Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.
Und Heinrich Guise, meinen edlen Vetter. Ich segne auch den Papst, den heiligen Statthalter Christi, der mich wieder segnet, Und den katholschen König, der sich edelmüthig Zu meinem Retter, meinem Rächer anbot -- Sie alle stehn in meinem Testament, Sie werden die Geschenke meiner Liebe, Wie arm sie sind, darum gering nicht achten. (Sich zu ihren Dienern wendend.) Euch hab' ich meinem königlichen Bruder Von Frankreich anempfohlen, er wird sorgen Für euch, ein neues Vaterland euch geben. Und ist euch meine letzte Bitte werth, Bleibt nicht in England, daß der Britte nicht Sein stolzes Herz an eurem Unglück weide, Nicht die im Staube seh', die mir gedient. Bei diesem Bildniß des Gekreuzigten Gelobet mir, dieß unglückselge Land Alsbald, wenn ich dahin bin, zu verlassen! Melvil (berührt das Crucifix). Ich schwöre dir's, im Namen dieser aller. Maria. Was ich, die arme, die beraubte, noch besaß, Worüber mir vergönnt ist frey zu schalten, Das hab' ich unter euch vertheilt, man wird,
Und Heinrich Guiſe, meinen edlen Vetter. Ich ſegne auch den Papſt, den heiligen Statthalter Chriſti, der mich wieder ſegnet, Und den katholſchen Koͤnig, der ſich edelmuͤthig Zu meinem Retter, meinem Raͤcher anbot — Sie alle ſtehn in meinem Teſtament, Sie werden die Geſchenke meiner Liebe, Wie arm ſie ſind, darum gering nicht achten. (Sich zu ihren Dienern wendend.) Euch hab' ich meinem koͤniglichen Bruder Von Frankreich anempfohlen, er wird ſorgen Fuͤr euch, ein neues Vaterland euch geben. Und iſt euch meine letzte Bitte werth, Bleibt nicht in England, daß der Britte nicht Sein ſtolzes Herz an eurem Ungluͤck weide, Nicht die im Staube ſeh', die mir gedient. Bei dieſem Bildniß des Gekreuzigten Gelobet mir, dieß ungluͤckſelge Land Alsbald, wenn ich dahin bin, zu verlaſſen! Melvil (beruͤhrt das Crucifix). Ich ſchwoͤre dir's, im Namen dieſer aller. Maria. Was ich, die arme, die beraubte, noch beſaß, Woruͤber mir vergoͤnnt iſt frey zu ſchalten, Das hab' ich unter euch vertheilt, man wird, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MARSTUA"> <p><pb facs="#f0214" n="208"/> Und Heinrich Guiſe, meinen edlen Vetter.<lb/> Ich ſegne auch den Papſt, den heiligen<lb/> Statthalter Chriſti, der mich wieder ſegnet,<lb/> Und den katholſchen Koͤnig, der ſich edelmuͤthig<lb/> Zu meinem Retter, meinem Raͤcher anbot —<lb/> Sie alle ſtehn in meinem Teſtament,<lb/> Sie werden die Geſchenke meiner Liebe,<lb/> Wie arm ſie ſind, darum gering nicht achten.<lb/><stage>(Sich zu ihren Dienern wendend.)</stage><lb/> Euch hab' ich meinem koͤniglichen Bruder<lb/> Von Frankreich anempfohlen, er wird ſorgen<lb/> Fuͤr euch, ein neues Vaterland euch geben.<lb/> Und iſt euch meine letzte Bitte werth,<lb/> Bleibt nicht in England, daß der Britte nicht<lb/> Sein ſtolzes Herz an eurem Ungluͤck weide,<lb/> Nicht <hi rendition="#g">die</hi> im Staube ſeh', die <hi rendition="#g">mir</hi> gedient.<lb/> Bei dieſem Bildniß des Gekreuzigten<lb/> Gelobet mir, dieß ungluͤckſelge Land<lb/> Alsbald, wenn ich dahin bin, zu verlaſſen!</p><lb/> </sp> <sp who="#MEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Melvil</hi> </speaker> <stage>(beruͤhrt das Crucifix).</stage><lb/> <p>Ich ſchwoͤre dir's, im Namen dieſer aller.</p><lb/> </sp> <sp who="#MARSTUA"> <speaker><hi rendition="#g">Maria</hi>.</speaker><lb/> <p>Was ich, die arme, die beraubte, noch beſaß,<lb/> Woruͤber mir vergoͤnnt iſt frey zu ſchalten,<lb/> Das hab' ich unter euch vertheilt, man wird,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0214]
Und Heinrich Guiſe, meinen edlen Vetter.
Ich ſegne auch den Papſt, den heiligen
Statthalter Chriſti, der mich wieder ſegnet,
Und den katholſchen Koͤnig, der ſich edelmuͤthig
Zu meinem Retter, meinem Raͤcher anbot —
Sie alle ſtehn in meinem Teſtament,
Sie werden die Geſchenke meiner Liebe,
Wie arm ſie ſind, darum gering nicht achten.
(Sich zu ihren Dienern wendend.)
Euch hab' ich meinem koͤniglichen Bruder
Von Frankreich anempfohlen, er wird ſorgen
Fuͤr euch, ein neues Vaterland euch geben.
Und iſt euch meine letzte Bitte werth,
Bleibt nicht in England, daß der Britte nicht
Sein ſtolzes Herz an eurem Ungluͤck weide,
Nicht die im Staube ſeh', die mir gedient.
Bei dieſem Bildniß des Gekreuzigten
Gelobet mir, dieß ungluͤckſelge Land
Alsbald, wenn ich dahin bin, zu verlaſſen!
Melvil (beruͤhrt das Crucifix).
Ich ſchwoͤre dir's, im Namen dieſer aller.
Maria.
Was ich, die arme, die beraubte, noch beſaß,
Woruͤber mir vergoͤnnt iſt frey zu ſchalten,
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Zitationshilfe: | Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/214>, abgerufen am 25.07.2024. |