mit Worten als in
der That zu bezeugen, erstaunen aber nicht wenig,
als sie dieselben in so geringer Anzahl und von so
wenigen Kräfften antreffen, erkennen derohalben
gleich, daß der kühne Vorsatz nebst einer geschickten
und glücklich ausgeschlagenen List das beste bey der
Sache gethan hätten.

Nichts destoweniner biethen die guten Leute den
Meinigen die Helffte von allen eroberten Gut und
Geldern an, weil aber dieselben ausser einigen ge-
ringen Sachen sonsten kein ander Andencken we-
gen des Streits und der Holländer Höflichkeit an-
nehmen wollen; werden die letzten in noch weit
grössere Verwunderung gesetzt, indem sich die ih-
nen zugetheilte Beute höher als 12000. Thlr. belaus-
fen hatte.

Jmmittelst da die Holländer sich genöthiget se-
hen, zu völliger Ausbesserung ihres Schiffs, wenig-
stens 14. Tage auf selbiger Jnsul stille zu liegen,

be-

friſcher recht verzweiffelter Wuth zu Leibe gehet.
Die Meinigen loͤfen ihre Canonen in gemeſſener
Weite noch zweymal kurtz auf einander gegen den
Barbar, und helffen es endlich dahin bringen, daß
derſelbe von dem Hollaͤnder nach einem raſenden
Gefechte vollends gaͤntzlich uͤberwunden, deſſen
Schiff aber mit allen darauf befindlichen Gefan-
genen an die wuͤſte und unbenahmte Jnſul gefuͤhret
wird.

Der Hauptmann nebſt den uͤbrigen Herren des
Hollaͤndiſchen Schiffs koͤnnen kaum die Zeit erwar-
ten, biß ſie Gelegenheit haben, meinen Kindern,
als ihren tapffern Lebens-Erretiern, ihre danck-
bare Erkaͤnntlichkeit ſo wohl mit Worten als in
der That zu bezeugen, erſtaunen aber nicht wenig,
als ſie dieſelben in ſo geringer Anzahl und von ſo
wenigen Kraͤfften antreffen, erkennen derohalben
gleich, daß der kuͤhne Vorſatz nebſt einer geſchickten
und gluͤcklich ausgeſchlagenen Liſt das beſte bey der
Sache gethan haͤtten.

Nichts deſtoweniner biethen die guten Leute den
Meinigen die Helffte von allen eroberten Gut und
Geldern an, weil aber dieſelben auſſer einigen ge-
ringen Sachen ſonſten kein ander Andencken we-
gen des Streits und der Hollaͤnder Hoͤflichkeit an-
nehmen wollen; werden die letzten in noch weit
groͤſſere Verwunderung geſetzt, indem ſich die ih-
nen zugetheilte Beute hoͤher als 12000. Thlr. belauſ-
fen hatte.

Jmmittelſt da die Hollaͤnder ſich genoͤthiget ſe-
hen, zu voͤlliger Ausbeſſerung ihres Schiffs, wenig-
ſtens 14. Tage auf ſelbiger Jnſul ſtille zu liegen,

