diese ihre Versäumniß zu bereuen, denn ehe noch diese 8. Tagen vergehen, fällt abermahls ein solches Sturm-Wetter ein, welches das vorige an Grau- samkeit noch weit übertrifft, da aber auch dessen 4. tägige Wuth mit einer angenehmen und stillen Witterung verwechselt wird, hören sie eines Mor- gens früh noch in der Demmerung ein plötzliches Donnern des groben und kleinen Geschützes auf der See, und zwar, aller Muthmassungen nach, gantz nahe an ihrer wüsten Jnsul. Es ist leicht zu glauben, daß ihnen sehr bange um die Hertzen müsse gewesen seyn, zumahlen da sie bey völlig herein bre- chenden Sonnen-Lichte gewahr werden, daß ein mit Holländischen Flaggen bestecktes Schiff von zwey- en Barbarischen Schiffen angefochten und bestrit- ten wird, der Holländer wehret sich dermassen, daß der eine Barbar gegen Mittag zu Grunde sincken muß, nichts desto weniger setzet ihm der letztere so grausam zu, daß bald hernach der Holländer in letz- ten Zügen zu liegen scheinet.
Bey solchen gefährlichen Umständen vermercken Amias, Robert, Jacob und Simon, daß sie nebst den Jhrigen ebenfalls entdeckt und verlohren gehen würden, daferne der Holländer das Unglück haben solte, unten zu liegen, fassen derowegen einen jäh- lingen und verzweiffelten Entschluß, begeben sich mit Sack und Pack in ihr mit 8. Canonen besetztes Schiff, schlupffen aus dem kleinen Hafen heraus, gehen dem Barbar in Rücken, und geben zwey- mahl tüchtig Feuer auf denselben, weßwegen dieser in entsetzlichen Schrecken geräth, der Holländer aber neuen Muth bekömmt, und seinen Feind|mit
frischer
dieſe ihre Verſaͤumniß zu bereuen, denn ehe noch dieſe 8. Tagen vergehen, faͤllt abermahls ein ſolches Sturm-Wetter ein, welches das vorige an Grau- ſamkeit noch weit uͤbertrifft, da aber auch deſſen 4. taͤgige Wuth mit einer angenehmen und ſtillen Witterung verwechſelt wird, hoͤren ſie eines Mor- gens fruͤh noch in der Demmerung ein ploͤtzliches Donnern des groben und kleinen Geſchuͤtzes auf der See, und zwar, aller Muthmaſſungen nach, gantz nahe an ihrer wuͤſten Jnſul. Es iſt leicht zu glauben, daß ihnen ſehr bange um die Hertzen muͤſſe geweſen ſeyn, zumahlen da ſie bey voͤllig herein bre- chenden Sonnen-Lichte gewahr werden, daß ein mit Hollaͤndiſchen Flaggen beſtecktes Schiff von zwey- en Barbariſchen Schiffen angefochten und beſtrit- ten wird, der Hollaͤnder wehret ſich dermaſſen, daß der eine Barbar gegen Mittag zu Grunde ſincken muß, nichts deſto weniger ſetzet ihm der letztere ſo grauſam zu, daß bald hernach der Hollaͤnder in letz- ten Zuͤgen zu liegen ſcheinet.
Bey ſolchen gefaͤhrlichen Umſtaͤnden vermercken Amias, Robert, Jacob und Simon, daß ſie nebſt den Jhrigen ebenfalls entdeckt und verlohren gehen wuͤrden, daferne der Hollaͤnder das Ungluͤck haben ſolte, unten zu liegen, faſſen derowegen einen jaͤh- lingen und verzweiffelten Entſchluß, begeben ſich mit Sack und Pack in ihr mit 8. Canonen beſetztes Schiff, ſchlupffen aus dem kleinen Hafen heraus, gehen dem Barbar in Ruͤcken, und geben zwey- mahl tuͤchtig Feuer auf denſelben, weßwegen dieſer in entſetzlichen Schrecken geraͤth, der Hollaͤnder aber neuen Muth bekoͤmmt, und ſeinen Feind|mit
friſcher
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dieſe ihre Verſaͤumniß zu bereuen, denn ehe noch
dieſe 8. Tagen vergehen, faͤllt abermahls ein ſolches
Sturm-Wetter ein, welches das vorige an Grau-
ſamkeit noch weit uͤbertrifft, da aber auch deſſen
4. taͤgige Wuth mit einer angenehmen und ſtillen
Witterung verwechſelt wird, hoͤren ſie eines Mor-
gens fruͤh noch in der Demmerung ein ploͤtzliches
Donnern des groben und kleinen Geſchuͤtzes auf der
See, und zwar, aller Muthmaſſungen nach, gantz
nahe an ihrer wuͤſten Jnſul. Es iſt leicht zu
glauben, daß ihnen ſehr bange um die Hertzen muͤſſe
geweſen ſeyn, zumahlen da ſie bey voͤllig herein bre-
chenden Sonnen-Lichte gewahr werden, daß ein mit
Hollaͤndiſchen Flaggen beſtecktes Schiff von zwey-
en Barbariſchen Schiffen angefochten und beſtrit-
ten wird, der Hollaͤnder wehret ſich dermaſſen, daß
der eine Barbar gegen Mittag zu Grunde ſincken
muß, nichts deſto weniger ſetzet ihm der letztere ſo
grauſam zu, daß bald hernach der Hollaͤnder in letz-
ten Zuͤgen zu liegen ſcheinet.
Bey ſolchen gefaͤhrlichen Umſtaͤnden vermercken
Amias, Robert, Jacob und Simon, daß ſie nebſt
den Jhrigen ebenfalls entdeckt und verlohren gehen
wuͤrden, daferne der Hollaͤnder das Ungluͤck haben
ſolte, unten zu liegen, faſſen derowegen einen jaͤh-
lingen und verzweiffelten Entſchluß, begeben ſich
mit Sack und Pack in ihr mit 8. Canonen beſetztes
Schiff, ſchlupffen aus dem kleinen Hafen heraus,
gehen dem Barbar in Ruͤcken, und geben zwey-
mahl tuͤchtig Feuer auf denſelben, weßwegen dieſer
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aber neuen Muth bekoͤmmt, und ſeinen Feind|mit
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/392>, abgerufen am 22.11.2024.
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