Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Am andern Tage begrüßte ihn Franzel beim Frühstück mit ihrem schönsten Lächeln. Sie war schon vor Tage aufgestanden und hatte allerlei hin und wieder geräumt und getragen. Hanney bemerkte das und fragte: Was machst du doch für Zubereitungen? Was hast du denn vor? Sonderbare Frage -- man hat doch eine Menge herzurichten, wenn man reis't . . . Wenn man reis't? Wer will denn verreisen? Nun, ich und du und die Kinder -- wir Alle miteinander. . . Ich begreife dich nicht, Franzel... Wohin sollten wir denn reisen? Franzel legte ihre Arbeit weg, faßte ihn an der Hand und sah ihm zärtlich in die Augen. Wohin? kannst du das wirklich nicht errathen? Was hast du denn gestern für ein Lied gesungen, als du Abends allein draußen saßest an der Donau? Franzel ... du weißt? Ja, ich weiß. Ich habe erlauschen müssen, was du mir nicht gesagt hast ... du sehnst dich nach deiner Heimath. Nun ja denn, was soll ich es leugnen . . . es kommen ja wohl manchmal solche Augenblicke über einen. Es wird wieder vorübergehn . . . Geschehene Dinge sind einmal nicht zu ändern . . . Wohl ist es zu ändern, Hanney . . . wir reisen tu das liebe Land, wo dritte Salzach braus't, in deine Heimath! Am andern Tage begrüßte ihn Franzel beim Frühstück mit ihrem schönsten Lächeln. Sie war schon vor Tage aufgestanden und hatte allerlei hin und wieder geräumt und getragen. Hanney bemerkte das und fragte: Was machst du doch für Zubereitungen? Was hast du denn vor? Sonderbare Frage — man hat doch eine Menge herzurichten, wenn man reis't . . . Wenn man reis't? Wer will denn verreisen? Nun, ich und du und die Kinder — wir Alle miteinander. . . Ich begreife dich nicht, Franzel... Wohin sollten wir denn reisen? Franzel legte ihre Arbeit weg, faßte ihn an der Hand und sah ihm zärtlich in die Augen. Wohin? kannst du das wirklich nicht errathen? Was hast du denn gestern für ein Lied gesungen, als du Abends allein draußen saßest an der Donau? Franzel ... du weißt? Ja, ich weiß. Ich habe erlauschen müssen, was du mir nicht gesagt hast ... du sehnst dich nach deiner Heimath. Nun ja denn, was soll ich es leugnen . . . es kommen ja wohl manchmal solche Augenblicke über einen. Es wird wieder vorübergehn . . . Geschehene Dinge sind einmal nicht zu ändern . . . Wohl ist es zu ändern, Hanney . . . wir reisen tu das liebe Land, wo dritte Salzach braus't, in deine Heimath! <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <pb facs="#f0092"/> <p>Am andern Tage begrüßte ihn Franzel beim Frühstück mit ihrem schönsten Lächeln. Sie war schon vor Tage aufgestanden und hatte allerlei hin und wieder geräumt und getragen. Hanney bemerkte das und fragte: Was machst du doch für Zubereitungen? Was hast du denn vor?</p><lb/> <p>Sonderbare Frage — man hat doch eine Menge herzurichten, wenn man reis't . . .</p><lb/> <p>Wenn man reis't? Wer will denn verreisen?</p><lb/> <p>Nun, ich und du und die Kinder — wir Alle miteinander. . .</p><lb/> <p>Ich begreife dich nicht, Franzel... Wohin sollten wir denn reisen?</p><lb/> <p>Franzel legte ihre Arbeit weg, faßte ihn an der Hand und sah ihm zärtlich in die Augen. Wohin? kannst du das wirklich nicht errathen? Was hast du denn gestern für ein Lied gesungen, als du Abends allein draußen saßest an der Donau?</p><lb/> <p>Franzel ... du weißt?</p><lb/> <p>Ja, ich weiß. Ich habe erlauschen müssen, was du mir nicht gesagt hast ... du sehnst dich nach deiner Heimath.</p><lb/> <p>Nun ja denn, was soll ich es leugnen . . . es kommen ja wohl manchmal solche Augenblicke über einen. Es wird wieder vorübergehn . . . Geschehene Dinge sind einmal nicht zu ändern . . .</p><lb/> <p>Wohl ist es zu ändern, Hanney . . . wir reisen tu das liebe Land, wo dritte Salzach braus't, in deine Heimath!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0092]
Am andern Tage begrüßte ihn Franzel beim Frühstück mit ihrem schönsten Lächeln. Sie war schon vor Tage aufgestanden und hatte allerlei hin und wieder geräumt und getragen. Hanney bemerkte das und fragte: Was machst du doch für Zubereitungen? Was hast du denn vor?
Sonderbare Frage — man hat doch eine Menge herzurichten, wenn man reis't . . .
Wenn man reis't? Wer will denn verreisen?
Nun, ich und du und die Kinder — wir Alle miteinander. . .
Ich begreife dich nicht, Franzel... Wohin sollten wir denn reisen?
Franzel legte ihre Arbeit weg, faßte ihn an der Hand und sah ihm zärtlich in die Augen. Wohin? kannst du das wirklich nicht errathen? Was hast du denn gestern für ein Lied gesungen, als du Abends allein draußen saßest an der Donau?
Franzel ... du weißt?
Ja, ich weiß. Ich habe erlauschen müssen, was du mir nicht gesagt hast ... du sehnst dich nach deiner Heimath.
Nun ja denn, was soll ich es leugnen . . . es kommen ja wohl manchmal solche Augenblicke über einen. Es wird wieder vorübergehn . . . Geschehene Dinge sind einmal nicht zu ändern . . .
Wohl ist es zu ändern, Hanney . . . wir reisen tu das liebe Land, wo dritte Salzach braus't, in deine Heimath!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-16T11:20:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-16T11:20:55Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |