zublasen, wolten auch solches einsmahls, da ich in ih- re Gesellschafft gerieth, zu Wercke richten, allein das Blat wendete sich, indem ich noch bey Zeiten mein Seiten-Gewehr ergriff, zwey darnjeder stieß, 3. sehr starck verwundete, und nachhero ebenfalls sehr ver- wundet in Arrest kam.
Es wurde mir viel von harquebousiren vorge- schwatzt, derowegen stellete mich, ohngeacht meine Wunden bey nahe gäntzlich curiret waren, dennoch immer sehr kranck an, biß ich endlich des Nachts Gelegenheit nahm zu entfliehen, meine Kleider bey Regensburg mit einem armen Studioso zu verwech- seln, und unter dessen schwartzer Kleidung in ärmli- cher Gestalt glücklich durch, und biß in diejenige Mord-Grube des Thüringer Waldes zu kommen, allwo ich diesen jungen Engelländer aus seiner Mör- der Händen befreyen zu helffen das Glück hatte. Sehet also mein werther Herr, verfolgte Schimmer seine Rede, bey dergleichen Umständen will es sich nicht wol thun lassen, daß ich mich um hiesige Gegend lange aufhalte, oder meinen Nahmen kund mache, weil ich gar leicht den vor 5. Jahren erzürneten Für- sten, der seinen erstochenen Cavalier wol noch nicht vergessen hat, in die Hände fallen könte. Jn Det- mold aber, allwo meine Eltern seyn, will ich mich fin- den lassen, und bemühet leben meine Sachen an er- wehnten Fürstlichen Hofe auszumachen.
Habt ihr sonsten keine Furcht, versetzte hierauff der Priester, so will ich euch bey GOTT versi- chern, daß ihr um diese Gegend vor dergleichen Ge- fahr so sicher leben könnet, als in eurem Vaterlan-
de-
Z 4
zublaſen, wolten auch ſolches einsmahls, da ich in ih- re Geſellſchafft gerieth, zu Wercke richten, allein das Blat wendete ſich, indem ich noch bey Zeiten mein Seiten-Gewehr ergriff, zwey darnjeder ſtieß, 3. ſehr ſtarck verwundete, und nachhero ebenfalls ſehr ver- wundet in Arreſt kam.
Es wurde mir viel von harquebouſiren vorge- ſchwatzt, derowegen ſtellete mich, ohngeacht meine Wunden bey nahe gaͤntzlich curiret waren, dennoch immer ſehr kranck an, biß ich endlich des Nachts Gelegenheit nahm zu entfliehen, meine Kleider bey Regensburg mit einem armen Studioſo zu verwech- ſeln, und unter deſſen ſchwartzer Kleidung in aͤrmli- cher Geſtalt gluͤcklich durch, und biß in diejenige Mord-Grube des Thuͤringer Waldes zu kommen, allwo ich dieſen jungen Engellaͤnder aus ſeiner Moͤr- der Haͤnden befreyen zu helffen das Gluͤck hatte. Sehet alſo mein werther Herr, verfolgte Schimmer ſeine Rede, bey dergleichen Umſtaͤnden will es ſich nicht wol thun laſſen, daß ich mich um hieſige Gegend lange aufhalte, oder meinen Nahmen kund mache, weil ich gar leicht den vor 5. Jahren erzuͤrneten Fuͤr- ſten, der ſeinen erſtochenen Cavalier wol noch nicht vergeſſen hat, in die Haͤnde fallen koͤnte. Jn Det- mold aber, allwo meine Eltern ſeyn, will ich mich fin- den laſſen, und bemuͤhet leben meine Sachen an er- wehnten Fuͤrſtlichen Hofe auszumachen.
