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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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beschliessen die Meinigen anfänglich| auch, biß zu
deren Abfahrt allda zu verharren. Zumahlen, da
Amias gewahr wird, daß sich verschiedene, theils
noch gar junge, theils schon etwas ältere Frauens-
Personen unter ihnen befinden. Er sucht so wohl
als Robert, Jacob und Simon, mit selbigen ins
Gespräch zu kommen; doch der letztere ist am glück-
lichsten, indem er gleich andern Tages darauf, eine
von ermeldten Weibs-Bildern, hinter einem dicken
Gesträuche in der Einsamkeit höchst betrübt und
weinend antrifft. Schimmer erkundigt sich auf be-
sonders höfliche Weise, nach der Ursach ihres Be-
trübnisses, und erfährt so gleich, daß sie eine Wittbe
sey, deren Mann vor etwa 3. Monathen auf diesem
Schiffe auch in einem Streite mit den See-Räu-
bern todt geschossen worden, und die nebst ihrer
14. jährigen Stieff-Tochter zwar gern auf dem
Cap der guten Hoffnung ihres seel. Mannes hin-
terlassene Güter zu Gelde machen wolte, allein, sie
würde von einem auf diesem Holländischen Schiffe
befindlichen Kauffmanne d[er-] massen mit Liebe ge-
plagt, daß sie billig zu befürchten hätte, er wöchte
es mit seinem starcken Anhange und Geschencken
also listig zu karten trachten, daß sie sich endlich
gezwungener Weise an ihm ergeben müsse. Schim-
mer
stellet ihr vor, daß sie als eine annoch sehr jun-
ge Frau noch gar füglich zur andern Ehe schreiten,
und einen Mann, der sie zumahlen hefftig liebte,
glücklich machen könne; ob auch derselbe ihr eben
an Gütern und Vermögen nicht gleich sey; Allein
die betrübte Frau spricht: Jhr habt recht, mein
Herr! ich bin noch nicht veraltet, weil sich mein

gan-

beſchlieſſen die Meinigen anfaͤnglich| auch, biß zu
deren Abfahrt allda zu verharren. Zumahlen, da
Amias gewahr wird, daß ſich verſchiedene, theils
noch gar junge, theils ſchon etwas aͤltere Frauens-
Perſonen unter ihnen befinden. Er ſucht ſo wohl
als Robert, Jacob und Simon, mit ſelbigen ins
Geſpraͤch zu kommen; doch der letztere iſt am gluͤck-
lichſten, indem er gleich andern Tages darauf, eine
von ermeldten Weibs-Bildern, hinter einem dicken
Geſtraͤuche in der Einſamkeit hoͤchſt betruͤbt und
weinend antrifft. Schimmer erkundigt ſich auf be-
ſonders hoͤfliche Weiſe, nach der Urſach ihres Be-
truͤbniſſes, und erfaͤhrt ſo gleich, daß ſie eine Wittbe
ſey, deren Mann vor etwa 3. Monathen auf dieſem
Schiffe auch in einem Streite mit den See-Raͤu-
bern todt geſchoſſen worden, und die nebſt ihrer
14. jaͤhrigen Stieff-Tochter zwar gern auf dem
Cap der guten Hoffnung ihres ſeel. Mannes hin-
terlaſſene Guͤter zu Gelde machen wolte, allein, ſie
wuͤrde von einem auf dieſem Hollaͤndiſchen Schiffe
befindlichen Kauffmanne d[er-] maſſen mit Liebe ge-
plagt, daß ſie billig zu befuͤrchten haͤtte, er woͤchte
es mit ſeinem ſtarcken Anhange und Geſchencken
alſo liſtig zu karten trachten, daß ſie ſich endlich
gezwungener Weiſe an ihm ergeben muͤſſe. Schim-
mer
ſtellet ihr vor, daß ſie als eine annoch ſehr jun-
ge Frau noch gar fuͤglich zur andern Ehe ſchreiten,
und einen Mann, der ſie zumahlen hefftig liebte,
gluͤcklich machen koͤnne; ob auch derſelbe ihr eben
an Guͤtern und Vermoͤgen nicht gleich ſey; Allein
die betruͤbte Frau ſpricht: Jhr habt recht, mein
Herr! ich bin noch nicht veraltet, weil ſich mein

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[380/0394] beſchlieſſen die Meinigen anfaͤnglich| auch, biß zu deren Abfahrt allda zu verharren. Zumahlen, da Amias gewahr wird, daß ſich verſchiedene, theils noch gar junge, theils ſchon etwas aͤltere Frauens- Perſonen unter ihnen befinden. Er ſucht ſo wohl als Robert, Jacob und Simon, mit ſelbigen ins Geſpraͤch zu kommen; doch der letztere iſt am gluͤck- lichſten, indem er gleich andern Tages darauf, eine von ermeldten Weibs-Bildern, hinter einem dicken Geſtraͤuche in der Einſamkeit hoͤchſt betruͤbt und weinend antrifft. Schimmer erkundigt ſich auf be- ſonders hoͤfliche Weiſe, nach der Urſach ihres Be- truͤbniſſes, und erfaͤhrt ſo gleich, daß ſie eine Wittbe ſey, deren Mann vor etwa 3. Monathen auf dieſem Schiffe auch in einem Streite mit den See-Raͤu- bern todt geſchoſſen worden, und die nebſt ihrer 14. jaͤhrigen Stieff-Tochter zwar gern auf dem Cap der guten Hoffnung ihres ſeel. Mannes hin- terlaſſene Guͤter zu Gelde machen wolte, allein, ſie wuͤrde von einem auf dieſem Hollaͤndiſchen Schiffe befindlichen Kauffmanne der- maſſen mit Liebe ge- plagt, daß ſie billig zu befuͤrchten haͤtte, er woͤchte es mit ſeinem ſtarcken Anhange und Geſchencken alſo liſtig zu karten trachten, daß ſie ſich endlich gezwungener Weiſe an ihm ergeben muͤſſe. Schim- mer ſtellet ihr vor, daß ſie als eine annoch ſehr jun- ge Frau noch gar fuͤglich zur andern Ehe ſchreiten, und einen Mann, der ſie zumahlen hefftig liebte, gluͤcklich machen koͤnne; ob auch derſelbe ihr eben an Guͤtern und Vermoͤgen nicht gleich ſey; Allein die betruͤbte Frau ſpricht: Jhr habt recht, mein Herr! ich bin noch nicht veraltet, weil ſich mein gan-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/394>, abgerufen am 22.11.2024.