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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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sposition des Geblüts herrühret, weßwegen ihnen
aus guten Hertzen den Gebrauch einiger Artzeney-
en, hiernächst die Abzapffung etlicher Untzen Ge-
blüts recommendirt haben will. Was gilts?
rieff er aus, wir wollen in 14. Tagen aus einem an-
dern Thone mit einander schwatzen.

Dieser gegebene Rath schien mir nicht unver-
nünfftig zu seyn, derowegen leistete demselben be-
hörige Folge, und sand mich in wenig Tagen weit
aufgeräumter und leichtsinniger als sonsten, welches
meinen guten Freunden höchst angenehm, und
mir selbst am gefälligsten war. Jch wohnete ein-
und anderm Schmause bey, richtete selbst einen aus,
spatzirte mit auf die Dörffer, kurtz! ich machte al-
les mit, was honette Pursche ohne prostitution
vorzunehmen pflegen. Jedoch kan nicht läugnen,
daß dergleichen Vergnüglichkeiten zum öfftern von
einem bangen Hertz-Klopffen unterbrochen wurden.
Die Ursach dessen solte zwar noch immer einer
Vollblütigkeit zugeschrieben werden, allein mein
Hertz wolte mich fast im voraus versichern, daß mir
ein besonderes Unglück bevorstünde, welches sich
auch nach Verfluß weniger Tage, und zwar in den
ersten Tagen der Meß-Woche, in folgenden Brie-
se, den ich von meinem Vater empfing, offen-
barete:

Mein Sohn,

ER schrecket nicht! sondern ertraget viel-
mehr mein und eur unglückliches Schick-
sal mit großmüthiger Gelassenheit, da ihr in
diesen Zeilen von mir selbst, leider! versichert
werdet: daß das falsche Glück mit dreyen

fata-
A 3

ſpoſition des Gebluͤts herruͤhret, weßwegen ihnen
aus guten Hertzen den Gebrauch einiger Artzeney-
en, hiernaͤchſt die Abzapffung etlicher Untzen Ge-
bluͤts recommendirt haben will. Was gilts?
rieff er aus, wir wollen in 14. Tagen aus einem an-
dern Thone mit einander ſchwatzen.

Dieſer gegebene Rath ſchien mir nicht unver-
nuͤnfftig zu ſeyn, derowegen leiſtete demſelben be-
hoͤrige Folge, und ſand mich in wenig Tagen weit
aufgeraͤumter und leichtſinniger als ſonſten, welches
meinen guten Freunden hoͤchſt angenehm, und
mir ſelbſt am gefaͤlligſten war. Jch wohnete ein-
und anderm Schmauſe bey, richtete ſelbſt einen aus,
ſpatzirte mit auf die Doͤrffer, kurtz! ich machte al-
les mit, was honette Purſche ohne proſtitution
vorzunehmen pflegen. Jedoch kan nicht laͤugnen,
daß dergleichen Vergnuͤglichkeiten zum oͤfftern von
einem bangen Hertz-Klopffen unterbrochen wurden.
Die Urſach deſſen ſolte zwar noch immer einer
Vollbluͤtigkeit zugeſchrieben werden, allein mein
Hertz wolte mich faſt im voraus verſichern, daß mir
ein beſonderes Ungluͤck bevorſtuͤnde, welches ſich
auch nach Verfluß weniger Tage, und zwar in den
erſten Tagen der Meß-Woche, in folgenden Brie-
ſe, den ich von meinem Vater empfing, offen-
barete:

Mein Sohn,

ER ſchrecket nicht! ſondern ertraget viel-
mehꝛ mein und euꝛ ungluͤckliches Schick-
ſal mit großmuͤthiger Gelaſſenheit, da ihr in
dieſen Zeilen von mir ſelbſt, leider! verſichert
werdet: daß das falſche Gluͤck mit dreyen

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A 3
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[5/0017] ſpoſition des Gebluͤts herruͤhret, weßwegen ihnen aus guten Hertzen den Gebrauch einiger Artzeney- en, hiernaͤchſt die Abzapffung etlicher Untzen Ge- bluͤts recommendirt haben will. Was gilts? rieff er aus, wir wollen in 14. Tagen aus einem an- dern Thone mit einander ſchwatzen. Dieſer gegebene Rath ſchien mir nicht unver- nuͤnfftig zu ſeyn, derowegen leiſtete demſelben be- hoͤrige Folge, und ſand mich in wenig Tagen weit aufgeraͤumter und leichtſinniger als ſonſten, welches meinen guten Freunden hoͤchſt angenehm, und mir ſelbſt am gefaͤlligſten war. Jch wohnete ein- und anderm Schmauſe bey, richtete ſelbſt einen aus, ſpatzirte mit auf die Doͤrffer, kurtz! ich machte al- les mit, was honette Purſche ohne proſtitution vorzunehmen pflegen. Jedoch kan nicht laͤugnen, daß dergleichen Vergnuͤglichkeiten zum oͤfftern von einem bangen Hertz-Klopffen unterbrochen wurden. Die Urſach deſſen ſolte zwar noch immer einer Vollbluͤtigkeit zugeſchrieben werden, allein mein Hertz wolte mich faſt im voraus verſichern, daß mir ein beſonderes Ungluͤck bevorſtuͤnde, welches ſich auch nach Verfluß weniger Tage, und zwar in den erſten Tagen der Meß-Woche, in folgenden Brie- ſe, den ich von meinem Vater empfing, offen- barete: Mein Sohn, ER ſchrecket nicht! ſondern ertraget viel- mehꝛ mein und euꝛ ungluͤckliches Schick- ſal mit großmuͤthiger Gelaſſenheit, da ihr in dieſen Zeilen von mir ſelbſt, leider! verſichert werdet: daß das falſche Gluͤck mit dreyen fata- A 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/17>, abgerufen am 21.11.2024.