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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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diese ihre Versäumniß zu bereuen, denn ehe noch
diese 8. Tagen vergehen, fällt abermahls ein solches
Sturm-Wetter ein, welches das vorige an Grau-
samkeit noch weit übertrifft, da aber auch dessen
4. tägige Wuth mit einer angenehmen und stillen
Witterung verwechselt wird, hören sie eines Mor-
gens früh noch in der Demmerung ein plötzliches
Donnern des groben und kleinen Geschützes auf der
See, und zwar, aller Muthmassungen nach, gantz
nahe an ihrer wüsten Jnsul. Es ist leicht zu
glauben, daß ihnen sehr bange um die Hertzen müsse
gewesen seyn, zumahlen da sie bey völlig herein bre-
chenden Sonnen-Lichte gewahr werden, daß ein mit
Holländischen Flaggen bestecktes Schiff von zwey-
en Barbarischen Schiffen angefochten und bestrit-
ten wird, der Holländer wehret sich dermassen, daß
der eine Barbar gegen Mittag zu Grunde sincken
muß, nichts desto weniger setzet ihm der letztere so
grausam zu, daß bald hernach der Holländer in letz-
ten Zügen zu liegen scheinet.

Bey solchen gefährlichen Umständen vermercken
Amias, Robert, Jacob und Simon, daß sie nebst
den Jhrigen ebenfalls entdeckt und verlohren gehen
würden, daferne der Holländer das Unglück haben
solte, unten zu liegen, fassen derowegen einen jäh-
lingen und verzweiffelten Entschluß, begeben sich
mit Sack und Pack in ihr mit 8. Canonen besetztes
Schiff, schlupffen aus dem kleinen Hafen heraus,
gehen dem Barbar in Rücken, und geben zwey-
mahl tüchtig Feuer auf denselben, weßwegen dieser
in entsetzlichen Schrecken geräth, der Holländer
aber neuen Muth bekömmt, und seinen Feind|mit

frischer

dieſe ihre Verſaͤumniß zu bereuen, denn ehe noch
dieſe 8. Tagen vergehen, faͤllt abermahls ein ſolches
Sturm-Wetter ein, welches das vorige an Grau-
ſamkeit noch weit uͤbertrifft, da aber auch deſſen
4. taͤgige Wuth mit einer angenehmen und ſtillen
Witterung verwechſelt wird, hoͤren ſie eines Mor-
gens fruͤh noch in der Demmerung ein ploͤtzliches
Donnern des groben und kleinen Geſchuͤtzes auf der
See, und zwar, aller Muthmaſſungen nach, gantz
nahe an ihrer wuͤſten Jnſul. Es iſt leicht zu
glauben, daß ihnen ſehr bange um die Hertzen muͤſſe
geweſen ſeyn, zumahlen da ſie bey voͤllig herein bre-
chenden Sonnen-Lichte gewahr werden, daß ein mit
Hollaͤndiſchen Flaggen beſtecktes Schiff von zwey-
en Barbariſchen Schiffen angefochten und beſtrit-
ten wird, der Hollaͤnder wehret ſich dermaſſen, daß
der eine Barbar gegen Mittag zu Grunde ſincken
muß, nichts deſto weniger ſetzet ihm der letztere ſo
grauſam zu, daß bald hernach der Hollaͤnder in letz-
ten Zuͤgen zu liegen ſcheinet.

Bey ſolchen gefaͤhrlichen Umſtaͤnden vermercken
Amias, Robert, Jacob und Simon, daß ſie nebſt
den Jhrigen ebenfalls entdeckt und verlohren gehen
wuͤrden, daferne der Hollaͤnder das Ungluͤck haben
ſolte, unten zu liegen, faſſen derowegen einen jaͤh-
lingen und verzweiffelten Entſchluß, begeben ſich
mit Sack und Pack in ihr mit 8. Canonen beſetztes
Schiff, ſchlupffen aus dem kleinen Hafen heraus,
gehen dem Barbar in Ruͤcken, und geben zwey-
mahl tuͤchtig Feuer auf denſelben, weßwegen dieſer
in entſetzlichen Schrecken geraͤth, der Hollaͤnder
aber neuen Muth bekoͤmmt, und ſeinen Feind|mit

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[378/0392] dieſe ihre Verſaͤumniß zu bereuen, denn ehe noch dieſe 8. Tagen vergehen, faͤllt abermahls ein ſolches Sturm-Wetter ein, welches das vorige an Grau- ſamkeit noch weit uͤbertrifft, da aber auch deſſen 4. taͤgige Wuth mit einer angenehmen und ſtillen Witterung verwechſelt wird, hoͤren ſie eines Mor- gens fruͤh noch in der Demmerung ein ploͤtzliches Donnern des groben und kleinen Geſchuͤtzes auf der See, und zwar, aller Muthmaſſungen nach, gantz nahe an ihrer wuͤſten Jnſul. Es iſt leicht zu glauben, daß ihnen ſehr bange um die Hertzen muͤſſe geweſen ſeyn, zumahlen da ſie bey voͤllig herein bre- chenden Sonnen-Lichte gewahr werden, daß ein mit Hollaͤndiſchen Flaggen beſtecktes Schiff von zwey- en Barbariſchen Schiffen angefochten und beſtrit- ten wird, der Hollaͤnder wehret ſich dermaſſen, daß der eine Barbar gegen Mittag zu Grunde ſincken muß, nichts deſto weniger ſetzet ihm der letztere ſo grauſam zu, daß bald hernach der Hollaͤnder in letz- ten Zuͤgen zu liegen ſcheinet. Bey ſolchen gefaͤhrlichen Umſtaͤnden vermercken Amias, Robert, Jacob und Simon, daß ſie nebſt den Jhrigen ebenfalls entdeckt und verlohren gehen wuͤrden, daferne der Hollaͤnder das Ungluͤck haben ſolte, unten zu liegen, faſſen derowegen einen jaͤh- lingen und verzweiffelten Entſchluß, begeben ſich mit Sack und Pack in ihr mit 8. Canonen beſetztes Schiff, ſchlupffen aus dem kleinen Hafen heraus, gehen dem Barbar in Ruͤcken, und geben zwey- mahl tuͤchtig Feuer auf denſelben, weßwegen dieſer in entſetzlichen Schrecken geraͤth, der Hollaͤnder aber neuen Muth bekoͤmmt, und ſeinen Feind|mit friſcher

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/392>, abgerufen am 22.11.2024.