Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

fatalen Streichen auf einmal meine Reputation
und Wohl-Stand, ja mein alles zu Boden
geschlagen. Fraget ihr, wie? und auf was Art?
so wisset, daß mein
Compagnon einen Banque-
rott
auf 2. Tonnen Goldes gemacht, das auf
meine eigene Kosten ausgerüstere Ost-Jndische
Schiff bey der
Retour von den See-Räubern
geplündert, und letzlich zu
completirung mei-
nes
Ruins der Verfall der Actien mich alle in um
50000. Thl.
spec. bringet. Ein mehreres will
hiervon nichtschreiben, weil mir im schreiben
die Hände erstarren wollen. Lasset euch inn-
liegenden Wechsel-Brief
a 2000 Frfl. in Leip-
zig von Hrn
H. gleich nach Empfang dieses
bezahlen. Eure Schwester habe mit eben so
viel, und ihren besten Sachen, nach Stockholm
zu ihrer Base geschickt, ich aber gehe mir ei-
nem wenigen von hier ab, um in Ost-oder
West-Jndien, entweder mein verlohrnes
Glück, oder den Tod zu finden. Jn Hamburg
bey Hrn.
W. habt ihr vielleicht mit der Zeit
Briefe von meinem Zustande zu finden. Le-
bet wohl und bedauret das unglückliche Ver-
hängniß eures treugesinnten Vaters, dessen
Redlichkeit aber allzustarcker
Hazard und
Leichtglaubigkeit ihm und seinen frommen
Kindern dieses
Malheur zugezogen. Doch in
Hoffnung, GOtt werde sich eurer und meiner
nicht gäntzlich entziehen, verharre

D. d. 5. Apr. 1725.
Euer
bis ins Grab getreuer Vater
Frantz Martin Julius.
Jch

fatalen Streichẽ auf einmal meine Reputation
und Wohl-Stand, ja mein alles zu Boden
geſchlagen. Fraget ihr, wie? und auf was Art?
ſo wiſſet, daß mein
Compagnon einen Banque-
rott
auf 2. Tonnen Goldes gemacht, das auf
meine eigene Koſtẽ ausgeruͤſtere Oſt-Jndiſche
Schiff bey der
Retour von den See-Raͤubern
gepluͤndert, und letzlich zu
completirung mei-
nes
Ruins der Veꝛfall der Actien mich alle in um
50000. Thl.
ſpec. bringet. Ein mehreres will
hiervon nichtſchreiben, weil mir im ſchreiben
die Haͤnde erſtarren wollen. Laſſet euch inn-
liegenden Wechſel-Brief
a 2000 Frfl. in Leip-
zig von Hrn
H. gleich nach Empfang dieſes
bezahlen. Eure Schweſter habe mit eben ſo
viel, und ihren beſtẽ Sachen, nach Stockholm
zu ihrer Baſe geſchickt, ich aber gehe mir ei-
nem wenigen von hier ab, um in Oſt-oder
Weſt-Jndien, entweder mein verlohrnes
Gluͤck, oder den Tod zu finden. Jn Hamburg
bey Hrn.
W. habt ihr vielleicht mit der Zeit
Briefe von meinem Zuſtande zu finden. Le-
bet wohl und bedauret das ungluͤckliche Ver-
haͤngniß eures treugeſinnten Vaters, deſſen
Redlichkeit aber allzuſtarcker
Hazard und
Leichtglaubigkeit ihm und ſeinen frommen
Kindern dieſes
Malheur zugezogen. Doch in
Hoffnung, GOtt werde ſich eurer und meineꝛ
nicht gaͤntzlich entziehen, verharre

