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Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821.

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zu den Professions- und Holzarbeiten werden haupt-
sächlich die Knaben, -- zum Gänsehüten, zur Aufsicht
über kleine Kinder, zum Spinnen, Stricken, Nähen etc.
die Mädchen gebraucht; -- ja es gibt Orte, wo die
Knaben so gut als die Mädchen zum Spinnen und
dergleichen Arbeiten angehalten werden.

§. 15.

Auch werden die Kinder oft schon in dem zärte-
sten Alter
, sobald sie nur einigermaßen Hände und
Füße zu gebrauchen im Stande und arbeitsfähig sind,
(zum Spulen z. B. schon vom 5ten oder 6ten Jahre
an, zum Spinnen, sobald sie nur eine Spindel regie-
ren können, zum Viehhüten vom 6ten und 8ten Jahre
an, zum Treschen und Besorgen des Viehes im Stalle
vom 8ten bis 9ten Jahre an, und zu Feld-Arbeiten,
sobald sie nur einigermaßen erstarkt sind, vom 10 bis
12ten Jahre an, --) und zwar bis sie aus der
Schule kommen
, und sich zu einem Handwerk
oder in Knechts- oder Magddienste begeben können,
zu allen Arbeiten, denen sie gewach[s]en sind, und so
strenge, als nur immer Kräfte und Zeit es ihnen ge-
statten, angehalten.

§. 16.

Allein leider gibt es ja auch schlechte Eltern,
Verwandte, und Pfleger,
welche es aus Nach-
läßigkeit, Geiz, oder anderen verwerflichen Ursachen
versäumen, die Kinder gehörig zu beschäftigen. --
Manche glauben zwar durch obrigkeitliche Auf-
sicht und Strenge
können auch diese dazu angehal-
ten werden, ihre Pflicht zu erfüllen, und wirklich wird
von vielen gemeinschaftlichen Oberämtern und Ober-

zu den Profeſſions- und Holzarbeiten werden haupt-
ſaͤchlich die Knaben, — zum Gaͤnſehuͤten, zur Aufſicht
uͤber kleine Kinder, zum Spinnen, Stricken, Naͤhen ꝛc.
die Maͤdchen gebraucht; — ja es gibt Orte, wo die
Knaben ſo gut als die Maͤdchen zum Spinnen und
dergleichen Arbeiten angehalten werden.

§. 15.

Auch werden die Kinder oft ſchon in dem zaͤrte-
ſten Alter
, ſobald ſie nur einigermaßen Haͤnde und
Fuͤße zu gebrauchen im Stande und arbeitsfaͤhig ſind,
(zum Spulen z. B. ſchon vom 5ten oder 6ten Jahre
an, zum Spinnen, ſobald ſie nur eine Spindel regie-
ren koͤnnen, zum Viehhuͤten vom 6ten und 8ten Jahre
an, zum Treſchen und Beſorgen des Viehes im Stalle
vom 8ten bis 9ten Jahre an, und zu Feld-Arbeiten,
ſobald ſie nur einigermaßen erſtarkt ſind, vom 10 bis
12ten Jahre an, —) und zwar bis ſie aus der
Schule kommen
, und ſich zu einem Handwerk
oder in Knechts- oder Magddienſte begeben koͤnnen,
zu allen Arbeiten, denen ſie gewach[ſ]en ſind, und ſo
ſtrenge, als nur immer Kraͤfte und Zeit es ihnen ge-
ſtatten, angehalten.

§. 16.

Allein leider gibt es ja auch ſchlechte Eltern,
Verwandte, und Pfleger,
welche es aus Nach-
laͤßigkeit, Geiz, oder anderen verwerflichen Urſachen
verſaͤumen, die Kinder gehoͤrig zu beſchaͤftigen. —
Manche glauben zwar durch obrigkeitliche Auf-
ſicht und Strenge
koͤnnen auch dieſe dazu angehal-
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[15/0025] zu den Profeſſions- und Holzarbeiten werden haupt- ſaͤchlich die Knaben, — zum Gaͤnſehuͤten, zur Aufſicht uͤber kleine Kinder, zum Spinnen, Stricken, Naͤhen ꝛc. die Maͤdchen gebraucht; — ja es gibt Orte, wo die Knaben ſo gut als die Maͤdchen zum Spinnen und dergleichen Arbeiten angehalten werden. §. 15. Auch werden die Kinder oft ſchon in dem zaͤrte- ſten Alter, ſobald ſie nur einigermaßen Haͤnde und Fuͤße zu gebrauchen im Stande und arbeitsfaͤhig ſind, (zum Spulen z. B. ſchon vom 5ten oder 6ten Jahre an, zum Spinnen, ſobald ſie nur eine Spindel regie- ren koͤnnen, zum Viehhuͤten vom 6ten und 8ten Jahre an, zum Treſchen und Beſorgen des Viehes im Stalle vom 8ten bis 9ten Jahre an, und zu Feld-Arbeiten, ſobald ſie nur einigermaßen erſtarkt ſind, vom 10 bis 12ten Jahre an, —) und zwar bis ſie aus der Schule kommen, und ſich zu einem Handwerk oder in Knechts- oder Magddienſte begeben koͤnnen, zu allen Arbeiten, denen ſie gewachſen ſind, und ſo ſtrenge, als nur immer Kraͤfte und Zeit es ihnen ge- ſtatten, angehalten. §. 16. Allein leider gibt es ja auch ſchlechte Eltern, Verwandte, und Pfleger, welche es aus Nach- laͤßigkeit, Geiz, oder anderen verwerflichen Urſachen verſaͤumen, die Kinder gehoͤrig zu beſchaͤftigen. — Manche glauben zwar durch obrigkeitliche Auf- ſicht und Strenge koͤnnen auch dieſe dazu angehal- ten werden, ihre Pflicht zu erfuͤllen, und wirklich wird von vielen gemeinſchaftlichen Oberaͤmtern und Ober-

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Zitationshilfe: Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/25>, abgerufen am 27.04.2024.