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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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wie denn auch die Boots-Leute in solche Lieberey ge-
kleidet waren, dergleichen de la Marck und Witt
ihren Bedienten zu geben pflegten. Ehe wir uns
hierüber sattsam verwundern konten, wurde die
Gesellschafft durch Ankunfft noch |zweyer Damen,
und eines wohlgekleideten jungen Menschen ver-
stärckt, welchen mein Bruder William, auf gehei-
mes Befragen, vor einen Frantzösischen jungen
Edelmann Nahmens Henry de Frontignan, das
eine Frauenzimmer aber, vor seine Schwester Mar-
garithe,
und die andere vor dessen Liebste Antonia
de Beziers
ausgab. Meine Schwester und ich
hatten gar keine Ursach an unsers Bruders Bericht
zu zweiffeln, liessen uns derowegen gar bald mit die-
sen schönen Damen ins Gespräche ein, und fanden
dieselben so wohl, als den vermeynten Frantzösischen
Edelmann, von gantz besonderer Klugheit und Be-
redsamkeit.

Es war angestellet, daß wir auf dem Ober-Deck
des Schiffs in freyer Lufft speisen solten, da aber
ein in Seeland nicht ungewöhnlicher Regen ein-
fiel, muste dieses unter dem Verdeck geschehen.
Mein Bruder that den Vorschlag, was massen es
uns allen zu weit grössern Vergnügen gereichen
würde, wenn uns unser Wirth bey so guten Winde
eine Meile oder etwas weiter in die See, und gegen
Abend wieder zurück führen liesse, welches denn nie-
manden von der Gesellschafft zuwider war, viel-
mehr empfanden wir so wohl hiebey, als an den
herrlichen Tractamenten, wohlklingender Music,
und nachhero an allerhand ehrbaren Lust-Spielen
einen besondern Wohlgefallen. Weil aber unser

Wirth,

wie denn auch die Boots-Leute in ſolche Lieberey ge-
kleidet waren, dergleichen de la Marck und Witt
ihren Bedienten zu geben pflegten. Ehe wir uns
hieruͤber ſattſam verwundern konten, wurde die
Geſellſchafft durch Ankunfft noch |zweyer Damen,
und eines wohlgekleideten jungen Menſchen ver-
ſtaͤrckt, welchen mein Bruder William, auf gehei-
mes Befragen, vor einen Frantzoͤſiſchen jungen
Edelmann Nahmens Henry de Frontignan, das
eine Frauenzimmer aber, vor ſeine Schweſter Mar-
garithe,
und die andere vor deſſen Liebſte Antonia
de Beziers
ausgab. Meine Schweſter und ich
hatten gar keine Urſach an unſers Bruders Bericht
zu zweiffeln, lieſſen uns derowegen gar bald mit die-
ſen ſchoͤnen Damen ins Geſpraͤche ein, und fanden
dieſelben ſo wohl, als den vermeynten Frantzoͤſiſchen
Edelmann, von gantz beſonderer Klugheit und Be-
redſamkeit.

Es war angeſtellet, daß wir auf dem Ober-Deck
des Schiffs in freyer Lufft ſpeiſen ſolten, da aber
ein in Seeland nicht ungewoͤhnlicher Regen ein-
fiel, muſte dieſes unter dem Verdeck geſchehen.
Mein Bruder that den Vorſchlag, was maſſen es
uns allen zu weit groͤſſern Vergnuͤgen gereichen
wuͤrde, wenn uns unſer Wirth bey ſo guten Winde
eine Meile oder etwas weiter in die See, und gegen
Abend wieder zuruͤck fuͤhren lieſſe, welches denn nie-
manden von der Geſellſchafft zuwider war, viel-
mehr empfanden wir ſo wohl hiebey, als an den
herrlichen Tractamenten, wohlklingender Muſic,
und nachhero an allerhand ehrbaren Luſt-Spielen
einen beſondern Wohlgefallen. Weil aber unſer

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[317/0331] wie denn auch die Boots-Leute in ſolche Lieberey ge- kleidet waren, dergleichen de la Marck und Witt ihren Bedienten zu geben pflegten. Ehe wir uns hieruͤber ſattſam verwundern konten, wurde die Geſellſchafft durch Ankunfft noch |zweyer Damen, und eines wohlgekleideten jungen Menſchen ver- ſtaͤrckt, welchen mein Bruder William, auf gehei- mes Befragen, vor einen Frantzoͤſiſchen jungen Edelmann Nahmens Henry de Frontignan, das eine Frauenzimmer aber, vor ſeine Schweſter Mar- garithe, und die andere vor deſſen Liebſte Antonia de Beziers ausgab. Meine Schweſter und ich hatten gar keine Urſach an unſers Bruders Bericht zu zweiffeln, lieſſen uns derowegen gar bald mit die- ſen ſchoͤnen Damen ins Geſpraͤche ein, und fanden dieſelben ſo wohl, als den vermeynten Frantzoͤſiſchen Edelmann, von gantz beſonderer Klugheit und Be- redſamkeit. Es war angeſtellet, daß wir auf dem Ober-Deck des Schiffs in freyer Lufft ſpeiſen ſolten, da aber ein in Seeland nicht ungewoͤhnlicher Regen ein- fiel, muſte dieſes unter dem Verdeck geſchehen. Mein Bruder that den Vorſchlag, was maſſen es uns allen zu weit groͤſſern Vergnuͤgen gereichen wuͤrde, wenn uns unſer Wirth bey ſo guten Winde eine Meile oder etwas weiter in die See, und gegen Abend wieder zuruͤck fuͤhren lieſſe, welches denn nie- manden von der Geſellſchafft zuwider war, viel- mehr empfanden wir ſo wohl hiebey, als an den herrlichen Tractamenten, wohlklingender Muſic, und nachhero an allerhand ehrbaren Luſt-Spielen einen beſondern Wohlgefallen. Weil aber unſer Wirth,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/331>, abgerufen am 24.11.2024.