D. d. 5. Apr. 1725.
Euer
bis ins Grab getreuer Vater
Frantz Martin Julius.
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p><pb facs="#f0018" n="6"/><hi rendition="#aq">fatal</hi><hi rendition="#fr">en Streiche&#x0303; auf einmal meine</hi><hi rendition="#aq">Reputation</hi><lb/><hi rendition="#fr">und Wohl-Stand, ja mein alles zu Boden<lb/>
ge&#x017F;chlagen. Fraget ihr, wie? und auf was Art?<lb/>
&#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;et, daß mein</hi><hi rendition="#aq">Compagnon</hi><hi rendition="#fr">einen</hi><hi rendition="#aq">Banque-<lb/>
rott</hi><hi rendition="#fr">auf 2. Tonnen Goldes gemacht, das auf<lb/>
meine eigene Ko&#x017F;te&#x0303; ausgeru&#x0364;&#x017F;tere O&#x017F;t-Jndi&#x017F;che<lb/>
Schiff bey der</hi><hi rendition="#aq">Retour</hi><hi rendition="#fr">von den See-Ra&#x0364;ubern<lb/>
geplu&#x0364;ndert, und letzlich zu</hi><hi rendition="#aq">completir</hi><hi rendition="#fr">ung mei-<lb/>
nes</hi><hi rendition="#aq">Ruins</hi><hi rendition="#fr">der Ve&#xA75B;fall der</hi><hi rendition="#aq">Actien</hi><hi rendition="#fr">mich alle in um<lb/>
50000. Thl.</hi><hi rendition="#aq">&#x017F;pec.</hi><hi rendition="#fr">bringet. Ein mehreres will<lb/>
hiervon nicht&#x017F;chreiben, weil mir im &#x017F;chreiben<lb/>
die Ha&#x0364;nde er&#x017F;tarren wollen. La&#x017F;&#x017F;et euch inn-<lb/>
liegenden Wech&#x017F;el-Brief</hi><hi rendition="#aq">a</hi> 2000 <hi rendition="#fr">Frfl. in Leip-<lb/>
zig von Hrn</hi> <hi rendition="#aq">H.</hi> <hi rendition="#fr">gleich nach Empfang die&#x017F;es<lb/>
bezahlen. Eure Schwe&#x017F;ter habe mit eben &#x017F;o<lb/>
viel, und ihren be&#x017F;te&#x0303; Sachen, nach Stockholm<lb/>
zu ihrer Ba&#x017F;e ge&#x017F;chickt, ich aber gehe mir ei-<lb/>
nem wenigen von hier ab, um in O&#x017F;t-oder<lb/>
We&#x017F;t-Jndien, entweder mein verlohrnes<lb/>
Glu&#x0364;ck, oder den Tod zu finden. Jn Hamburg<lb/>
bey Hrn.</hi> <hi rendition="#aq">W.</hi> <hi rendition="#fr">habt ihr vielleicht mit der Zeit<lb/>
Briefe von meinem Zu&#x017F;tande zu finden. Le-<lb/>
bet wohl und bedauret das unglu&#x0364;ckliche Ver-<lb/>
ha&#x0364;ngniß eures treuge&#x017F;innten Vaters, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Redlichkeit aber allzu&#x017F;tarcker</hi> <hi rendition="#aq">Hazard</hi> <hi rendition="#fr">und<lb/>
Leichtglaubigkeit ihm und &#x017F;einen frommen<lb/>
Kindern die&#x017F;es</hi> <hi rendition="#aq">Malheur</hi> <hi rendition="#fr">zugezogen. Doch in<lb/>
Hoffnung, GOtt werde &#x017F;ich eurer und meine&#xA75B;<lb/>
nicht ga&#x0364;ntzlich entziehen, verharre</hi></p><lb/>
              <closer>
                <salute>
                  <date><hi rendition="#aq">D. d. 5. Apr.</hi> 1725.</date><lb/> <hi rendition="#et">Euer<lb/>
bis ins Grab getreuer Vater<lb/><hi rendition="#aq">Frantz Martin Julius.</hi></hi> </salute>
              </closer>
            </div>
          </body>
        </floatingText><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0018] fatalen Streichẽ auf einmal meine Reputation und Wohl-Stand, ja mein alles zu Boden geſchlagen. Fraget ihr, wie? und auf was Art? ſo wiſſet, daß mein Compagnon einen Banque- rott auf 2. Tonnen Goldes gemacht, das auf meine eigene Koſtẽ ausgeruͤſtere Oſt-Jndiſche Schiff bey der Retour von den See-Raͤubern gepluͤndert, und letzlich zu completirung mei- nes Ruins der Veꝛfall der Actien mich alle in um 50000. Thl. ſpec. bringet. Ein mehreres will hiervon nichtſchreiben, weil mir im ſchreiben die Haͤnde erſtarren wollen. Laſſet euch inn- liegenden Wechſel-Brief a 2000 Frfl. in Leip- zig von Hrn H. gleich nach Empfang dieſes bezahlen. Eure Schweſter habe mit eben ſo viel, und ihren beſtẽ Sachen, nach Stockholm zu ihrer Baſe geſchickt, ich aber gehe mir ei- nem wenigen von hier ab, um in Oſt-oder Weſt-Jndien, entweder mein verlohrnes Gluͤck, oder den Tod zu finden. Jn Hamburg bey Hrn. W. habt ihr vielleicht mit der Zeit Briefe von meinem Zuſtande zu finden. Le- bet wohl und bedauret das ungluͤckliche Ver- haͤngniß eures treugeſinnten Vaters, deſſen Redlichkeit aber allzuſtarcker Hazard und Leichtglaubigkeit ihm und ſeinen frommen Kindern dieſes Malheur zugezogen. Doch in Hoffnung, GOtt werde ſich eurer und meineꝛ nicht gaͤntzlich entziehen, verharre D. d. 5. Apr. 1725. Euer bis ins Grab getreuer Vater Frantz Martin Julius. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/18
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/18>, abgerufen am 26.04.2024.