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Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Frühling im "lieben Lande" an der Salzach, und Frühling weit unten in der Türkei und Walachei, wo die Donau sich dem Ziele ihres Laufes nähert. Da schritt Hanney durch die engen schmutzigen Gassen einer türkischen Grenzfestungsstadt und besah sich das fremde Leben und Treiben, die verschiedenen Menschen und die bunten, noch verschiedeneren Trachten. Er trug den Ledergürtel um die Mitte, welcher den Schiffer immer auf die Reise begleitet, und die Axt über der Schulter zeigte, daß er erst unlängst angekommen sein mußte. Er hatte den ersten Schiffzug mitgemacht und wollte nun aufs Gerathewohl bis ans Meer wandern und sich auf ein Seeschiff verdingen. Er wollte die weite Welt sehen, und dazu schien ihm dies das beste Mittel zu sein; daheim litt es ihn nicht mehr, seit er die Hoffnung hatte aufgeben müssen, Franzel wieder zu finden. Er war nicht mehr der alte rüstige und lustige Bursche; er wanderte trübselig dahin, denn die Ungewißheit über das Schicksal des Mädchens ließ ihn nicht ruhen. Wenn ich nur wüßte, daß sie lebt, sagte er oft zu sich selbst, dann wollte ich getroster sein! Oder wenn ich wußte, wie es ihr ginge! Daß sie nicht krank, nicht in der Noth und im Elend ist und Niemand hat, der sich um sie annimmt. . .

Eben schritt er auf einen größeren Platz hinaus, wo ihn Trompetenton und die Schläge einer großen Trommel aufmerksam machten. Er trat näher und stand vor einer Schaubude, in welcher Springer und

Frühling im „lieben Lande“ an der Salzach, und Frühling weit unten in der Türkei und Walachei, wo die Donau sich dem Ziele ihres Laufes nähert. Da schritt Hanney durch die engen schmutzigen Gassen einer türkischen Grenzfestungsstadt und besah sich das fremde Leben und Treiben, die verschiedenen Menschen und die bunten, noch verschiedeneren Trachten. Er trug den Ledergürtel um die Mitte, welcher den Schiffer immer auf die Reise begleitet, und die Axt über der Schulter zeigte, daß er erst unlängst angekommen sein mußte. Er hatte den ersten Schiffzug mitgemacht und wollte nun aufs Gerathewohl bis ans Meer wandern und sich auf ein Seeschiff verdingen. Er wollte die weite Welt sehen, und dazu schien ihm dies das beste Mittel zu sein; daheim litt es ihn nicht mehr, seit er die Hoffnung hatte aufgeben müssen, Franzel wieder zu finden. Er war nicht mehr der alte rüstige und lustige Bursche; er wanderte trübselig dahin, denn die Ungewißheit über das Schicksal des Mädchens ließ ihn nicht ruhen. Wenn ich nur wüßte, daß sie lebt, sagte er oft zu sich selbst, dann wollte ich getroster sein! Oder wenn ich wußte, wie es ihr ginge! Daß sie nicht krank, nicht in der Noth und im Elend ist und Niemand hat, der sich um sie annimmt. . .

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[0084] Frühling im „lieben Lande“ an der Salzach, und Frühling weit unten in der Türkei und Walachei, wo die Donau sich dem Ziele ihres Laufes nähert. Da schritt Hanney durch die engen schmutzigen Gassen einer türkischen Grenzfestungsstadt und besah sich das fremde Leben und Treiben, die verschiedenen Menschen und die bunten, noch verschiedeneren Trachten. Er trug den Ledergürtel um die Mitte, welcher den Schiffer immer auf die Reise begleitet, und die Axt über der Schulter zeigte, daß er erst unlängst angekommen sein mußte. Er hatte den ersten Schiffzug mitgemacht und wollte nun aufs Gerathewohl bis ans Meer wandern und sich auf ein Seeschiff verdingen. Er wollte die weite Welt sehen, und dazu schien ihm dies das beste Mittel zu sein; daheim litt es ihn nicht mehr, seit er die Hoffnung hatte aufgeben müssen, Franzel wieder zu finden. Er war nicht mehr der alte rüstige und lustige Bursche; er wanderte trübselig dahin, denn die Ungewißheit über das Schicksal des Mädchens ließ ihn nicht ruhen. Wenn ich nur wüßte, daß sie lebt, sagte er oft zu sich selbst, dann wollte ich getroster sein! Oder wenn ich wußte, wie es ihr ginge! Daß sie nicht krank, nicht in der Noth und im Elend ist und Niemand hat, der sich um sie annimmt. . . Eben schritt er auf einen größeren Platz hinaus, wo ihn Trompetenton und die Schläge einer großen Trommel aufmerksam machten. Er trat näher und stand vor einer Schaubude, in welcher Springer und

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/84>, abgerufen am 09.11.2024.