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Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Franzel! rief Hanney, sie entzückt umhalsend, du wolltest wirklich? du könntest dich entschließen . . .

Wozu? du hast mir ein großes Opfer gebracht, als du hier bliebst: soll ich dir's nicht vergelten und mit dir zurückgehn, wenn es deine Ruhe gilt . . .?

O du gute, herzliche Franzel ... Ja es hat mir in der Stille am Herzen gefressen und ich hab's nicht verwinden können . . . nun werd' ich erst wieder anfangen zu leben! O du gutes, herzliebes Weib . . .

Lob' mich nicht zu sehr, es ist nicht so viel dahinter. Jetzt ist es anders, wenn wir heim kommen, als wenn wir vor sechs Jahren heimgekommen wären. Jetzt sind wir gemachte Leute, die sich sehn lassen dürfen, und was die Hauptsache ist -- ich bin dein Weib, Hanney, dein glückliches Weib, ich bin die Mutter deiner Kinder -- nun sollen sie kommen und über mich lachen, wenn sie Lust haben . . . nun steht mein Glück so fest, daß nichts mehr daran rütteln kann!

-- Bald war alle Habe zu Geld gemacht, und die Reise wurde angetreten. Nicht gering war das Gerede und das Aufsehen, als der leichte ungarische Korbwagen mit den vier kleinen Pferdchen und dem zierlichen Troddelgeschirr vor dem Posthause zu Laufen anhielt. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, der Hanney sei wieder gekommen aus der Türkei als ein steinreicher Holzhändler, und das Mohrenfranzel sei seine Frau, und ein paar kleine Halbmohren seien

Franzel! rief Hanney, sie entzückt umhalsend, du wolltest wirklich? du könntest dich entschließen . . .

Wozu? du hast mir ein großes Opfer gebracht, als du hier bliebst: soll ich dir's nicht vergelten und mit dir zurückgehn, wenn es deine Ruhe gilt . . .?

O du gute, herzliche Franzel ... Ja es hat mir in der Stille am Herzen gefressen und ich hab's nicht verwinden können . . . nun werd' ich erst wieder anfangen zu leben! O du gutes, herzliebes Weib . . .

Lob' mich nicht zu sehr, es ist nicht so viel dahinter. Jetzt ist es anders, wenn wir heim kommen, als wenn wir vor sechs Jahren heimgekommen wären. Jetzt sind wir gemachte Leute, die sich sehn lassen dürfen, und was die Hauptsache ist — ich bin dein Weib, Hanney, dein glückliches Weib, ich bin die Mutter deiner Kinder — nun sollen sie kommen und über mich lachen, wenn sie Lust haben . . . nun steht mein Glück so fest, daß nichts mehr daran rütteln kann!

— Bald war alle Habe zu Geld gemacht, und die Reise wurde angetreten. Nicht gering war das Gerede und das Aufsehen, als der leichte ungarische Korbwagen mit den vier kleinen Pferdchen und dem zierlichen Troddelgeschirr vor dem Posthause zu Laufen anhielt. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, der Hanney sei wieder gekommen aus der Türkei als ein steinreicher Holzhändler, und das Mohrenfranzel sei seine Frau, und ein paar kleine Halbmohren seien

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[0093] Franzel! rief Hanney, sie entzückt umhalsend, du wolltest wirklich? du könntest dich entschließen . . . Wozu? du hast mir ein großes Opfer gebracht, als du hier bliebst: soll ich dir's nicht vergelten und mit dir zurückgehn, wenn es deine Ruhe gilt . . .? O du gute, herzliche Franzel ... Ja es hat mir in der Stille am Herzen gefressen und ich hab's nicht verwinden können . . . nun werd' ich erst wieder anfangen zu leben! O du gutes, herzliebes Weib . . . Lob' mich nicht zu sehr, es ist nicht so viel dahinter. Jetzt ist es anders, wenn wir heim kommen, als wenn wir vor sechs Jahren heimgekommen wären. Jetzt sind wir gemachte Leute, die sich sehn lassen dürfen, und was die Hauptsache ist — ich bin dein Weib, Hanney, dein glückliches Weib, ich bin die Mutter deiner Kinder — nun sollen sie kommen und über mich lachen, wenn sie Lust haben . . . nun steht mein Glück so fest, daß nichts mehr daran rütteln kann! — Bald war alle Habe zu Geld gemacht, und die Reise wurde angetreten. Nicht gering war das Gerede und das Aufsehen, als der leichte ungarische Korbwagen mit den vier kleinen Pferdchen und dem zierlichen Troddelgeschirr vor dem Posthause zu Laufen anhielt. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, der Hanney sei wieder gekommen aus der Türkei als ein steinreicher Holzhändler, und das Mohrenfranzel sei seine Frau, und ein paar kleine Halbmohren seien

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:20:55Z)

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Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/93>, abgerufen am 09.11.2024.