be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0393" n="379"/>
fri&#x017F;cher recht verzweiffelter Wuth zu Leibe gehet.<lb/>
Die Meinigen lo&#x0364;fen ihre Canonen in geme&#x017F;&#x017F;ener<lb/>
Weite noch zweymal kurtz auf einander gegen den<lb/>
Barbar, und helffen es endlich dahin bringen, daß<lb/>
der&#x017F;elbe von dem Holla&#x0364;nder nach einem ra&#x017F;enden<lb/>
Gefechte vollends ga&#x0364;ntzlich u&#x0364;berwunden, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schiff aber mit allen darauf befindlichen Gefan-<lb/>
genen an die wu&#x0364;&#x017F;te und unbenahmte Jn&#x017F;ul gefu&#x0364;hret<lb/>
wird.</p><lb/>
        <p>Der Hauptmann neb&#x017F;t den u&#x0364;brigen Herren des<lb/>
Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Schiffs ko&#x0364;nnen kaum die Zeit erwar-<lb/>
ten, biß &#x017F;ie Gelegenheit haben, meinen Kindern,<lb/>
als ihren tapffern Lebens-Erretiern, ihre danck-<lb/>
bare Erka&#x0364;nntlichkeit &#x017F;o wohl mit Worten als in<lb/>
der That zu bezeugen, er&#x017F;taunen aber nicht wenig,<lb/>
als &#x017F;ie die&#x017F;elben in &#x017F;o geringer Anzahl und von &#x017F;o<lb/>
wenigen Kra&#x0364;fften antreffen, erkennen derohalben<lb/>
gleich, daß der ku&#x0364;hne Vor&#x017F;atz neb&#x017F;t einer ge&#x017F;chickten<lb/>
und glu&#x0364;cklich ausge&#x017F;chlagenen Li&#x017F;t das be&#x017F;te bey der<lb/>
Sache gethan ha&#x0364;tten.</p><lb/>
        <p>Nichts de&#x017F;toweniner biethen die guten Leute den<lb/>
Meinigen die Helffte von allen eroberten Gut und<lb/>
Geldern an, weil aber die&#x017F;elben au&#x017F;&#x017F;er einigen ge-<lb/>
ringen Sachen &#x017F;on&#x017F;ten kein ander Andencken we-<lb/>
gen des Streits und der Holla&#x0364;nder Ho&#x0364;flichkeit an-<lb/>
nehmen wollen; werden die letzten in noch weit<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Verwunderung ge&#x017F;etzt, indem &#x017F;ich die ih-<lb/>
nen zugetheilte Beute ho&#x0364;her als 12000. Thlr. belau&#x017F;-<lb/>
fen hatte.</p><lb/>
        <p>Jmmittel&#x017F;t da die Holla&#x0364;nder &#x017F;ich geno&#x0364;thiget &#x017F;e-<lb/>
hen, zu vo&#x0364;lliger Ausbe&#x017F;&#x017F;erung ihres Schiffs, wenig-<lb/>
&#x017F;tens 14. Tage auf &#x017F;elbiger Jn&#x017F;ul &#x017F;tille zu liegen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0393] friſcher recht verzweiffelter Wuth zu Leibe gehet. Die Meinigen loͤfen ihre Canonen in gemeſſener Weite noch zweymal kurtz auf einander gegen den Barbar, und helffen es endlich dahin bringen, daß derſelbe von dem Hollaͤnder nach einem raſenden Gefechte vollends gaͤntzlich uͤberwunden, deſſen Schiff aber mit allen darauf befindlichen Gefan- genen an die wuͤſte und unbenahmte Jnſul gefuͤhret wird. Der Hauptmann nebſt den uͤbrigen Herren des Hollaͤndiſchen Schiffs koͤnnen kaum die Zeit erwar- ten, biß ſie Gelegenheit haben, meinen Kindern, als ihren tapffern Lebens-Erretiern, ihre danck- bare Erkaͤnntlichkeit ſo wohl mit Worten als in der That zu bezeugen, erſtaunen aber nicht wenig, als ſie dieſelben in ſo geringer Anzahl und von ſo wenigen Kraͤfften antreffen, erkennen derohalben gleich, daß der kuͤhne Vorſatz nebſt einer geſchickten und gluͤcklich ausgeſchlagenen Liſt das beſte bey der Sache gethan haͤtten. Nichts deſtoweniner biethen die guten Leute den Meinigen die Helffte von allen eroberten Gut und Geldern an, weil aber dieſelben auſſer einigen ge- ringen Sachen ſonſten kein ander Andencken we- gen des Streits und der Hollaͤnder Hoͤflichkeit an- nehmen wollen; werden die letzten in noch weit groͤſſere Verwunderung geſetzt, indem ſich die ih- nen zugetheilte Beute hoͤher als 12000. Thlr. belauſ- fen hatte. Jmmittelſt da die Hollaͤnder ſich genoͤthiget ſe- hen, zu voͤlliger Ausbeſſerung ihres Schiffs, wenig- ſtens 14. Tage auf ſelbiger Jnſul ſtille zu liegen, be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/393
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/393>, abgerufen am 17.05.2024.