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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Weibs-Personen ausgefunden, eiligst wieder zu
ruck zu führen, giengen sie den 16ten Jan. um Mit-
tags-Zeit freudig unter Seegel, stiessen unter un-
zehligen Glück wünschungen von dieser Jnsul ab,
und wurden von uns Zurückbleibenden mit thrä-
nenden Augen und ängstlichen Gebärden so weit
begleitet, biß sie sich nach etlichen Stunden sammt
ihren Schiffe gäntzlich aus unsern Gesichte ver-
lohren.

Solchergestalt kehreten ich, David, und die
beyden Concordien zurück in unsere Behausung,
allwo Judith und meine jüngste Tochter Christina,
auf die kleinen 9. Kinder Achtung zu haben, ge-
blieben waren. Unser erstes war, so gleich sämmt-
lich auf die Knie meder zu fallen, und GOTT um
gnädige Erhaltung der Reisenden, wehmüthigst an-
zuflehen, welches nachhero Zeit ihrer Abwesenheit
alltäglich 3. mahl geschahe. David und ich liessen
es uns mitlerweile nicht wenig sauer werden, um
unsere übrigen Früchte und den Wein völlig einzu-
erndten, auch nachhero so viel Feld wiederum zu be-
stellen, als in unsern und der wohlgezogenen Affen
Vermögen stund. Die 3. Weiber aber durfften
vor nichts sorgen, als die Küche zu bestellen, und die
unmündigen Kinder mit Christinens Beyhülffe
wohl zu verpflegen.

Jedoch weil sich ein jeder leichtlich einbilden kan,
daß wir die Hände allerseits nicht werden in Schooß
geleget haben, und ich ohnedem schon viel von un-
serer gewöhnlichen Arbeit und Haußhaltungs-Art
gemeldet, so will voritzo nur erzehlen, wie es mei-
nen See-fahrenden Kindern ergangen. Selbige

hat
A a 4

Weibs-Perſonen ausgefunden, eiligſt wieder zu
ruck zu fuͤhren, giengen ſie den 16ten Jan. um Mit-
tags-Zeit freudig unter Seegel, ſtieſſen unter un-
zehligen Gluͤck wuͤnſchungen von dieſer Jnſul ab,
und wurden von uns Zuruͤckbleibenden mit thraͤ-
nenden Augen und aͤngſtlichen Gebaͤrden ſo weit
begleitet, biß ſie ſich nach etlichen Stunden ſammt
ihren Schiffe gaͤntzlich aus unſern Geſichte ver-
lohren.

Solchergeſtalt kehreten ich, David, und die
beyden Concordien zuruͤck in unſere Behauſung,
allwo Judith und meine juͤngſte Tochter Chriſtina,
auf die kleinen 9. Kinder Achtung zu haben, ge-
blieben waren. Unſer erſtes war, ſo gleich ſaͤmmt-
lich auf die Knie meder zu fallen, und GOTT um
gnaͤdige Erhaltung der Reiſenden, wehmuͤthigſt an-
zuflehen, welches nachhero Zeit ihrer Abweſenheit
alltaͤglich 3. mahl geſchahe. David und ich lieſſen
es uns mitlerweile nicht wenig ſauer werden, um
unſere uͤbrigen Fruͤchte und den Wein voͤllig einzu-
erndten, auch nachhero ſo viel Feld wiederum zu be-
ſtellen, als in unſern und der wohlgezogenen Affen
Vermoͤgen ſtund. Die 3. Weiber aber durfften
vor nichts ſorgen, als die Kuͤche zu beſtellen, und die
unmuͤndigen Kinder mit Chriſtinens Beyhuͤlffe
wohl zu verpflegen.

Jedoch weil ſich ein jeder leichtlich einbilden kan,
daß wir die Haͤnde allerſeits nicht werden in Schooß
geleget haben, und ich ohnedem ſchon viel von un-
ſerer gewoͤhnlichen Arbeit und Haußhaltungs-Art
gemeldet, ſo will voritzo nur erzehlen, wie es mei-
nen See-fahrenden Kindern ergangen. Selbige

hat
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[375/0389] Weibs-Perſonen ausgefunden, eiligſt wieder zu ruck zu fuͤhren, giengen ſie den 16ten Jan. um Mit- tags-Zeit freudig unter Seegel, ſtieſſen unter un- zehligen Gluͤck wuͤnſchungen von dieſer Jnſul ab, und wurden von uns Zuruͤckbleibenden mit thraͤ- nenden Augen und aͤngſtlichen Gebaͤrden ſo weit begleitet, biß ſie ſich nach etlichen Stunden ſammt ihren Schiffe gaͤntzlich aus unſern Geſichte ver- lohren. Solchergeſtalt kehreten ich, David, und die beyden Concordien zuruͤck in unſere Behauſung, allwo Judith und meine juͤngſte Tochter Chriſtina, auf die kleinen 9. Kinder Achtung zu haben, ge- blieben waren. Unſer erſtes war, ſo gleich ſaͤmmt- lich auf die Knie meder zu fallen, und GOTT um gnaͤdige Erhaltung der Reiſenden, wehmuͤthigſt an- zuflehen, welches nachhero Zeit ihrer Abweſenheit alltaͤglich 3. mahl geſchahe. David und ich lieſſen es uns mitlerweile nicht wenig ſauer werden, um unſere uͤbrigen Fruͤchte und den Wein voͤllig einzu- erndten, auch nachhero ſo viel Feld wiederum zu be- ſtellen, als in unſern und der wohlgezogenen Affen Vermoͤgen ſtund. Die 3. Weiber aber durfften vor nichts ſorgen, als die Kuͤche zu beſtellen, und die unmuͤndigen Kinder mit Chriſtinens Beyhuͤlffe wohl zu verpflegen. Jedoch weil ſich ein jeder leichtlich einbilden kan, daß wir die Haͤnde allerſeits nicht werden in Schooß geleget haben, und ich ohnedem ſchon viel von un- ſerer gewoͤhnlichen Arbeit und Haußhaltungs-Art gemeldet, ſo will voritzo nur erzehlen, wie es mei- nen See-fahrenden Kindern ergangen. Selbige hat A a 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/389>, abgerufen am 17.05.2024.