Habt ihr ſonſten keine Furcht, verſetzte hierauff der Prieſter, ſo will ich euch bey GOTT verſi- chern, daß ihr um dieſe Gegend vor dergleichen Ge- fahr ſo ſicher leben koͤnnet, als in eurem Vaterlan-
de-
Z 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0373"n="359"/>
zublaſen, wolten auch ſolches einsmahls, da ich in ih-<lb/>
re Geſellſchafft gerieth, zu Wercke richten, allein das<lb/>
Blat wendete ſich, indem ich noch bey Zeiten mein<lb/>
Seiten-Gewehr ergriff, zwey darnjeder ſtieß, 3. ſehr<lb/>ſtarck verwundete, und nachhero ebenfalls ſehr ver-<lb/>
wundet in <hirendition="#aq">Arreſt</hi> kam.</p><lb/><p>Es wurde mir viel von <hirendition="#aq">harquebouſir</hi>en vorge-<lb/>ſchwatzt, derowegen ſtellete mich, ohngeacht meine<lb/>
Wunden bey nahe gaͤntzlich <hirendition="#aq">curir</hi>et waren, dennoch<lb/>
immer ſehr kranck an, biß ich endlich des Nachts<lb/>
Gelegenheit nahm zu entfliehen, meine Kleider bey<lb/>
Regensburg mit einem armen <hirendition="#aq">Studioſo</hi> zu verwech-<lb/>ſeln, und unter deſſen ſchwartzer Kleidung in aͤrmli-<lb/>
cher Geſtalt gluͤcklich durch, und biß in diejenige<lb/>
Mord-Grube des Thuͤringer Waldes zu kommen,<lb/>
allwo ich dieſen jungen Engellaͤnder aus ſeiner Moͤr-<lb/>
der Haͤnden befreyen zu helffen das Gluͤck hatte.<lb/>
Sehet alſo mein werther Herr, verfolgte Schimmer<lb/>ſeine Rede, bey dergleichen Umſtaͤnden will es ſich<lb/>
nicht wol thun laſſen, daß ich mich um hieſige Gegend<lb/>
lange aufhalte, oder meinen Nahmen kund mache,<lb/>
weil ich gar leicht den vor 5. Jahren erzuͤrneten Fuͤr-<lb/>ſten, der ſeinen erſtochenen <hirendition="#aq">Cavalier</hi> wol noch nicht<lb/>
vergeſſen hat, in die Haͤnde fallen koͤnte. Jn Det-<lb/>
mold aber, allwo meine Eltern ſeyn, will ich mich fin-<lb/>
den laſſen, und bemuͤhet leben meine Sachen an er-<lb/>
wehnten Fuͤrſtlichen Hofe auszumachen.</p><lb/><p>Habt ihr ſonſten keine Furcht, verſetzte hierauff<lb/>
der Prieſter, ſo will ich euch bey GOTT verſi-<lb/>
chern, daß ihr um dieſe Gegend vor dergleichen Ge-<lb/>
fahr ſo ſicher leben koͤnnet, als in eurem Vaterlan-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">de-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[359/0373]
zublaſen, wolten auch ſolches einsmahls, da ich in ih-
re Geſellſchafft gerieth, zu Wercke richten, allein das
Blat wendete ſich, indem ich noch bey Zeiten mein
Seiten-Gewehr ergriff, zwey darnjeder ſtieß, 3. ſehr
ſtarck verwundete, und nachhero ebenfalls ſehr ver-
wundet in Arreſt kam.
Es wurde mir viel von harquebouſiren vorge-
ſchwatzt, derowegen ſtellete mich, ohngeacht meine
Wunden bey nahe gaͤntzlich curiret waren, dennoch
immer ſehr kranck an, biß ich endlich des Nachts
Gelegenheit nahm zu entfliehen, meine Kleider bey
Regensburg mit einem armen Studioſo zu verwech-
ſeln, und unter deſſen ſchwartzer Kleidung in aͤrmli-
cher Geſtalt gluͤcklich durch, und biß in diejenige
Mord-Grube des Thuͤringer Waldes zu kommen,
allwo ich dieſen jungen Engellaͤnder aus ſeiner Moͤr-
der Haͤnden befreyen zu helffen das Gluͤck hatte.
Sehet alſo mein werther Herr, verfolgte Schimmer
ſeine Rede, bey dergleichen Umſtaͤnden will es ſich
nicht wol thun laſſen, daß ich mich um hieſige Gegend
lange aufhalte, oder meinen Nahmen kund mache,
weil ich gar leicht den vor 5. Jahren erzuͤrneten Fuͤr-
ſten, der ſeinen erſtochenen Cavalier wol noch nicht
vergeſſen hat, in die Haͤnde fallen koͤnte. Jn Det-
mold aber, allwo meine Eltern ſeyn, will ich mich fin-
den laſſen, und bemuͤhet leben meine Sachen an er-
wehnten Fuͤrſtlichen Hofe auszumachen.
Habt ihr ſonſten keine Furcht, verſetzte hierauff
der Prieſter, ſo will ich euch bey GOTT verſi-
chern, daß ihr um dieſe Gegend vor dergleichen Ge-
fahr ſo ſicher leben koͤnnet, als in eurem Vaterlan-
de-
Z 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/373>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.