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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Zinsen legen/ und mich mit dem übrigen auf die
Wittenbergische Universitaet begeben wolte. Allein
der plötzliche Uberfall eines hitzigen Fiebers, verhin-
derte mein eilfertiges Vornehmen, denn da ich kaum
Zeit gehabt meinen Wechsel bey Hrn. H. in Em-
pfang zu nehmen, und meine Sachen etwas in
Ordnung zu bringen, so sahe mich gezwungen das
Bette zu suchen, und einen berühmten Medieum
wie auch eine Wart-Frau holen zu lassen. Meine
Lands-Leute so etwas im Vermögen hatten, beküm-
merten sich, nachdem sie den Zufall meines Vaters
vernommen, nicht das geringste um mich, ein armer
ehrlicher Studiosus aber, so ebenfalls mein Lands-
Mann war, blieb fast Tag und Nacht bey mir, und
muß ich ihm zum Ruhme nachsagen, daß ich, in sei-
nen mir damahls geleisteten Diensten mehr Liebe
und Treue, als Interesse gespüret. Mein Wunsch
ist: ihn dermahleins auszuforschen, und Gelegen-
heit zu finden, meine Erkänntlichkeit zu zeigen.

Meine Kranckheit daurete inzwischen zu damah-
lichen grossen Verdrusse, und doch noch grössern
Glücke, biß in die dritte Woche, worauf ich die
freye Lufft wiederum zu vertragen gewohnete, und
derowegen mit meinem redlichen Lands-Manne
täglich ein paar mahl in das angenehme Rosenthal,
doch aber bald wieder nach Hause spatzirete, anbey
im Cssen und Trincken solche Ordnung hielt, als zu
völliger wieder Herstellung meiner Gesundheit, vor
rathsam hielt. Denn ich war nicht gesinnet als ein hal-
ber oder gantzer Patient nach Wittenberg zu kommen.

Der Himmel aber hatte beschlossen: daß so
wohl aus meinen geistl. Studiren, als aus der nach

Wit-

Zinſen legen/ und mich mit dem uͤbrigen auf die
Wittenbergiſche Univerſitæt begeben wolte. Allein
der ploͤtzliche Uberfall eines hitzigen Fiebers, verhin-
derte mein eilfertiges Vornehmen, denn da ich kaum
Zeit gehabt meinen Wechſel bey Hrn. H. in Em-
pfang zu nehmen, und meine Sachen etwas in
Ordnung zu bringen, ſo ſahe mich gezwungen das
Bette zu ſuchen, und einen beruͤhmten Medieum
wie auch eine Wart-Frau holen zu laſſen. Meine
Lands-Leute ſo etwas im Vermoͤgen hatten, bekuͤm-
merten ſich, nachdem ſie den Zufall meines Vaters
vernommen, nicht das geringſte um mich, ein armer
ehrlicher Studioſus aber, ſo ebenfalls mein Lands-
Mann war, blieb faſt Tag und Nacht bey mir, und
muß ich ihm zum Ruhme nachſagen, daß ich, in ſei-
nen mir damahls geleiſteten Dienſten mehr Liebe
und Treue, als Intereſſe geſpuͤret. Mein Wunſch
iſt: ihn dermahleins auszuforſchen, und Gelegen-
heit zu finden, meine Erkaͤnntlichkeit zu zeigen.

Meine Kranckheit daurete inzwiſchen zu damah-
lichen groſſen Verdruſſe, und doch noch groͤſſern
Gluͤcke, biß in die dritte Woche, worauf ich die
freye Lufft wiederum zu vertragen gewohnete, und
derowegen mit meinem redlichen Lands-Manne
taͤglich ein paar mahl in das angenehme Roſenthal,
doch aber bald wieder nach Hauſe ſpatzirete, anbey
im Cſſen und Trincken ſolche Ordnung hielt, als zu
voͤlliger wieder Herſtellung meiner Geſundheit, vor
rathſam hielt. Deñ ich war nicht geſinnet als ein hal-
ber oder gantzer Patient nach Wittenberg zu kom̃en.

Der Himmel aber hatte beſchloſſen: daß ſo
wohl aus meinen geiſtl. Studiren, als aus der nach

Wit-
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[8/0020] Zinſen legen/ und mich mit dem uͤbrigen auf die Wittenbergiſche Univerſitæt begeben wolte. Allein der ploͤtzliche Uberfall eines hitzigen Fiebers, verhin- derte mein eilfertiges Vornehmen, denn da ich kaum Zeit gehabt meinen Wechſel bey Hrn. H. in Em- pfang zu nehmen, und meine Sachen etwas in Ordnung zu bringen, ſo ſahe mich gezwungen das Bette zu ſuchen, und einen beruͤhmten Medieum wie auch eine Wart-Frau holen zu laſſen. Meine Lands-Leute ſo etwas im Vermoͤgen hatten, bekuͤm- merten ſich, nachdem ſie den Zufall meines Vaters vernommen, nicht das geringſte um mich, ein armer ehrlicher Studioſus aber, ſo ebenfalls mein Lands- Mann war, blieb faſt Tag und Nacht bey mir, und muß ich ihm zum Ruhme nachſagen, daß ich, in ſei- nen mir damahls geleiſteten Dienſten mehr Liebe und Treue, als Intereſſe geſpuͤret. Mein Wunſch iſt: ihn dermahleins auszuforſchen, und Gelegen- heit zu finden, meine Erkaͤnntlichkeit zu zeigen. Meine Kranckheit daurete inzwiſchen zu damah- lichen groſſen Verdruſſe, und doch noch groͤſſern Gluͤcke, biß in die dritte Woche, worauf ich die freye Lufft wiederum zu vertragen gewohnete, und derowegen mit meinem redlichen Lands-Manne taͤglich ein paar mahl in das angenehme Roſenthal, doch aber bald wieder nach Hauſe ſpatzirete, anbey im Cſſen und Trincken ſolche Ordnung hielt, als zu voͤlliger wieder Herſtellung meiner Geſundheit, vor rathſam hielt. Deñ ich war nicht geſinnet als ein hal- ber oder gantzer Patient nach Wittenberg zu kom̃en. Der Himmel aber hatte beſchloſſen: daß ſo wohl aus meinen geiſtl. Studiren, als aus der nach Wit-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/20>, abgerufen am 18.12.2024.