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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Wirth, Wetter- und Windes wegen, alle Schaus-
Löcher hatte zunageln, und bey hellem Tage Wachs-
Lichter anzünden lassen, so konten wir bey so vielen
Lustreichen Zeitvertreibungen nicht gewahr werden,
ob es Tag oder Nacht sey, biß die Sonne albereit
vor 2. oder 3. Stunden untergegangen war. Mir
kam es endlich sehr bedencklich vor, daß unsere Manns-
Personen einander den Wein ungewöhnlich starck
zutrancken, auch daß die beyden Frantzösischen Da-
men
fast so gut mit sauffen konten als das Manns-
Volck. Derowegen gab ich meiner Schwester ei-
nen Winck, welche sogleich folgete, und mit mir auf
das Oberdeck hinauff stieg, da wir denn, zu unser
beyder grösten Mißvergnügen, einen schwartz ge-
wölckten Himmel, nebst annoch anhaltenden star-
cken Regen, um unser Schiff herum lauter schäu-
mende Wellen entsetzlich, von ferne aber, den Glantz
eines kleinen Lichts gewahr wurden.

Es wurde gleich verabredet unsern Verdruß zu
verbergen, derowegen fieng meine Schwester, so
bald wir wieder zur andern Gesellschafft kamen, nur
dieses zu sagen an: Hilff Himmel, meine Freun-
de! es ist allbereits Mitternacht. Wenn wollen
wir wieder nach Middelburg kommen? und was
werden unsere Eltern sagen? Gebet euch zufrieden,
meine Schwestern, antwortete unser Bruder Wil-
liam,
ich will bey den Eltern alles verantworten, fol-
get nur meinem Beyspiele, und lasset euch von euren
Liebhabern also umarmen, wie ich diesen meinen
Hertzens-Schatz umarme. Zu gleicher Zeit nahm
er die Margarithe vom Stuhle, und setzte sie auf

seinen

Wirth, Wetter- und Windes wegen, alle Schaus-
Loͤcher hatte zunageln, und bey hellem Tage Wachs-
Lichter anzuͤnden laſſen, ſo konten wir bey ſo vielen
Luſtreichen Zeitvertreibungen nicht gewahr werden,
ob es Tag oder Nacht ſey, biß die Sonne albereit
vor 2. oder 3. Stunden untergegangen war. Mir
kam es endlich ſehr bedencklich vor, daß unſere Mañs-
Perſonen einander den Wein ungewoͤhnlich ſtarck
zutrancken, auch daß die beyden Frantzoͤſiſchen Da-
men
faſt ſo gut mit ſauffen konten als das Manns-
Volck. Derowegen gab ich meiner Schweſter ei-
nen Winck, welche ſogleich folgete, und mit mir auf
das Oberdeck hinauff ſtieg, da wir denn, zu unſer
beyder groͤſten Mißvergnuͤgen, einen ſchwartz ge-
woͤlckten Himmel, nebſt annoch anhaltenden ſtar-
cken Regen, um unſer Schiff herum lauter ſchaͤu-
mende Wellen entſetzlich, von ferne aber, den Glantz
eines kleinen Lichts gewahr wurden.

Es wurde gleich verabredet unſern Verdruß zu
verbergen, derowegen fieng meine Schweſter, ſo
bald wir wieder zur andern Geſellſchafft kamen, nur
dieſes zu ſagen an: Hilff Himmel, meine Freun-
de! es iſt allbereits Mitternacht. Wenn wollen
wir wieder nach Middelburg kommen? und was
werden unſere Eltern ſagen? Gebet euch zufrieden,
meine Schweſtern, antwortete unſer Bruder Wil-
liam,
ich will bey den Eltern alles verantworten, fol-
get nur meinem Beyſpiele, und laſſet euch von euren
Liebhabern alſo umarmen, wie ich dieſen meinen
Hertzens-Schatz umarme. Zu gleicher Zeit nahm
er die Margarithe vom Stuhle, und ſetzte ſie auf

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[318/0332] Wirth, Wetter- und Windes wegen, alle Schaus- Loͤcher hatte zunageln, und bey hellem Tage Wachs- Lichter anzuͤnden laſſen, ſo konten wir bey ſo vielen Luſtreichen Zeitvertreibungen nicht gewahr werden, ob es Tag oder Nacht ſey, biß die Sonne albereit vor 2. oder 3. Stunden untergegangen war. Mir kam es endlich ſehr bedencklich vor, daß unſere Mañs- Perſonen einander den Wein ungewoͤhnlich ſtarck zutrancken, auch daß die beyden Frantzoͤſiſchen Da- men faſt ſo gut mit ſauffen konten als das Manns- Volck. Derowegen gab ich meiner Schweſter ei- nen Winck, welche ſogleich folgete, und mit mir auf das Oberdeck hinauff ſtieg, da wir denn, zu unſer beyder groͤſten Mißvergnuͤgen, einen ſchwartz ge- woͤlckten Himmel, nebſt annoch anhaltenden ſtar- cken Regen, um unſer Schiff herum lauter ſchaͤu- mende Wellen entſetzlich, von ferne aber, den Glantz eines kleinen Lichts gewahr wurden. Es wurde gleich verabredet unſern Verdruß zu verbergen, derowegen fieng meine Schweſter, ſo bald wir wieder zur andern Geſellſchafft kamen, nur dieſes zu ſagen an: Hilff Himmel, meine Freun- de! es iſt allbereits Mitternacht. Wenn wollen wir wieder nach Middelburg kommen? und was werden unſere Eltern ſagen? Gebet euch zufrieden, meine Schweſtern, antwortete unſer Bruder Wil- liam, ich will bey den Eltern alles verantworten, fol- get nur meinem Beyſpiele, und laſſet euch von euren Liebhabern alſo umarmen, wie ich dieſen meinen Hertzens-Schatz umarme. Zu gleicher Zeit nahm er die Margarithe vom Stuhle, und ſetzte ſie auf ſeinen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/332>, abgerufen am 24.11.2024.